Schnee im Sommer

Der bislang kühle Juni hat auch sein Gutes: Die Gletscherschmelze wird gestoppt. Aber wie lange?

Den Sommerliebhabern bleibt im Moment nichts erspart. Kühles Schauerwetter statt Sonne satt und jetzt schreibt auch noch einer was von Schnee. Ja, man muss in letzter Zeit als Fan von Sonne und Wärme viel ertragen und aushalten. Als Trost: Besserung ist in Sicht.

Gletscherfreuden
Die kühle Witterung der letzten Wochen erfreut vor allem die Alpengletscher. Sie brauchen sommerliche Kaltlufteinbrüche, um den Abschmelzprozess zu verlangsamen. Frischer Neuschnee reflektiert 90 bis 95% des einfallenden Sonnenlichtes von der Gletscheroberfläche. Somit wird die Wärme gleich wieder abgewiesen und kann nicht vom Gletscher absorbiert werden - der Schmelzprozess ist gestoppt. Solche Kaltlufteinbrüche sind noch wichtiger als eine hohe Winterschneedecke. Die gibt dem Gletscher zwar ein gutes Polster mit auf den Weg, doch wird lediglich nur der Zeitpunkt nach hinten verschoben, wo der Gletscher im Sommer dann blank in der Sonne liegt. Liegt er erstmal einige Zeit blank so wird die Gletscheroberfläche durch Staub und Schmutz immer dunkler. Da dunkle Körper mehr Wärme absorbieren können als helle wird dem Gletscher bei langanhaltenden Schönwetterperioden immer wärmer und der Schmelzprozess beschleunigt sich rapide. Sommerliche Schneefälle verschaffen dem schwitzenden Eisriesen eine Verschnaufpause und sorgen dafür, dass der Schmelzprozess abgebremst wird.

Tropfen auf dem heißen Stein
Trotz sommerlicher Neuschneefälle ist die Gesamtbilanz der Alpengletscher in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten eher verheerend. Bis auf wenige "Exoten" sind die Eisriesen weiter im Rückzug inbegriffen. Auch kurzzeitige Kaltlufteinbrüche mit Neuschnee im Sommer bringen nur wenig Entspannung, wenn es anschließend wieder wochenlang warm wird. Um die Sommerfreunde zu ärgern: Die Gletscher bräuchten kühle, verregnete Sommer, um ihren Schneehaushalt positiv zu gestalten - so wie in den 70er bis etwa Mitte der 80er, wo letztmals die Alpengletscher an Volumen zugenommen haben. Seitdem sind sie gnadenlos auf dem Rückzug, auch wenn, so wie jetzt, sommerliche Schneefälle für etwas Entspannung sorgen. 

Die Schneeprognose
Auf der Rückseite von Tief Qinton über der Adria strömt kühle Luft gegen die Alpen (Abb. 1).  Doch die Warmfront des Tiefs steht über Osteuropa bereit und wird den Alpenraum am Mittwoch dann erreichen. Vorerst bleibt aber noch die Kaltluft wetterbestimmend und das äußert sich auch an der Schneefallgrenze. Anfangs (Abb. 2 und 3 ) liegt die Schneefallgrenze teils bei 1600m wie am heutigen Montag Morgen am Tiroler Hahnenkamm.  Auch auf dem Wendelstein im bayerischen Sudelfeldgebiet (1832m) und auf der Zugspitze (2962m) im Werdenfelser Land hat es geschneit (Abb. 4). Am Mittwoch macht sich dann die Warmluft bemerkbar und drückt die Schneefallgrenze auf über 3000m (Abb. 5). Dann geht es auch den Gletschern wieder an den Kragen...