Nochmal Bodenfrost?
Vor allem Landwirte und Hobbygärtner kennen sie, die Eisheiligen. Laut Kalender finden sie je nach Region in Deutschland zwischen 11. und 15. Mai statt. Wobei die Regel besagt, dass man erst nach dem letzten Eisheiligen frostempfindliche Pflanzen ins Freie bringen soll. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
Die Eisheiligen
Die Eisheiligen heißen Mamertus – 11. Mai, Pankratius – 12. Mai, Servatius – 13. Mai, Bonifatius – 14. Mai und die Kalte Sophie – 15. Mai. Laut Bauernregel soll man bis zur "Kalten Sophie" mit dem Pflanzen vor allem von jungem Gemüse warten, da diese durch Bodenfrost Schaden nehmen könnten.
Was nur wenige wissen: Die Eisheiligen sind dabei keine Singularität, also kein typischer Kälterückfall, der immer wieder Mitte Mai auftritt. Vielmehr hat eine Untersuchung dieser Bauernregel von Prof. Malberg ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost im Verlauf des Monats Mai kontinuierlich abnimmt. Dennoch sind Kälterückfälle nicht nur bis 15., sondern bis Ende Mai nicht ausgeschlossen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Regel der "Eisheiligen" vor der Kalenderreform aufgestellt wurden, darum müssen sie heute eigentlich zwischen dem 23. und 27. Mai liegen.
Gibt es noch einmal Bodenfrost im Mai 2014?
Doch wollen wir konkret werden: Aktuell interessiert vor allem die Frage, ob wir in diesem Monat noch einmal mit Bodenfrost rechnen müssen. Dazu vorab die Antwort: Ausgeschlossen ist er in der Tat noch nicht. Gestern berichteten wir ja bereits von der Möglichkeit einer ersten Hitzewelle in diesem Monat. Doch wir schrieben schon, dass genau wegen der sich bald einstellenden Wetterlage das Gegenteil, also ein Kälterückfall, beinahe gleichwahrscheinlich ist.
Ursache ist die große Auslenkung des Jetstreams, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, dass Kaltluft weit nach Süden und Warmluft weit nach Norden vorankommen kann. Prüfen wir also ähnlich wie gestern die größten Vorhersagemodelle GFS und ECMWF auf die Möglichkeit von Bodenfrost, und wir werden bei beiden fündig:
So simuliert das europäische Modell ECMWF im Verlauf der kommenden Woche die Bildung einer Hochdruckbrücke, nachdem Tiefs über Großbritannien und Nordsee weiter ostwärts ziehen. Damit kommt die kältere Luft auf der Rückseite des Tiefs zur Ruhe. In Folge befindet sich dann zur Monatsmitte hin der Hoch-Schwerpunkt über den Britischen Inseln und Tiefdruckeinfluss herrscht über Osteuropa (Abb. 2). Zwischen diesen Systemen wird mit nördlicher Strömung Polarluft nach Deutschland geführt, die dann auch zur Ruhe kommt. Diese Luft wäre zudem recht trocken (Abb. 3 und 4), sodass die Temperatur bei klaren Nächten in freien Lagen gebietsweise zumindest in die Nähe der 0°C-Marke rücken kann, häufiger würde dann auch Bodenfrost auftreten. Die "frostgefährlichen Nächte" würden demnach vor allem zwischen dem 14. und 17. Mai liegen.
Ein anderes Szenario mit ähnlichem Ergebnis liefert die aktuelle Berechnung des amerikanischen http://www.wetter24.de/profikarten/gfs-ncep.htmlGFS-Modells. Demnach würde sich die Hochdruckbrücke erst später bilden, der Hochdruckschwerpunkt wäre dann in der zweiten Hälfte der kommenden Woche sogar über Deutschland, während danach mit einem Tief von Südwesten her die Temperatur wieder steigen würde (Abb. 5). Die Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost und lokal auch Luftfrost würde vom 16. bis zum 18. Mai dabei weiter zunehmen.
Wie lange sollen wir also warten?
Bei den oben genannten Beispielen haben wir es mit Einzelberechnungen zu tun, die angesichts des langen Vorhersagezeitraums noch nicht ausreichend Sicherheit bieten. Um wirklich sicher zu gehen, kann man sich der Ensembleprognose bedienen. Sie ist am Beispiel für Leipzig in Abb. 6 zu sehen. Dabei erkennen wir bis zum 22. mögliche (wenn auch nicht immer wahrscheinliche) Tiefsttemperaturen unter 5°C, die bei Aufklaren auch auf möglichen Frost in Bodennähe hindeuten könnten. Um ganz sicher zu gehen, sollte man sich also noch bis in die letzten Tage des Mai hinein gedulden, bevor man Tomaten, Gurken, Zucchini oder Begonien ins Freie bringt.
Die Wahrscheinlichkeiten für Bodenfrost in verschiedenen Regionen Deutschlands sieht man in unserer Prognose für die "kritischste Phase" in der nächsten Woche in Abb. 7.