Über Herbststürme

Der Herbst nähert sich jetzt allmählich von Norden. Und mit ihm wird es in dieser Woche an den Küsten auch teils stürmisch.

Der Herbst ist eine so genannte Übergangsjahreszeit. In unseren Breiten macht er sich dann oft durch Herbststürme bemerkbar, die von dem Kampf der Luftmassen subtropischen Ursprungs gegen die Polarluft zeugen. In Teilen Nordeuropas wird man dies in dieser Woche zu spüren bekommen, ansatzweise auch an den deutschen Küsten.

Am Nordpol hat die Polarnacht begonnen. Die Sonne steigt also für sechs Monate nicht mehr über den Horizont, wodurch sich die Luft hier stark abkühlt, beginnend mit der höheren Atmosphäre.

In Abb. 2 sehen wir, dass die Temperaturen in ca. 9 km Höhe nur noch um -50°C liegen, Tendenz in den kommenden Monaten weiter fallend, wie man auch dann am Auftreten von polaren Stratosphärenwolken sehen wird. Diese können erst ab Temperaturen unter -78°C in ca. 20 bis 30 km Höhe entstehen.

Dieser beginnenden Abkühlung im hohen Norden steht das noch warme Meerwasser im subtropischen Europa gegenüber, die Gegensätze sind also um diese Jahreszeit besonders groß. Zwischen ihnen gibt es einen Grenzbereich, in dem der Temperaturunterschied über eine recht kurze Distanz groß ist. In diesem Bereich bilden sich dann auch bevorzugt Tiefdruckgebiete mit ihren Fronten.

Wind bedeutet Ausgleich
Die Natur ist dabei stets bestrebt, große Gegensätze auszugleichen. Dieser Ausgleich macht sich etwa durch einen kräftigen Wind in diesem Umfeld bemerkbar. In ca. 9 km Höhe merkt man dies besonders. Der Ausgleich geschieht hier durch ein beständiges Starkwindfeld, das den Namen Jetstream trägt (Abb. 3). Er weht von West nach Ost entlang dieser Grenze und kann hier Spitzengeschwindigkeiten von 250 bis 360 km/h erreichen. Zur Veranschaulichung kann man sich einen Wasserfall vorstellen, der den plötzlichen Höhenunterschied zwischen Gebirgsbach und See im Tal ausgleicht.

Ganz so extrem sieht es in Erdbodennähe natürlich nicht aus, doch wissen wir, dass Herbststürme recht heftig ausfallen können. Regelmäßig fordern sie in Deutschland und Europa Todesopfer.

Erste Herbststürme im Anmarsch
So dramatisch sieht es derzeit noch nicht aus. Allerdings machen sich, wie bereits in unserem Weltwetter angekündigt, die ersten Stürme in dieser Woche über Nordeuropa her und werden auch teilweise die deutschen Küsten betreffen.

Um die Entwicklung zu verfolgen, betrachten wir die Ausgangslage mit den Temperaturen in ca. 5,5 km Höhe in Abb. 4. Hier sehen wir deutlich an der Drängung der weißen Linien gleichen Bodendrucks und insbesondere an der Färbung der Flächen die Lage der Frontalzone im Bereich Grönland - Island - Skandinavien. Schauen wir uns dazu die Windverteilung in 10 m Höhe an (Abb. 5), so sehen wir, dass am Morgen des 28.09.09, 2 Uhr MESZ in diesem Bereich auch die kräftigsten Winde auftreten, verursacht in unseren Längen von Tief Quinn mit Kern über der Barentssee.

Wie entsteht nun ein Herbststurm?
Der Wind im Bereich dieser Luftmassengrenze weht nicht "glatt" von West nach Ost, sondern führt Wellenbewegungen aus. Dies hat seinen Ursprung in physikalischen Gesetzmäßigkeiten, da parallele Strömungen stets das Bestreben haben, diesen Zustand verlassen zu wollen.

Es kommt also zu einer Wellenbewegung, der Jetstream mäandriert, und damit kommt es zu Kaltluftvorstößen nach Süden bzw. Warmluftvorschüben nach Norden. Auf der Vorderseite eines solchen "Troges", eines Kaltluftvorstoßes, sind dabei die Bedingungen günstig für die Entstehung neuer Tiefs. Die Geburt eines solchen neuen Tiefs dürften wir den Prognosen folgend in der Nacht auf den kommenden Freitag, 2.10.09, erleben.

Windige Küsten zum Tag der Deutschen Einheit
Es soll, wie in Abb. 6 zu sehen, dann bei Grönland entstehen und zieht unter Verstärkung über den Atlantik auf Europa zu. Am kommenden Samstag, 3.10.09, ist es dann als kräftiges Sturmtief mit seinem Kern über der Nordsee angekommen (Abb. 7). Wir sehen auch, wie auf seiner Rückseite die kalte Luft polaren Ursprungs südwärts geführt wird.

Im Laufe des 3.10. dürfte es daher in seinem Umfeld recht stürmisch zugehen. Die Prognose der kräftigsten Windböen (Abb. 8) zeigt die Möglichkeit von Orkanböen zwischen Schottland, den Färöer und Shetland-Inseln. Aber auch im Bereich der Deutschen Bucht, in Dänemark und später auch in Richtung Ostsee und Baltikum sind Sturmböen oder schwere Sturmböen möglich.