El Niño ist zurück

Die Meerestemperaturen des Ostpazifiks zeigen: Eine neue El Niño Phase beginnt. Mit weltweiten Wetter-Folgen

Von Messinstrumenten auf der Erde und von Satelliten im All werden ständig die Meerestemperaturen gemessen. Die aktuellen Werte deuten auf den Beginn eines so genannten El Niño-Ereignisses hin, das bis in den Winter 2009/10 wirksam sein soll, mit weltweiten Folgen für das Wettergeschehen.

ENSO als Druckschaukel
Das El Niño / Southern Oscillation (kurz ENSO) Phänomen bezeichnet dabei ein periodisch auftretendes Ereignis und zeigt sehr gut, wie wichtig die Koppelung Atmosphäre-Ozean für die langfristige Wettervorhersage ist.

Dabei geht es um die Stärke zwischen dem im Mittel tiefen Luftdruck über Südost-Asien und hohen Luftdruck über dem südöstlichen Pazifik. Der Unterschied zwischen diesen beiden Drucksystemen bestimmt dabei die Stärke der Passatwinde im Bereich des äquatorialen Pazifiks. 

Direkte Folgen für Südamerika
Die östlichen Passatwinde transportieren dabei das Oberflächenwasser von der südamerikanischen Westküste ab. Dies sorgt dafür, dass kühleres und nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe nachströmt, was wiederum reichhaltige Fischvorkommen sichert, die wichtig sind für die Existenz von etwa peruanischen Fischern.

Diese Fischer waren es auch, die dem Phänomen El Niño seinen Namen gaben, da zur Weihnachtszeit (El Niño = das (Christ-)Kind) bei wärmerem Oberflächenwasser wesentlich weniger geangelt wurde. Denn durch eine Erwärmung des Ostpazifiks (Abb. 2) werden die Druckgegensätze geschwächt, was wiederum die Passatwinde schwächt, wodurch das warme Oberflächenwasser vor den Westküsten Südamerikas nicht mehr abtransportiert wird (Abb. 3): Einige Fischer mussten und müssen wegen dieser Wechselwirkungen um ihre Existenz bangen.

Weltweite Auswirkungen
Aber abgesehen von diesen direkten Folgen wird die Entwicklung der ENSO so genau verfolgt, weil damit auch Aussagen über die langfristige Entwicklung der Wetter-Muster auf der Welt möglich sind, wobei viele Faktoren noch nicht ausreichend erforscht wurden.

Am deutlichsten werden die Auswirkungen während eines El Niño-Ereignisses im tropischen Raum. In Malaysia, Indonesien, dem tropischen Nordpazifik, dem südöstlichen Afrika und dem nördlichen Südamerika kommt es zu weniger Niederschlägen, zum Teil zu Dürren.

Unter anderem im zentralen Südamerika und entlang der peruanischen und ecuadorianischen Westküste muss dagegen mit verhäuften Starkregenereignissen gerechnet werden, die schon zu Überflutungen und Erdrutschen geführt haben. Aber auch in den USA, insbesondere in Kalifornien, wird El Niño für kräftige Winterstürme verantwortlich gemacht.

Andererseits gibt es auch positive Effekte: Zum Beispiel bilden sich während einer El Niño Phase weniger Hurrikane, zurückzuführen ist dies auf die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe, die dann größer ist. Für die USA heißt dies zum Beispiel auch mehr Niederschlag für den trockenen Südwesten, weniger kräftige Winter in den nördlichen Staaten, und auch Waldbrände treten in Florida seltener während eines El Niño-Ereignisses auf.

Auswirkungen auf Europa
Für Europa wird in der Forschung nach wie vor über das Ausmaß des Einflusses von El Niño diskutiert. Als sicher gilt, dass die Einflüsse hier weitaus weniger intensiv sind als in den Tropen.

Ein Studie von Stefan Brönnimann, Professor für Klimatologie an der ETH Zürich aus dem Jahre 2004, zeigt aber beispielsweise, dass die harten Kriegswinter zwischen 1940 und 1942 auf einen starken El Niño zwischen Herbst 1939 bis Frühling 1942 zurückzuführen sind, es handele sich hier um eine Klimafernkopplung. Während eines starken El Niños ist ebenso das Aleutentief im Nordpazifik stark ausgeprägt, was wiederum zu einem schwachen Islandtief und schwachen Polarwirbel führt.

Außerdem ist eine starke Zunahme der Ozonschicht über der Arktis und Europa damit in Zusammenhang zu bringen. Dass die Stratosphäre dabei solch starke Ozonschwankungen aufweisen kann, war bisher nicht bekannt.

Ob das derzeit schwache bis mäßige El Niño Ereignis nun auch unseren kommenden Winter 2009/10 beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Nach derzeitigen Berechnungen mehrerer Modelle wird jedenfalls noch mit einer Verstärkung von El Niño gerechnet (Abb. 4-5). Erst im Frühjahr 2010 sollen wir laut derzeitigen Berechnungen wieder zu neutralen Bedingungen zurückkehren.

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Hinweis:

Abb. 1 von chifa217 unterliegt der CC-Lizenz