Klimawandel verändert Natur

'Meta-Studie' fasst erstmals knapp 30.000 Forschungen zusammen. Ergebnis: Mensch verändert Natur drastisch

Bislang wurden stets Vermutungen angestellt, wie groß die Auswirkungen der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung sein könnten. Nun liegt erstmals eine Studie vor, die knapp 30.000 Langzeitbeobachtungen aus aller Welt kombiniert. Hier wird gezeigt, dass große Teile physikalischer und biologischer Systeme durch die vom Menschen verursachte Temperaturerhöhung beeinflusst werden.

Diese so genannte 'Metastudie' ist deswegen so wichtig, weil Sie eine Lücke zu schließen versucht. Denn bisher gab es auf der einen Seite die Klimasimulationen, die Aussagen über die zukünftige Entwicklung unserer Atmosphäre zu machen versuchen. Sie alle rechneten Szenarien auf globaler oder zumindest kontinentaler Ebene. Allen voran diejenigen Modelle, die dem Weltklimarat IPCC vorliegen.

Klimamodelle und lokale Forschungen verknüpft
Auf der anderen Seite gibt es eine unzählige Anzahl an Forschergruppen, die in ihrer jeweiligen Region die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen, sei es nun in Bezug auf Blütezeiten, Sonneneinstrahlung, Untersuchungen an Sümpfen, oder Untersuchungen über die Wege der Zugvögel. Viele dieser Studien weisen eine Veränderung im Laufe der Jahre auf, behandeln aber entweder nur einzelne Phänomene oder kleine Regionen, global sind diese Forschungsergebnisse nie in Einklang gebracht worden.

Knapp 30.000 Studien aus aller Welt vereint
Dies ist nun am Goddard Institute for Space Studies der NASA geschehen. Das Forscherteam um Cynthia Rosenzweig hat nun 28.800 Forschungen über Biosysteme und 829 Veröffentlichungen über physikalische Systeme mit Kollegen aus zehn weiteren Instituten, unter anderem auch in Zusammenarbeit mit der TU München, untersucht. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe der Fachzeischrift nature (Bd. 453, S. 353 - 357, 15. Mai 2008)

Mensch veränderte Natur zu 90%
In dieser Studie, die den Zeitraum 1970 bis 2004 abdeckt, wird zunächst gezeigt, dass die Erwärmung auf kontinentaler Ebene nicht durch natürliche Schwankungen allein erreicht werden kann, sondern menschlich verursacht ist. Als nächstes wurde also versucht, den menschlichen Anteil an der globalen Erwärmung herauszudestillieren. Anschließend wurden die knapp 30.000 Studien ausgewertet. Das Ergebnis: die Veränderungen in physikalischen Systemen stimmen zu 95%, die in Ökosystemen zu 90% mit den gemessenen Temperaturveränderungen überein.

Damit ist der Nachweis erbracht, dass der Mensch die Natur entscheidend verändert. Dies konnte bis dato nur vermutet werden. Die stärksten Veränderungsmuster wurden dabei in Nordamerika, Asien und Europa gefunden. Dies läge aber nur daran, dass aus diesen Regionen die meisten Forschungsergebnisse vorlägen, so Rosenzweig. Die Autoren der Studie rieten nun dringend an, auch die Veränderungen in Südamerika, Australien und Afrika zu studieren. Gerade in tropischen Klima-Regionen sind zwar die Hinweise auf eine vom Menschen gemachte Veränderung zahlreich, aber noch nicht genügend erforscht.

Klimawandel und Folgen für Deutschland
Für Deutschland wurde bewiesen, dass der hier beheimatete Zugvogel Mönchsgrasmücke im Winter wegen der Erderwärmung lieber nach England als nach Spanien zieht. Außerdem bekommen die Pflanzen der hoch gelegenen Alpenregionen wie der Gletscherhahnenfuß immer mehr Konkurrenz durch Pflanzen aus ursprünglich tieferen Lagen. Ursache dafür ist nur der Anteil der globalen Erwärmung, der vom Menschen verursacht ist.


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