Tornado-Verdacht Wien

Der Grund für den Bildausfall während des EM-Halbfinalspiels waren schwere Unwetter in Wien...

Bildausfall während der Übertragung des EM-Halbfinalspiels Deutschland-Türkei: Grund war ein heftiges Unwetter über Wien. Bei heftigem Regen und registrierten Windböen über 100 km/h flohen die Leute in Panik von der Fanmeile. Dabei wurden zwei Fans niedergetrampelt und mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Es gibt sogar Indizien, dass nur ein paar Kilometer weiter ein Tornado aufgetreten ist.

Woher kamen die heftigen Gewitter?
Der Grund für die unwetterartige Entwicklung wurde bereits in den vergangenen Tagen mehrfach erläutert. So wie im Süden Deutschlands, so befanden sich am gestrigen Abend des 25.06.08 auch die Teile Österreich nördlich des Alpenhauptkamms zum Teil im Bereich sehr feuchter und warmer, damit also energiereicher Luftmassen.

Doch energiereiche Luft an sich genügt noch nicht, um Gewitter auszulösen. Sie muss in Bewegung kommen, insbesondere in die Höhe steigen, damit sich die Energie dann auch in Form von Schauern und Gewittern entladen kann. Dies ist tagsüber in Wien noch nicht der Fall gewesen. Während des Tages wurde in der Höhe trockenere Luft herangebracht (Abb. 1), sodass zunächst die Sonne scheinen konnte, keine Schauer entstanden und diese Luftmassen sogar noch weiter aufgeheizt wurden.

Gewitterlinie am Abend
Zum Abend näherte sich dann von Westen die kältere Luft, und nun geschah etwas, was bei Kaltfronten häufig der Fall ist: vor der eigentlichen Front, im Bereich zusammenfließender Luftmassen, bildete sich eine Gewitterlinie. Linie deshalb, weil man sie auf dem Niederschlagsradar als Linienform erkennen kann. Da die Luft an dieser Linie zusammenströmt, steigt sie auf. So genannte Konvergenzlinien haben meist heftigere Auswirkungen als die Kaltfront selbst, insbesondere wenn im Vorfeld noch keine Schauer aufgetreten sind. Solche Konvergenzlinien sind auch auf den Wetterkarten durch Linien kenntlich gemacht (Abb. 2).

Orkanartige Böen und Tornadoverdacht
Auch in Wien waren die Auswirkungen heftig: die Regenmengen waren bereits beachtlich mit 30 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit (Abb. 3), das weitaus beängstigendere war jedoch der Wind: an den Wiener Stationen wurden orkanartige Böen bis 108 km/h registriert (Abb. 4).

Letztere könnte durchaus auch durch den Einfluss eines Tornados entstanden sein. Im österreichischen Skywarn Forum wird das Foto einer Trichterwolke gezeigt sowie eine Beobachterin zitiert:

"Ich wohne Wagramer Straße, nähe Kagran, Kagran U-bahn. Das Geräusch, was ich gehört habe, war so heulend, als wenn man mit einer Schleuder herum wirbeln würde, und gepfiffen hat es so ungewöhnlich. Habe es noch nie gehört. Die Windbewegungen waren so kreisförmig, wie ein Schlauch oder Rüssel.

Zuerst habe ich nur die Geräusche gehört, und dann sah ich wie so nen Rüssel, (der) aus meiner Sicht von rechts nach links, in einer Richtung, durchzog. Mein Freund war geschockt. Der meinte zu mir noch, guck mal, das ist ja ein richtiger Strudel! Wie eine Röhre. War aber nur ganz kurz. Ein paar Sekunden lang. Und bei den Dächern hats ein paar Ziegeln mitgerissen."

Tornado sehr wahrscheinlich
Mit Kenntnis der Wetterlage und dem dort veröffentlichten Foto ist ein Tornado möglich bis sehr wahrscheinlich, gerade im Zusammenhang mit Konvergenzlinien . Eine genauere Abschätzung wird aber erst mit einer genaueren Untersuchung der Schäden möglich sein. Da der mutmaßliche Tornado etwa 2 Kilometer östlich der Fanmeile vorbeigezogen ist, kann für die Fußballbegeisterten dabei noch von Glück im Unglück gesprochen werden.