Wein 2009

Was sagt die bisherige Witterung über den Wein Jahrgang 2009 aus? Wird seine Qualität eher gut oder eher mäßig sein?

Betrachtet man das erste Halbjahr 2009 rückblickend aus Sicht der Phänologie, also etwa anhand der Entwicklung von Baum- und sonstigen Blüten, so ist das Jahr 2009 recht ungewöhnlich verlaufen. Was bedeutet diese Entwicklung für Weinliebhaber?

2009 begann mit guten Nachrichten
Der Winter 2008/2009 begann dabei bereits mit guten Nachrichten für die Weinliebhaber. Denn nach einem spürbar zu kühlen Januar und auch winterlichen Februar lag die Durchschnittstemperatur des Winters in Deutschland unterhalb der langjährigen Mittelwerte (-0,3°C). So fanden die Winzer beinahe ideale Bedingungen für den Eiswein 2008 vor, dessen Qualität auch überdurchschnittlich ausfiel.

Winterlicher Frühlingsbeginn
Der März und damit bereits der meteorologische Frühling setzte sich dann mit eher winterlicher Witterung fort. Diese drückte sich weniger in den Temperaturen, die etwa im Bereich des Klimamittels lagen, als eher in den häufig durchziehenden Tiefdruckgebieten aus, die dafür sorgten, dass das 1,5-fache des Niederschlags fielen, dann natürlich auch oft als Schnee. Phänologisch definiert man den Erstfrühling mit der Blüte der Haselnuss, die etwa zur normalen Zeit kurz nach Monatsbeginn auftrat.

Frühlingsexplosion im April
Was dann folgte, könnte man wohl als eine der ungewöhnlichsten Aufholjagden der Natur überhaupt bezeichnen. Denn der April, der vielerorts ein Rekord-April wurde mit einer Durchschnittstemperatur von 4,5°C über den langjährigen Mittelwerten, sorgte für eine beispiellose Explosion der Blütenpracht.

Die Natur, die nach dem kühlen März um etwa zwei Wochen zurück hing, ließ alles gleichzeitig blühen, was sonst nacheinander blüht: Spitzahorn, Winterraps, Aprikosenbäume, Apfelbäume, Kirschbäume. Ein derartiges Bild wie in diesem April 2009 wird man wohl so schnell nicht wiedersehen. Nicht einmal die Bienen kamen in so einem frühen Stadium mit dem Bestäuben hinterher.

Die Aufholjagd der Natur wurde zu einer Überholjagd, denn zum Ende des Monats April und bis in den Mai war die Natur dann ihrer Zeit zwei Wochen voraus. Genau das waren dabei sehr günstige Startbedingungen für die frühen Weinreben, die außergewöhnlich früh mit ihrer Blüte begonnen haben. Je früher und je schneller dir Rebstockblüte vonstatten geht, umso besser wird meist auch der Wein.

Anfang Juni: Schafskälte
In den späteren Lagen bekam der Wein dann allerdings Probleme durch die Anfang Juni einsetzende Schafskälte, die die Blüte der Rebstöcke in die Länge zog. Der Regen, der zusätzlich für viele Früchte auf den Feldern zu einem idealen Entwicklungsstadium fiel (insbesondere um den 06. Juni), wurde für manche Rebsorten zu viel. Und gerade die Niederschläge wurden seitdem auch weiter ein Problem für die Winzer.

Denn seitdem blieb das Wetter unbeständig, der Juni war deutschlandweit sogar geringfügig zu kühl. Darum baute die Natur ihren Vorsprung nicht weiter aus, sondern bleibt ihrer Zeit weiterhin um etwa zwei Wochen voraus. Die Winzer müssen dabei immer wieder besorgt auf die Gewitterwolken achten, die bereits im Südwesten Deutschlands durch Hagel für Schäden gesorgt hatten.

Sommer herausfordernd, aber hoffnungsvoll
Und auch die ständigen Starkniederschläge sorgen nach wie vor für Probleme, wenn man sich einige Weblogs der Winzer ansieht: Ständig kämpft man gegen Befall durch Oidium und Peronospora (echten und falschen Mehltau). Dieser Kampf wird aber größtenteils gewonnen, und so prognostizieren die badischen Winzer einen qualitativ guten Wein Jahrgang 2009. Die Weinliebhaber haben also Grund zur Vorfreude.