40 Dörfer überschwemmt

Nach Unwettern mit heftigen Regengüssen in der Slowakei sind 2 Tote zu beklagen. Was ist passiert?

Ein 41-jähriger Polizist im Dorf ?ir? nahe der slowakisch-polnischen Grenze blickte bei strömendem Regen besorgt auf den anschwellenden Dorfbach. Als dieser über die Ufer trat, beeilte er sich, sein Hab und Gut vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Bei diesem Versuch ertrank er, und auch seine Schwester, die ihn retten wollte, kam in den Wassermassen um.

40 Dörfer im Osten der Slowakei sind am Mittwoch und Donnerstag überschwemmt worden. 200 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Im Bezirk Bardejov (Bartfeld) riss das Wasser zwei Autobrücken mit. Wie sind diese Unwetter entstanden?

Die Entwicklung dieser Lage begann am vergangenen Montag. Wir erinnern uns: Auch Deutschland lag zu dieser Zeit noch im Einfluss kühler Meeresluft. Dabei schnürte sich in der Höhe ein Bereich dieser Kaltluft ab und wanderte als abgeschlossenes Gebiet weiter in Richtung Balkan. Man nennt dies ein Höhentief, es ist auf den normalen Bodendruckkarten zunächst kaum oder gar nicht zu erkennen.

Feuchtes Tief contra trockenes Hoch
Am Mittwoch ist dieses Höhentief sehr deutlich auf der 500-hPa Karte für das Geopotenzial zu erkennen (Abb. 1). Am Boden ist nun das korrespondierende Tiefdruckgebiet mit Kern Zsuzsanna über dem Schwarzen Meer entstanden (Abb. 2). Dieses Tief führte nun gegen den Uhrzeigersinn die feucht-warme Luft aus dem östlichen Mittelmeer und dem Schwarzen Meer um sich herum. Nördlich davon verstärkte sich der Hochdruckeinfluss, wodurch hier wiederum trockene Festlandsluft aus dem Nordosten herankam.

Zusammenprall der Luftmassen
Es entstand also eine deutlich ausgeprägte Luftmassengrenze, wobei im Westen der Slowakei die trockenere, im Osten die feuchtere Luft bestimmend war (Abb. 3). An der Grenze selbst wehte ein kräftiger Wind, in 1500 Metern Höhe mit bis zu 95 km/h im Mittel aus Nordost (Abb. 4), ebenso sorgte der Zusammenprall der Luftmassen für kräftige, schauerartige und länger andauernde Niederschläge mit Blitz und Donner vom südlichen Polen bis hin in den Norden und Osten der Slowakei.

Hinzu kommen die besonderen geographischen Bedingungen: Die Regenwolken wurden gegen das Karpaten-Gebirge gedrückt, wo sie stauen und abregnen konnten (Abb. 5). Die höchsten Niederschlagsmengen werden daher auch im Nordstau der Hohen Tatra aus Zakopane im Süden Polens gemeldet mit 113,5 Litern pro Quadratmeter, gefallen von Mittwoch bis Donnerstagfrüh, 8 Uhr MESZ (Abb. 6). Zum Vergleich: die mittlere Niederschlagssumme für den Berliner Raum im gesamten Monat Juli liegt zwischen 50 und 70 Litern pro Quadratmeter.

Noch keine Entwarnung
Damit ist klar, dass gerade die vielen Bergbäche diese Wassermenge nicht halten konnten und so aus einem Rinnsal reißende Strömungen wurden. Die Gefahr hält dabei auch bis heute an, denn das Tief bewegt sich kaum noch, und so sind bis Samstag noch einmal teils kräftige gewittrige Regengüsse möglich. Ab Sonntag entspannt sich die Lage aber allmählich.