"Morning Glory"

Am Freitag, den 17.7.2009, zeigte sich über Teilen Bayerns ein ungewöhnliches Wolkenphänomen.

Was wie ein Spezialbericht über ein sehr bekanntes Lied klingt, ist eigentlich einer über ein kaum bekanntes Wolkenphänomen: „Morning Glory“.

Was ist eine „Morning Glory“?
Diese ist eine scheinbar „rollende Wolke“, welche typischerweise im südlichen Golf von Carpentaria, einer flachen Meeresbucht an der Küste Nordaustraliens, vorkommt. Besonders während der Trockenzeit im dortigen Frühling von September bis Mitte November ist sie regelmäßig zu beobachten, teilweise jeden zweiten Tag. Mit einem Kondensationsniveau von nur 100 bis 200 Meter handelt es sich um sehr tief liegende Wolken. An der Küste von Queensland taucht die Wolke typischerweise zur Morgendämmerung auf, woher dieses Wolkenphänomen auch ihren Namen hat. Oftmals hat diese Wolke eine Länge von mehreren hundert Kilometern, besitzt nur ein bis zwei Kilometer in der Breite, und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60km/h. An der Vorderseite kommt es dabei zu starken Aufwinden, welche von Segelfliegern sehr geschätzt werden, an der Rückseite dagegen zu Absinken.

Wetterphänomen in Süddeutschland
Wer am frühen Morgen des Freitag, 17.7.2009, in München aus dem Fenster blickte, dürfte wohl recht überrascht gewesen sein über den Anblick. Wie die Bilder von Olaf Schneider sowie die Webcam Bilder des meteorologischen Instituts zeigen, rollte dabei eine einzige dünne Wolkenstraße über die Stadt hinweg, dazu gesellte sich ein plötzlicher kräftiger Wind. Die übrigen Wolken bewegten sich dazu kaum. Die Wolkenstraße ist, wenn auch sehr schwach, auf den Satellitenbildern zu sehen, zu finden auf der Seite des tschechischen Hydrometeorologischen Instituts. Angeblich wurde die Wolkenstraße sogar in Nürnberg beobachtet. Ein seltenes Phänomen, das gleiche wie in Australien?

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Was sind die Ursachen?
Auf der Cape-York-Halbinsel im Golf von Carpentaria treffen die Seewinde von beiden Seiten aufeinander. Dort entsteht eine Konvergenz, welche atmosphärische Wellen anregt. Dort wo die Luft auskondensiert, wo also Hebung entsteht, ist die Wolken zu sehen. Beim Absinken dahinter verdunstet diese allerdings wieder. Gefährlicher ist es, wenn die Luft zu trocken ist, wenn also keine Kondensation auftreten kann. Die starken Auf- und Abwinde treten dennoch auf, was Fliegern aufgrund des Fehlens visueller Hinweise zum Verhängnis werden kann (man spricht von „Clear-air disturbance“).

Die zweite Entstehungsursache
Die Entstehungsvoraussetzungen für das Wolkenphänomen in Bayern sind im Prinzip die gleichen wie die einer „Squall Line“ (siehe dazu Spezial vom 17.7.2009). Von Westen nahte die Kaltfront (siehe Abbildung 6), davor entstand eine Konvergenz. Dort, also bereits im Vorfeld der Gewitter, wird Hebung in der stabil geschichteten Luftmasse erzeugt (siehe Abbildung 7). Sind zudem bestimmte Randbedingungen gegeben, können Schwingungen in der Atmosphäre und somit eine „Morning Glory“ entstehen. Diese stabil geschichtete Schicht findet sich noch teils am frühen Morgen und wird im Tagesverlauf rasch labilisiert, was zu einem Verschwinden des Phänomens führt.