Besseres Ernte-Klima?

In den kommenden Jahren profitiert die Landwirtschaft vom Klimawandel durch höhere Temperaturen und mehr CO2

Optimismus zeichnet sich auf den Gesichtern der schweizerischen Landwirte ab, wenn es um den hier bereits spürbaren Klimawandel geht. Denn in naher Zukunft sorgen steigende Temperaturen und steigender Kohlendioxidgehalt für eine Verbesserung der Anbaubedingungen. Dies dürfte auch weiter so bleiben, wenn der Temperaturanstieg die 2 bis 3°C nicht überschreitet.

Dies ist eine der Erkenntnisse der Tagung "Herausforderung Klimawandel" der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART), eine der staatlichen landwirtschaftlichen Forschungsanstalten der Schweiz (siehe "Weiterführende Quellen" am Ende dieser News).

Das Alpenland ist dabei von besonderem Interesse, da hier die Auswirkungen des Klimawandels bereits spürbar sind. Denn während sich die Mitteltemperatur auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde in den vergangenen rund 150 Jahren um 1,5°C erhöht hat, waren es im gleichen Zeitraum laut ART-Klimaexperte Pierluigi Calanca in der Schweiz 3,5°C.

Der Klimawandel ist auch für die Landwirte spürbar: Der Weizen wird beinahe einen Monat früher gedroschen als 1970, die Alpauftriebe geschehen mittlerweile zwei Wochen früher als in den achtziger Jahren, und der Vegetationsbeginn hat sich in den vergangenen 50 Jahren um zwei bis drei Wochen nach vorne verlegt.

Klimawandel: zunächst Gewinn für die Landwirtschaft

Im Rahmen der Tagung hatte Peter Stamp in seinem Vortrag "Welche Kulturen und Sorten braucht es für die Schweiz von Morgen?" dabei nicht nur schlechte Nachrichten. Denn zum Teil profitieren die Landwirte in der Schweiz und auch in Mittel- und Nordeuropa von den veränderten Bedingungen. Es kommt je nach Klimaregion darauf an, ob die positiven oder negativen Effekte überwiegen.

Da in den diversen Prognosemodellen häufig errechnet wird, dass die Extreme weiter zunehmen werden, muss neben starken Regengüssen auch mit längeren Hitzeperioden gerechnet werden. Dies macht eine Ertragsprognose unzuverlässiger.

Auf der anderen Seite sorgen längere trockene Perioden im Sommer für eine rationellere Durchführung der Erntearbeiten, so Calanca im Tagesanzeiger. In den kommenden 20 Jahren sieht es für die Landwirtschaft also gut aus, das Jahr werde sich für die Landwirtschaft um bis zu 40 Tage verlängern. Wenn die Temperatur allerdings um 5°C steigen würde, dann würde es auch für die Schweiz problematisch.

Bessere Wasserausnutzung durch mehr Kohlendioxid

Vermehrter Kohlendioxidgehalt in der Luft erhöht die Photosynthese-Aktivität einiger Anbaupflanzen und sorgt dabei für eine bessere Wasserausnutzung. Bilanz: In Nordeuropa kommt es durch den Klimawandel sogar zu einer Ertragserhöhung, auch in Mitteleuropa überwiegen die positiven Aspekte, während in Südeuropa Hitze und Dürre zu Ernteausfällen führen werden.

Anpassung ist notwendig

Für die weitere Zukunft wird jetzt nun ein größerer Umbau für die Landwirtschaft angeraten. Zitat aus der Pressemitteilung zur Tagung: "Was die Wahl der Kulturen und Sorten betrifft, so müssen wir uns an den Regionen orientieren, in denen heute das Klima herrscht, welches wir morgen haben werden. Denn die Hauptkulturen sind heute bereits über viele Klimate hinweg angepasst." (Siehe dazu Abb. 1 und  2)

Dementsprechend wurde auch auf der Fachtagung eine Umstrukturierung vorgeschlagen. Der Ackerbau wird bald auch in immer größeren Höhen möglich sein, andererseits solle in den herkömmlichen Anbaugebieten mehr auf exotische Sorten wie spezielle Tafelreben oder Melonen gesetzt werden.

Auch bei der Bewässerung wird man sich Gedanken machen müssen, insbesondere benötige man mehr Bewässerungsanlagen und Speichersysteme, die viel Wasser bei Starkregen-Ereignissen aufnehmen und in Trockenperioden kontinuierlich abgeben können. Ställe sollten auf natürliche Weise eine bessere Klimatisierung bekommen, um die Sommerhitze für die Nutztiere erträglich zu gestalten.

Fazit

Insgesamt sorgt der Klimawandel für die Landwirtschaft der Schweiz nicht nur für Sorgen, sondern auch für Hoffnungen. Wichtig zur Bewältigung der "Herausforderung Klimawandel" ist dabei vor allem die Anpassung an die Gegebenheiten und eine "grüne Revolution" durch Neuausrichtung der Anbaugebiete.

Durch den weltweit steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln und den gleichzeitig sinkenden Erträgen in den armen Ländern ist solch eine Anpassung auch global betrachtet notwendig (Abb. 3).

 

 

Weiterführende Quellen:

ART Tagung 2008: "Herausforderung Klimawandel", Link
SGPW: Vision Pflanzenbau 2050 (PDF), Link