Klimakatastrophe

Vor 70.000 Jahren wäre unsere Menschheit beinahe ausgestorben. Grund war wohl extremes Klima

Unsere Geschichte ist tief in unsere Erbanlagen eingraviert. Wissenschaftler von "The Genographic Project" fanden nun durch DNA-Untersuchungen heraus, dass die Menschheit vor rund 70.000 Jahren beinahe ausgestorben wäre, nicht einmal mehr 2.000 Menschen hätten damals auf der Welt existiert.

Dies sind Erkenntnisse, die im "American Journal Of Human Genetics" in seiner Maiausgabe 2008 veröffentlicht werden (siehe "Weiterführende Quellen" am Ende dieses Textes). Die Wissenschaftler um Spencer Wells von der "National Geographic Society" und Projektleiter Doron Behar haben dabei mit Hilfe von DNA Analysen die menschliche Geschichte von vor 200.000 Jahren bis zur Auswanderung aus Afrika nachvollzogen.

Die heutige Menschheit stammt aus Afrika
Die mitochondriale DNA (mtDNA) wird überwiegend mit der mütterlichen Linie weitervererbt. Sie wurde 1987 dafür benutzt, um das Alter der "mitochondrialen Eva" zu bestimmen. Hier und bei weitergehenden Studien kam heraus, dass diese Frau vor 200.000 Jahren gelebt haben muss und aus Afrika stammt. Sie ist die gemeinsame weibliche Vorgängerin von jedem Mensch, der heutzutage lebt. Dementsprechend stammt unsere gesamte heutige Menschheit auch aus dem Afrika von vor 200.000 Jahren.

Weniger als 2.000 Menschen auf der Erde
Die genetische Untersuchung hat nun ergeben, dass sich die Menschheit vor 135.000 bis 90.000 Jahren in Afrika in kleine Gruppen aufgespalten und voneinander isoliert gelebt hat. Dabei hat die Population immer weiter abgenommen und stand dem Aussterben gefährlich nahe: vor 70.000 Jahren hätten nicht einmal mehr 2.000 Menschen auf der Erde gelebt, so Saharon Rosset, IBM T.J. Watson Research Center an der New York und Tel Aviv Universität.

Diese Periode fällt auch mit der so genannten Späten Steinzeit in Afrika zusammen. Viele Archäologen glauben, dass hier die Ursprünge des modernen menschlichen Verhaltens zu finden sind, beginnend bei abstraktem Denken bis hin zu komplexen Sprachen.

Nach dieser Phase von vor 70.000 Jahren wuchs dann die Bevölkerung wieder an, und die Menschen begannen, zunächst bis dahin unbewohnte Teile Afrikas zu besiedeln, um später die restliche Erde zu bevölkern.

Extremes Klima führte wohl zu Beinahe-Aussterben
Forscher um den Geowissenschaftler Andrew Cohen von der Universität in Tucson/Arizona untersuchten bereits vor dieser aktuellen Studie Sedimentablagerungen, die sie durch Bohrungen in afrikanischen Seen fanden. Demnach war Ostafrika wohl vor 135.000 bis 90.000 Jahren von einer extremen Dürre betroffen. In diesem wasserarmen Buschland hätten wohl die meisten Menschen nicht überlebt.

Erst vor rund 70.000 Jahren sei das Klima wieder niederschlagsreicher geworden. Diese Untersuchungen zusammen mit den Ergebnissen des "Genographic Project" zeigen eindrucksvoll, dass es unserer Menschheit vor gerade einmal 70.000 Jahren gelungen ist, von einer beinahe-Ausrottung mit knapp 2.000 Überlebenden wieder die Welt zu bevölkern.

"Winzige Gruppen der frühen Menschen, die durch raue Umweltbedingungen voneinander getrennt wurden und am Abgrund standen, schließen sich wieder zusammen und bevölkern die Welt. Wahrlich ein episches Drama, das in unsere DNA geschrieben wurde", so Dr. Spencer Wells.

Über das Genographic Project
Das Genographic Project wurde im Jahr 2005 von IBM und National Geographic gestartet. In diesem Projekt geht es darum, durch Genetik globale anthropologische Fragen zu beantworten. Kern dieses Projektes ist ein Konsortium aus zehn regionalen Teams von Wissenschaftlern, die in ihren Regionen genetische Proben sammeln und auswerten.

Jeder, der an diesem Projekt teilnehmen möchte, kann sich ein so genanntes "Participation Kit" auf der Genographic Website bestellen (siehe "Weiterführende Quellen" am Ende dieser News). Dabei kann man seine genetischen Informationen einer immer weiter wachsenden Datenbank zur Verfügung stellen. Der Preis für dieses Kit kommt zum einen dem Projekt selbst zugute, zum anderen wird in einen Fonds eingezahlt, der Programme für Eingeborene zur Revitalisierung von Sprachen und Förderung der Kultur finanziert.

 

Weiterführende Quellen:

  • National Geographic Bericht, engl., Link
  • The Dawn of Human Matrilineal Diversity, The American Journal of Human Genetics (2008), doi:10.1016/j.ajhg.2008.04.002, engl., PDF, Link
  • The Genographic Project Website, engl., Link
  • "Out of Africa" wegen extremer Dürre, ORF ON Science, Link