Klimawandel und Garten

Nach einer aktuellen britischen Umfrage bemerken immer mehr Gärtner den Klimawandel...und erkennen ihre Möglichkeiten

Die Veränderung im eigenen Garten wird immer offensichtlicher. Dies wurde jetzt bei einer Umfrage der britischen Agentur zur Abfallvermeidung, genannt "Wrap" belegt. Dazu zähle zum Beispiel, dass der Rasen häufiger und länger im Jahr gemäht werden müsse.

Dass sich die "Rasenmäh-Saison" verlängert habe, gaben mittlerweile mehr als die Hälfte (56%) der Befragten an, wo es im Vorjahr noch 40% waren. Mit 43% gab ein Drittel mehr als im Vorjahr an, nun auch häufiger mähen zu müssen. Noch auffälliger wird der Wandel im Garten bei den Blumen. Von den 1.011 Befragten gaben 69% an, dass die Blüte ihrer Pflanzen früher beginne.

Dabei lohnt es sich, bei der Gärtnerei insbesondere den Blick nach Großbritannien wandern zu lassen. 2006 waren laut Meldung des 'Observer' mehr als zwei Drittel der britischen Erwachsenen Gärtner bzw. Gärtnerinnen, mehr als doppelt so viele wie Fußball-Zuschauer.

Gärtner dokumentieren Wandel
Um den Klimawandel zu dokumentieren, kam im Jahr 1998 Tim Sparks vom UK Phenology Network darauf, das "Nature's Calender Project" zu gründen, um die Folgen vor der eigenen Hintertür sichtbar zu machen. Dabei werden von den Hobbygärtnern Blütezeiten gemeldet, die den Frühling oder den Herbst ankündigen.

Diese freiwilligen Beobachtungen erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit: Mittlerweile umfasst die Datenbank des Kalenders laut Spiegel Online 2.000.000 Aufzeichnungen, die die Veränderung im Laufe der Zeit dokumentieren. Laut jüngstem Bericht beginnt der Frühling bei Flora und Fauna mittlerweile einen vollen Monat früher. Daten, die laut Sparks auch den IPCC-Bericht beeinflusst haben sollen.

Doppelt so schnelles Wachstum
Für Blumenfreunde in Europa und Nordamerika dürfte sich indes der Klimawandel nicht durchweg negativ auswirken. Lewis Ziska vom US Department of Agriculture zum Beispiel berichtete von den Konsequenzen von Temperatur- und Kohlendioxidanstieg bereits 2003 auf einer Konferenz der amerikanischen Gesellschaft für Gartenwissenschaften (New Scientist, 12.10.03).

Er fand heraus, dass die Pflanzen durch die veränderten Umweltbedingungen um bis zu 50% schneller wachsen, Unkraut noch schneller. Beliebte Pflanzen wie Rosen oder Rhododendren würden bisher unbekannte Größen erreichen, und im Herbst beginne eine zweite Blütezeit. Pfirsichbäume könnten den Platz der Apfelbäume einnehmen. Auf der anderen Seite müsse man sich auf Sommerdürren einstellen.

Gärtnerei bremst "Treibhausgase"
Die heimischen Gärten, so klein jeder einzelne auch sein kann, sind in ihrer Gesamtheit jedenfalls ökologisch wichtig und nützlich, hier sind sich die Experten einig. Dabei kommt insbesondere dem Wasserhaushalt und dem Kompostieren eine große Bedeutung zu.

Richtiges Kompostieren von entsprechenden Hausabfällen bindet dabei überschüssiges Kohlendioxid, das so zunächst nicht mehr in die Luft gelangt. Gleichzeitig vermeidet man so, dass Grünabfälle auf der Deponie landen, die hier beim Verrotten Methan produzieren würden.

Durch Regenbecken kann außerdem jeder Gärtner dazu beitragen, dass der Niederschlag sinnvoll genutzt und über das Jahr nach Bedarf eingesetzt werden kann. Gerade, da im Umfeld des Klimawandels extremere Niederschlagsereignisse prognostiziert werden, wird so verhindert, dass wertvolles Wasser zwecklos versickert.

Die Summe macht es aus
Immerhin glauben mehr als Drei Viertel (76%) der britischen Gärtner und Gärtnerinnen bei der "Wrap"-Befragung, dass Sie durch Maßnahmen wie Kompostierung oder Regenbecken einen Beitrag zum Kampf gegen die globale Erwärmung leisten. Dabei wollen 71% gar ihren Garten in einer noch umweltfördernderen Art einsetzen, so dass zum Beispiel auch Schmetterlinge und Bienen mehr Platz finden.

Und dieser Beitrag ist tatsächlich nicht zu unterschätzen: Die Fläche aller britischen Gärten zusammen ist größer als die aller nationalen Naturschutzgebiete.

 

Weiterführende Quellen:

  • Hobbyforscher helfen Wissenschaftlern aus (Spiegel Online, Link)
  • Nature's Calendar Project, engl., Link