Warum so oft Gewitter mit Starkregen?

Die letzten Tage in Deutschland waren gekennzeichnet von kräftigen Gewittern mit hohen Regenmengen. Ab er warum traten diese eigentlich so häufig auf?

Seit Freitag letzter Woche gab es in Deutschland häufig kräftige Gewitter. Auch wenn es dabei örtlich Sturmböen gab, standen eindeutig zum Teil heftige Regenfälle im Vordergrund. Örtlich wurden manche Land- und Ortschaften durch immense Hagelmengen binnen weniger Minuten weiß. Doch warum entstehen derartige Unwetter gerade jetzt?

Woher die teils unwetterartigen Gewitter der letzten Tage?

Die letzten Tage gab es in Deutschland stellenweise sehr kräftige Gewitter, die örtlich immense Regenmengen brachten. Ursache für die lokalen Unwetter war dabei die Großwetterlage. Ab dem Freitag letzter Woche etablierte sich über Deutschland ein Tiefdruckgebiet ("Elvira"), das zunächst mit ersten Ausläufern in den Südwesten zog. Am Wochenende setzte es sich über Süddeutschland fest und zog am Montag schließlich in den Norden. Um das Tief herum, aber auch in ihm selbst, herrschten dabei nur sehr geringe Luftdruckgegensätze. Dies bedeutete einerseits, dass das Tief sehr langsam zog und andererseits aber auch, dass die Luftströmung innerhalb des Tiefs sehr gering war.

Es gab aber noch eine weitere Besonderheit: Durch die Zugbahn von Tief "Elvira" wurde feuchte Luft subtropischen Ursprungs zu uns geführt. Dies ist zunächst nicht außergewöhnlich - allerdings reicherte sich diese Feuchtigkeit, dadurch, dass sich das Tief nur sehr langsam bewegte, immer mehr über Deutschland an. Fiel nun Regen durch Schauer und Gewitter, sammelte sich in Bodennähe noch mehr Feuchtigkeit. Da es aber kaum Wind gab, der diese wieder "wegwehen" konnte, wurde die Luft noch feuchtehaltiger. Ein guter Hinweis dafür, wie feucht die Luft ist, ist der Taupunkt. Dieser gibt an, auf welche Temperatur man die Luft abkühlen müsste, dass sie kein Wasser mehr aufnehmen kann - sprich, dass sich Nebel bildet. Dieser Taupunkt lag in Deutschland in den letzten Tagen gebietsweise über 15°C, am Wochenende örtlich auch bei rund 20°C. Ein beeindruckendes Bild von heute morgen (Abb.) zeigt dichten Morgennebel bei Temperaturen von um 16°C in Berlin. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, dass derartige Luft sehr feucht ist, erinnert sie doch an die, die man von Gewächshäusern kennt.

Luftfeuchtigkeit ist nun aber der Antrieb (die "Nahrung") eines Gewitters. In ihr steckt die vom Wasserdampf gespeicherte Energie, die latente Wärme. Als die feuchte Gewitterluft in Bodennähe durch Sonneneinstrahlung und Tiefdruckeinfluss zum Aufstieg gezwungen wurde, sorgte diese hohe Luftfeuchte für einen zusätzlichen Hebungsantrieb der Luft in den Wolken. Die starken Aufwinde, die daraus resultierten, ließen vertikal sehr mächtige Wolken entstehen, die extreme Wassermengen enthielten. Diese wurden von den Gewittern dann örtlich innerhalb kürzester Zeit wieder in Richtung Boden fallen gelassen - und weil sich die Gewitter nun aber durch die schwache Strömung oftmals nur sehr langsam bewegten, bekamen bestimmte Regionen über lange Zeit diese heftige Platzregenfälle ab!

Dort wo die Gewitteraufwinde stark genug waren, entstanden aber nicht nur enorme Mengen an Regen, sondern auch große Hagelkörner, die auf ihrem Weg in die untere Atmosphäre aufgrund ihrerer Größe nicht rechtzeitig schmelzen konnten. Auch bei diesen Unwettern kamen die geringen Strömungsgeschwindigkeiten ins Spiel. Weil sich die Gewitter kaum bewegten, bekamen bestimmte Orte lange den Hagel aus den Gewitterwolken ab, der nicht nur zu Sachschäden führte, sondern manche Regionen winterlich weiß machte.

"Hohe" Lufttemperaturen nicht zwingend notwendig

Welche Rolle die hohe Luftfeuchtigkeit im Zusammenspielt mit der geringen Strömungsgeschwindigkeit spielt, zeigte auch die Lufttemperatur der vergangenen Tage. Die Höchstwerte lagen meist bei 20 bis 25, in der Osthälfte und im Norden zwischenzeitlich auch bei 25 bis 30°C. Damit war es zwar oftmals schwülwarm, doch ist auch klar, dass es schon deutlich wärmere Gewitterlagen mit Höchstwerten von häufig deutlich über 30, gebietsweise auch über 35°C gab. Trotzdem reichten Energie und Wassergehalt in der feuchtwarmen Luft der letzten Tage für örtliche Unwetter aus. Heißes Wetter ist für solche Entwicklungen also nicht zwingend erforderlich. Ein weitere wichtige Rolle hat außerdem der Sonnenstand gespielt. Jetzt, Ende Mai, steht die Sonne bereits so hoch wie Mitte Juli. Dort wo sie ungehindert strahlt, kann sie Oberflächen und bodennahe Luftschichten bei uns also sehr schnell erwärmen und somit gute Bedingungen zum Aufstieg der feuchten Luftmassen schaffen. Das Wetter im Mai kann es also in sich haben, auch wenn es nicht unbedingt heiß ist!