Osterwetter noch völlig offen

Für das Wetter zu Ostern ist weiterhin alles möglich. Das Spektrum ist enorm von Sommer bis Winter:

Natürlich rückt das Wetter zu Ostern nun auch mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Kann man die Ostereier in der Sonne suchen oder nicht? Doch lässt sich diese Frage bisher schlicht nicht beantworten.

Tief im Norden gegen Hoch im Südwesten

Die verschiedenen Vorhersagemodelle haben momentan arge Probleme, den Wetterverlauf in der kommenden Woche zu simulieren. Während die Prognose mittlerweile bis zum Montag noch recht sicher ist, nehmen die Unsicherheiten ab Dienstag stark zu. Im Verlauf dieser Karwoche klappt dann die Spannweite der Möglichkeiten immer weiter auseinander. Theoretisch ist dabei zu Ostern Schnee bis ins Flachland als auch hochsommerliche Temperaturen nicht völlig ausgeschlossen. Die Frage ist: Was ist am wahrscheinlichsten?

Die Unsicherheit geht von einem Kräftemessen aus: Wie kräftig sind die Kaltluftvorstöße, die auf der Rückseite von Tiefs entstehen, die vom Atlantik kommend über das nördliche Europa ziehen? Da die Luft um ein Tiefzentrum herum auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn dreht, wird auf der Vorderseite eines Tiefs oft mildere Luft von südlichen Richtungen herangeführt, während der Wind nach Durchzug auf nördliche Richtungen dreht, sodass kältere Luft herankommen kann.

Unklar ist nun, wie kräftig sich in der kommenden Woche die südlich angrenzende Hochdruckzone über Mitteleuropa bis zum Ural zeigt. Sie wird bereits am Montag in ihrem Nordteil angegriffen, während sich ein Tief entwickelt, das von der Nord- zur Ostsee und dann in Richtung Südosteuropa ziehen dürfte (Abb. 2). Während weitere Tiefs vom Atlantik nördlich an uns vorbeiziehen, besteht nun zunehmend Unsicherheit, inwieweit die damit verbundenen Kaltlufteinbrüche bis in das südliche Europa vorankommen. Dabei würden dann auch dort Tiefs entstehen - oder eben auch nicht. Die Vorhersagemodelle bieten dabei die unterschiedlichsten Szenarien an, wobei je nach Lage warme oder auch kalte Luft heran strömen kann.

Deutlich wird dies zum Beispiel, wenn man die Prognosen des amerikanischen und europäischen Vorhersagemodells in den Abb. 3 und 4 vergleicht: Während nach der amerikanischen Version (GFS) der Tiefdruckeinfluss über Westeuropa nach Süden bis in den Mittelmeerraum reicht, dominiert nach der europäischen Variante (ECMWF) dort Hochdruckeinfluss.

Auf die Spitze getrieben: Zwischen Sommer und Winter

Die Abweichungen der Vorhersagemodelle sind auch über die Osterfeiertage enorm. Nehmen wir zunächst die Extremversionen vorweg: gestern hatte das ECMWF-Modell für den Südwesten Deutschlands eine sommerliche Variante angeboten: Demnach würde auf der Vorderseite von Tiefs auf dem Ostatlantik sehr warme Luft herangeführt, im Südwesten wären dabei am Ostersonntag Temperaturen deutlich über 25°C denkbar! (Abb. 5)

Eine Vergleichsberechnung des amerikanischen Modells dagegen bietet das Gegenteil für den Ostermontag an. Nach diesem würde ein Tief vom östlichen Mittelmeer über Osteuropa nach Norden ziehen und nach Deutschland polare Luftmassen lenken. Die Folge wären vor allem nach Osten hin sehr ergiebige und lang anhaltende Niederschläge in kalter Luft, wobei je nach Intensität auch Schnee bis ins Flachland möglich wäre (Abb. 6, unten rechts).

Welches Wetter ist wahrscheinlicher?

Apropos Vergleichsberechnung: Da es wenig Sinn ergibt, sich in solchen Fällen auf Einzelberechnungen zu verlassen, greift die moderne Meteorologie auf so genannte Ensembleprognosen zurück. Bei Ensembleprognosen wird das Modell nicht nur ein Mal, sondern viele Male vom gleichen Zeitpunkt aus durchgerechnet, jedoch mit leicht variierten Daten. So bekommt man eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer Vorhersage. 

In Abb. 6 sehen wir dies am Beispiel des GFS Modells in der so genannten Cluster-Darstellung. Dort werden all diese Vergleichsberechnungen in ähnliche Wetterlagen gruppiert. Je mehr einzelne Berechnungen also in einem Cluster liegen, umso wahrscheinlicher scheint die Prognose zu sein. Wir sehen dabei oben links die Hauptberechnung, nachfolgend bis nach unten rechts die Wetterlagen, absteigend sortiert nach Wahrscheinlichkeiten. Damit ist auch klar, dass wir die extrem nasse und kalte Variante (unten rechts) nicht überbewerten sollten, die Eintreffwahrscheinlichkeit ist sehr gering.

Fazit

Es ist kaum möglich, heute Aussagen über das kommende Osterwetter zu machen. Sowohl hochsommerliches Wetter (für den Südwesten) als auch nasskalte Ostern mit Schnee bis teils ins Flachland sind eher unwahrscheinlich. Am wahrscheinlichsten aus heutiger Sicht ist ein Tief über dem Mittelmeer, an dessen Nordflanke sich leichter Hochdruckeinfluss für Deutschland durchsetzen kann, dabei sind Temperaturen in der Nähe der üblichen Werte für die Jahreszeit, nach Osten hin eventuell etwas wärmer. Insgesamt dürfte dabei meist ruhiges, vor allem nach Nordwesten hin auch leicht unbeständiges Wetter herrschen. Dennoch sind wir noch auf alle Überraschungen vorbereitet.