Eisheilige sind da

Mit Verspätung sind die Eisheiligen nun doch nach Deutschland gekommen. Wo gab es Frost?

"...und am Ende fehlt nie die Kalte Sophie". So endet die Reihe der Bauernregeln mit der letzten der Eisheiligen, die offiziell zwischen dem 11. und 15. Mai stattfindet. Heute am 20. Mai, also 5 Tage verspätet, ist im Norden Deutschlands bis ins Flachland hinein gebietsweise Bodenfrost, örtlich sogar Luftfrost (Frost in 2 Metern Höhe) aufgetreten. Verspätet, aber dennoch voll im Plan.

Dabei wird im Moment am Rand des uns nun immer mehr beeinflussenden Hochs Otto sehr kühle Luft polaren Ursprungs von Norden herangeführt (Abb. 1). Diese Luft kommt bei sehr schwachen Windverhältnissen zur Ruhe. Kältere Luft ist schwerer, und so legt sie sich förmlich auf den Boden, während bei zeitweise sternenklarem Himmel der Erdboden weiter auskühlen konnte. Diese dünne Kaltluftschicht kann man sehr schön in dem untersten Abschnitt des heutigen Radiosondenaufstiegs an der Station Schleswig um 2 Uhr MESZ erkennen, dessen Temperaturprofil in Abb. 2 zu sehen ist.

Frost im Nordwesten
Wer am Morgen des 20.05.08 also auf die Homepage von Wetter24 sah, der konnte dann auch schnell erkennen, wo sich die am meisten frostgefährdeten Gebiete befanden (siehe Abb. 3): Insbesondere der Nordwesten Deutschlands und hier besonders in der Lüneburger Heide gab es häufig Bodenfrost und teilweise auch Luftfrost: Fassberg meldete genau wie Worpswede bei Bremen zwischen 5 und 6 Uhr eine Temperatur von -1°C.

Bodenfrost noch häufiger
Noch häufiger froren die Pflanzen in Erdbodennähe, wobei die Karte der Temperaturen in 5 cm Höhe (Abb. 4) auch sehr gut den Bereich der kältesten Luft widerspiegelt (Abb. 5). Aber nicht nur hier, auch bis in die Urstromtäler Brandenburgs und Sachsens tauchte Bodenfrost auf.

Eisheilige verspätet?
Während sich das Tief über dem Alpenraum allmählich nordostwärts verlagert (Abb. 6), lässt in den kommenden Tagen die Frostgefahr etwas nach, allerdings wird man bis zum 22. Mai noch örtlich seine Pflanzen schützen müssen (Abb. 7). Damit sind die Eisheiligen, die eigentlich vom 11. bis 15. auftreten, verspätet angekommen. Verspätet, aber auch pünktlich.

Kalenderreform
Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Bauernregeln zum Teil sehr alt sind. Viele von ihnen beziehen sich auf Gedenktage von Heiligen, die vor unserem jetzt gültigen Gregorianischen Kalender aufgestellt worden sind. Mit der Kalenderreform im Jahr 1582 und den damit erfolgten Korrekturen der Schaltjahr-Regeln haben müssten demzufolge auch die Bauernregeln zurechtgerückt werden.

Tut man dies für die Eisheiligen, so müssten sie eigentlich dem Zeitraum 18. bis 22. Mai zugeordnet werden, und damit liegen sie in diesem Jahr absolut im Plan.