USA: Extremer Temperatursturz
Ein Wetterphänomen, das bei uns in Europa nicht möglich wäre, vollzieht sich gerade in den USA. "Blue Norther" nennt man dort einen extremen Temperatursturz in nur kurzer Zeit. Teils geht man morgens im T-Shirt aus dem Haus und benötigt abends die Winterjacke. Hat dieses Phänomen Auswirkungen auf unseren Winter?
Arktische Luft auf dem Vormarsch
Einen Temperaturrückgang von etwa 10 Grad, wie etwa im Sommer nach Gewittern, empfinden wir als Europäer schon als extrem. Was aber würden wir denken, wenn wir am frühen Nachmittag gegen 15:45 Uhr bei sommerlichen 27°C im T-Shirt aus dem Haus gehen, aber schon ein paar Straßen weiter zittern würden, weil die Temperatur nach nur 15 Minuten bei 4°C angekommen ist? Und dann gegen Mitternacht bei -11°C die Winterjacke bräuchten?
Zugegeben, dies ist der bislang extremste Fall eines "Blue Norther"s in den USA, es war der "Great Blue Norther" vom 11. November 1911. Die oben genannten Werte stammten dabei aus Springfield im US-Bundesstaat Missouri - ein Temperatursturz um 37 Grad innerhalb von 10 Stunden! Springfield und Oklahoma City schafften es an diesem Tag, gleichzeitig den Wärme- und den Kälterekord zu brechen.
Begleitet wurde dieser extreme Ausbruch arktischer Luft von heftigen Unwettern. In den Great Plains kam es dabei zu kräftigen Tornados und Gewittern, gefolgt von heftigen Schneestürmen, Blizzards, am selben Tag. Auch Sandstürme infolge des starken nördlichen Winds traten auf. Es kam zu Todesopfern und Sachschäden.
Beispiel Denver: Heute mild, morgen Dauerfrost
Wie entsteht ein "Blue Norther"? Den Namen hat der Blue Norther übrigens von den bläulich leuchtenden, dunklen Wolken, die vor Ankunft der Kaltfront aufziehen. Ursache für diese riesigen Temperaturunterschiede ist die fehlende Barriere zwischen arktischen und subtropischen / tropischen Regionen auf dem nordamerikanischen Kontinent. Das Hauptgebirge, die Rocky Mountains, sind ja anders als die Alpen Nord-Süd orientiert.
Daher kann sich die im Herbst bereits angesammelte arktische Kaltluft über den ausgedehnten Landflächen Kanadas ungehindert nach Süden bewegen. Sind dann die Strömungsverhältnisse günstig, so bringen Tiefdruckgebiete wie auch aktuell feuchte und sehr warme Luft in den Süden der USA. Beim Aufeinandertreffen verdrängt die schwere Kaltluft (am Boden wird mit einem Kerndruck des Hochs von rund 1050 hPa gerechnet, am oberen Ende eines Haus-Barometers) die Warmluft:
###YOUTUBE###
Dadurch kommt es zum einen zu dem markanten Temperatursturz, zum anderen lebt dann der von südliche auf nördliche Richtungen drehende Wind auf, der "gefühlte" Unterschied ist also noch weitaus größer. Beeindruckend ist zum Beispiel die WeatherPro-Wettervorhersage von Denver, Colorado (Abb. 2): während für den heutigen Mittwoch noch 16°C Höchsttemperatur erwartet werden, herrscht dort morgen Dauerfrost mit maximal -4°C! Der Temperaturabfall bei uns in Deutschland geht daher sehr moderat vor sich (Abb. 3), was nicht zuletzt auch an der beteiligten Meeresluft liegt.
"Blue Norther" = Auswirkungen auf unseren Winter?
Ob dieser extreme Kaltluftvorstoß über Nordamerika auch auf unseren Winter in Europa Auswirkungen hat, bleibt abzuwarten. Es gibt eine Faustregel die besagt, dass ein Kaltluftvorstoß in den USA in 10 oder 14 Tagen auch einen Kaltluftvorstoß für Europa bedeutet. Und in der Tat zeigt unsere aktuelle 28-Tages-Prognose einen weiteren Temperaturrückgang unter die jahreszeitüblichen Normalwerte bis in den Dezember hinein an, gleiches zeigt unsere 15-Tage-Ensembleprognose, erst zur letzten Dekade hin nähert sich der Mittelwert vieler Berechnungen wieder den Durchschnittswerten. Dies hängt aber nur mittelbar mit dem "Blue Norther" in Zusammenhang. Wie oben geschrieben ist aufgrund unserer Geographie ohnehin ein Kaltluftvorstoß dieser Art nicht möglich. Zum Schluss noch ein Beitrag der amerikanischen Kollegen über den "Blue Norther":
###YOUTUBE###