Bora mit über 200 km/h
In Kroatien tobte am vergangenen Montag, dem 11.11.13, die Bora. Der kräftige Sturm mit mindestens orkanartigen Böen sorgte dabei für einige Schäden. Laut Medienberichten lagen die höchsten Windgeschwindigkeiten sogar bei über 200 km/h, wie auch die folgenden Videos glaubhaft machen:
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Sturm befördert Feuerwehrmann in die Luft
Oben sehen wir die Stadt Rijeka. Dort und in der umliegenden Kvarner-Gegend sollen laut Bericht der Österreichischen Rundfunks am Montag im Stundentakt Sturmopfer eingeliefert worden sein. Mindestens 20 Verletzte hat das Sturmereignis gefordert, zahlreiche Bäume stürzten auf Autos, Dächer wurden abgedeckt. Einige Städte, besonders Zadar, waren für längere Zeit von der Stromversorgung abgeschnitten. Ein Tornado wie im Titel des Videos angegeben ist allerdings unwahrscheinlich, die Spitzenwindgeschwindigkeiten der Bora reichen für derartige Phänomene aus. Die Wetterstation Senj meldete dabei mehrmals am Tag Spitzenwindgeschwindigkeiten von 111 km/h, orkanartige Böen (Abb. 2). Laut Medienberichten wurde auf der Krk-Brücke sogar 226 km/h erreicht.
Was ist die Bora?
Ein weiteres Video, das ebenfalls am Montag in Ražanac an der Adriaküste entstand, zeigt sehr schön die Charakteristika der Bora, die wir im folgenden anhand der Wettersituation am Montag kurz erklären:
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Deutlich erkennen wir im Video anhand des Wellengangs und der schäumenden, zerrissenen Gischt die enormen Windgeschwindigkeiten. Interessanter noch ist die Wolkenkante, über dem Dinarischen Gebirge, die Föhnwand. Sie entsteht im Fall der "antizyklonalen Bora", auch "weiße Bora" genannt. Die Bezeichnung "Föhnwand" kommt dabei nicht von Ungefähr, denn die Entstehung von Föhn und Bora sind zumindest vergleichbar.
Bei ausreichend nordöstlicher Strömung entsteht die Bora durch Luv- und Lee-Effekte am Dinarischen Gebirge, das die Adriaküste umrundet. Sie gehört in diesem Bereich bis nach Montenegro und Triest zu den stärksten Gebirgswinden der Welt. Während dabei der Föhn eher warm ist, wird die Bora als kalt empfunden.
Zwar findet beim Absinken der Luft auf der windabgewandten Seite ebenfalls eine Erwärmung statt, sie fällt aber nur gering aus, da die Höhenunterschiede zu klein sind. Durch die beim Absinken stark sinkende Luftfeuchtigkeit bei hohen Windgeschwindigkeiten ist daher die gefühlte Temperatur deutlich niedriger als die gemessene.
Den Beginn der Bora am Montag erkennen wir auch anhand der Stationsgrafik von Zadar in Abb. 3 - die grüne Linie des Taupunkts (ein Feuchtemaß) sinkt am frühen Montag schlagartig ab, während die blaue Temperaturlinie sogar eher etwas steigt. Zwingend kommt der Wind während der Bora aus Nordost, wie in Abb. 4 zu sehen. Klassisch für die weiße Bora ist auch der Druckanstieg mit Einsetzen des Windes (Abb. 4 unten).
Wetterlage für die Bora am 11.11.13
Am häufigsten tritt die Bora während der Wintermonate auf zwischen einem Kältehoch über Zentralasien und Tiefs über dem Mittelmeer. In diesem Fall können sie über mehrere Tage andauern. Am Montag war die Entstehung ganz ähnlich, Verursacher war hier hauptsächlich das kräftige Mittelmeertief Luis mit Zentrum über Italien. Zwischen ihm und der Hochdruckbrücke über Mitteleuropa kam es an seinem Nordrand zu einer kräftigen nordöstlichen Strömung, in der Analyse in Abb. 5 finden wir in etwa 750 Metern Höhe mittlere Windgeschwindigkeiten von teils 55 Knoten, das entspricht über 100 km/h. Die Bora brach dann im Laufe des Montags zusammen.