Unwetter-Update
Am frühen Freitagmorgen war auf dem Satellitenbild über Europa ein Gebiet besonders auffällig: Hell leuchteten im Infrarotbild die hoch reichenden Wolken eines riesigen Gewitterkomplexes über Frankreich. Auf seinem Weg nach Nordosten wird es heute auch die Unwettergefahr in Deutschland erhöhen: Platzregen, großer Hagel und Sturmböen sind möglich. Wo sollte man besonders aufpassen?
Dieses riesige Gewittergebiet nennt man MCS, (mesoscale convective system). Die Hintergründe wurden in einer vorangegangenen Wetter News bereits ausführlicher beleuchtet. Charakteristisch für diesen Gewitterkomplex ist, dass er eine große Fläche überdeckt und für ein Gewitter recht langlebig ist. Die gefährlichen sowohl isolierten Gewitter als auch Gewitter-Cluster entstehen derzeit über Frankreich an der Luftmassengrenze zwischen der sehr heißen subtropischen Luft und der nachfolgenden kühleren Meeresluft.
Mehrere Prozesse sorgen dafür, dass diese Grenze "verwellt" ist, auch zu erkennen an dem wellenförmigen Verlauf der Front in Abb. 2. Auch entstehen auf der Vorderseite innerhalb der Heißluft kleinräumige Tiefs, die die Windbedingungen verändern und neue Unwetterherde schaffen können. Man sieht, das Wetter wird von Westen jetzt hoch dynamisch und zunehmend schwer durchschaubar.
Bereits am Morgen erste Gewitter
Am Morgen erreichten die ersten Regengüsse über Belgien und Luxemburg die westliche deutsche Landesgrenze. Während der Komplex dabei insgesamt eher über die Benelux-Länder in Richtung Nordsee zieht, wird Deutschland von diesem nur im Nordwesten gestreift. Dennoch besteht auch dort die Gefahr, dass innerhalb des Gewitterkomplexes örtlich besonders kräftige Entwicklungen auftreten können. Dabei sind sowohl Starkregen, als auch großer Hagel sowie Sturmböen möglich, bereits in der ersten Tageshälfte.
Doch auch und besonders danach, speziell ab dem Abend und in der Nacht zum Samstag, muss von Westen her auch weiter in Richtung mittleres und östliches Deutschland mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Diese können erneut unwetterartig ausfallen, insbesondere im Bereich der größten Windscherung, also Windänderung mit der Höhe. Denn dadurch können organisierte Gewitter, Superzellen, entstehen, die erneut Gefahr von großem Hagel, Starkregen und Sturmböen mit sich bringen. Nach Süden, speziell Südosten hin sorgt Hoch Zlatka dagegen für sonnig-heißes und weitgehend störungsfreies Wetter. Die schwüle Hitze sollte man allerdings nicht unterschätzen und sich schonen.
Da ortsgenaue Vorhersagen bei Gewittern nur im Kurzfristzeitraum möglich sind, empfehlen wir, insbesondere bei Unternehmungen im Freien, regelmäßig auf Unwetterwarnungen zu achten. Besitzer der WeatherPro App werden standardmäßig automatisch bei neuen Wettergefahren benachrichtigt.