Heute Unwetterlage!
Es knistert in der Luft. Grund ist wie bereits in den gestrigen News angedeutet der Bettenwechsel von schwül-heißer hin zu gemäßigt warmer Luft, die uns im Laufe der Woche überall erreichen wird. Dabei gab es bereits punktuell kräftige Gewitter, doch ab sofort steigt die Unwettergefahr sprunghaft an. Grund genug für diesen Artikel:
Während dabei aus der Distanz betrachtet die Wetterentwicklung klar ist (siehe News von gestern), so wird es im Detail hochdynamisch und daher hochkompliziert für die Wettervorhersage. Grund sind die Vorgänge im Übergangsbereich zwischen schwül-heißer Luft vor und kühlerer Meeresluft hinter des (besser: der) Tiefausläufer von Tief Ernst. Wir haben die Verhältnisse in Abb. 2 grob skizziert.
Mit dem Heranrücken des erwähnten Tiefausläufers, der von Nordwesten her bis zu den Mittagsstunden bis zu einer Linie Lübecker Bucht - Pfalz erreicht haben wird, ergeben sich teils perfekte Bedingungen für die Bildung hoch reichender und organisierter Gewittertürme.
Komplexe Wetterlage
Erste entstanden bereits in den Nachtstunden und zogen von Frankreich kommend bis nach Rügen am Dienstagmorgen mit Blitzen und teils erheblichen Niederschlagsmengen. Die Dynamik, die diese Gewitter entstehen ließen, sind kleinräumige Störungen in der Höhe, wo die südwestliche Strömung nicht "glatt" verläuft, sondern mehrere "Störungen" aufweist (so genannte Kurzwellentröge).
Einen zweiten Aspekt für die Bildung von Schwergewittern finden wir am Boden, und zwar bereits im Vorfeld des Luftmassenwechsels, also innerhalb der schwül-heißen Luft. Dort strömt über dem Osten Deutschlands die Luft entlang einer Konvergenzlinie zusammen (Abb. 2). Die Luft wird dabei zum Aufsteigen gezwungen, unterstützt von dem aufgeheizten Erdboden am Tage. Fühlbar dürfte die reichlich vorhandene Energie sein, in der Südosthälfte werden heute noch einmal verbreitet Temperaturen von 30 bis 35°C erreicht, das bei großer Schwüle.
Dementsprechend dürften sich vor allem über dem Nordosten Deutschlands im Tagesverlauf einige, im Süden und in der Mitte einzelne Schauer und Gewitter bilden. Aufgrund der zunehmenden Windscherung (Windänderung mit der Höhe, Abb. 3) entlang des Tiefausläufers selbst (siehe Abb. 2, als blau-gezackte Linie gekennzeichnete Kaltfront). Die ortsgenaue Vorhersage ist dabei nur sehr kurzfristig möglich. Dies liegt beispielsweise auch daran, dass die Gewitter sich gegenseitig beeinflussen, da insbesondere größere Gewitterkomplexe neue atmosphärische Bedingungen schaffen können.
Mögliche Unwettergefahren
- Großer Hagel mit Durchmessern über 5 Zentimeter können lokal auftreten
- Ebenso lokal muss mit Starkregen gerechnet werden, der zu Überflutungen (vor allem in Unterführungen und Senken) führen kann, dies gilt auch für die gesamte Nacht zum Mittwoch
- Bei gut organisierten Gewitterstrukturen (Superzellen) besteht außerdem die Möglichkeit von örtlich auftretenden Sturmböen oder mehr
Da im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf bereits die kühlere und stabilere Luft einfließt, sind Unwetter dort nicht zu erwarten (Abb. 4). Allen anderen können wir nur empfehlen, per WeatherPro App oder auf der Wetter24-Seite die Unwetterwarnungen (Abb. 5) und das Radar zu verfolgen. Dies gilt insbesondere, wenn die Grilltour im Freien oder gar Freibad oder Badesee geplant sind.