L'Aquila: Gewitter?

Bisher war es bei den Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben trocken. Drohen jetzt auch noch Gewitter?

Die Hoffnung, nach dem kräftigen Erdbeben in der historischen Stadt L'Aquila in den Abruzzen noch Überlebende zu finden, schwinden jetzt von Stunde zu Stunde. Die Todeszahl ist nach derzeitigem Stand auf über 270 gestiegen. Viele Erdbebenopfer übernachten derzeit in Zeltlagern, und bisher spielte auch das Wetter mit. Nun drohen teils kräftige Gewitter.

Diese könnten die Lage für Zehntausende, die obdachlos sind, weiter verschlimmern. Bisher war die Übernachtung in behelfsmäßigen Unterkünften und Zelten noch unproblematisch, da es trocken blieb bei Temperaturen zwischen 15°C tagsüber und 6°C nachts.

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Jetzt wird zu allem Übel die Wetterlage zunehmend instabil. Grund dafür ist zum einen ein erneuter Kaltluftvorstoß über Westeuropa, der recht kräftig ist und weit nach Süden reicht. Man erkennt ihn auch sehr gut am Jetstream genannten Wind in etwa 9 km Höhe.

Zusätzlich hat sich nach dem letzten Trog dieser Art (wir berichteten darüber im Zusammenhang mit dem Wetter zu Ostern). Ein Bereich kalter Luft gehalten, der nun als Höhentief über das Mittelmeer ostwärts zieht. Auf der Vorderseite des jetzigen Troges wölbt sich dabei förmlich die feucht-warme Luft auf (Abb. 5), das nahe Höhentief sorgt zusätzlich für eine Labilisierung, wodurch leichter Gewitter enstehen können (Abb. 6).

Viele Indizes deuten daher auch auf eine hohe Wahrscheinlichkeit für Gewitter (Abb. 7). Vereinzelt kann man dabei auch Starkregen und Hagel nicht ausschließen, obwohl Unwetterkriterien nur örtlich erreicht werden dürften. Neben der mittlerweile recht kräftigen Sonne dürfte in L'Aquila aber auch das Gebirge die Auslösung von Gewittern unterstützen (Abb. 8).

Zusätzliche Einsturzgefahr
Wenn auch die Lage insgesamt nur örtlich eine Unwettergefahr zulässt, darf man dabei nicht außer Betracht lassen, dass auch schon ein normaler kräftiger Regenguss oder Blitzschlag für die Zeltbewohner ein Problem darstellt. Zusätzlich wird durch den Niederschlag der Boden aufgeweicht. Damit zusammen können bereits stürmische Böen, die in Gewitternähe auftreten, dafür sorgen, dass bereits beschädigte Gebäude zum Einsturz gebracht werden.

Das wechselhafte Wetter hält über die Osterfeiertage weiter an, da das nächste Höhentief schon wieder ansteht und sogar für noch mehr Niederschlag sorgen könnte.

 

Bilderlizenzen:

Die Abb. 1 bis 3 von Radio Nederland Wereldomroep (Profil) unterliegen der CC-by-nd Lizenz.