Höhentief, das 'Fettauge'

Bei Wetterlagen wie dieser ist bereits die Prognose für den nächsten Tag eine Herausforderung. Warum?

Regnet es morgen? Scheint morgen die Sonne? Für gewöhnlich kann ein Meteorologe diese Frage zuverlässig beantworten, da die Prognosegenauigkeit für die nächsten 24 Stunden mit unseren aktuellen Methoden im Mittel bei über 90% liegt. Es gibt allerdings Wetterlagen, bei denen dies nicht klappt. Zum Beispiel, wenn ein Höhentief umherirrt. Dieses kann man gut mit einem Fettauge in der Suppe vergleichen.

Was ist ein Höhentief?
Ganz einfach gesprochen: Man hat es hier mit einem Tief in der Höhe zu tun. Mit anderen Worten: Auf der Bodendruckkarte kann ein kräftiges und zusammenhängendes Hochdruckgebiet zu erkennen sein, ohne dass Tiefausläufer auszumachen wären. Aber schaut man sich die Druckverteilung in der höheren Atmosphäre an, so findet sich dort ein abgeschlossener Bereich, in dem der Luftdruck niedriger ist als der in der Umgebung. Man kann es auch anders ausdrücken, nämlich dass die Fläche, auf der der gleiche Luftdruck herrscht, in einem abgeschlossenen Bereich "nach unten gewölbt" ist. Aktuell sehen wir so ein Höhentief in einer Berechnung eines Modells (ECMWF) für den Wetterablauf zwischen morgen, 04.05. und Sonntag, 06.05.2013:

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Es ist dabei wichtig zu betonen, dass dies nicht die Vorhersage für das Wochenende darstellt, sondern eben nur eine Berechnung. Die Betonung ist deswegen so wichtig, weil die Unsicherheit zwischen verschiedenen Vorhersagemodellen (ECMWF, NCEP/GFS, etc.) und auch innerhalb der Modelle von Berechnung zu Berechnung (ECMWF gestern 12 Uhr, ECMWF heute 00 Uhr) stark schwanken (Abb. 1 bis 3). Es gibt also eine große Unsicherheit in der Vorhersage der Intensität und der Zugbahn, genau wie man schwer sagen kann, wohin ein Fettauge in der Suppe schwimmt. Dementsprechend ist auch die Vorhersage der Regengebiete schwierig.

Aktueller Fall:
In unserem aktuellen Fall befindet sich bereits ein Höhentief über Südwesteuropa. Es ist übrig geblieben, nachdem die Kaltluft ja besonders dort besonders weit in Richtung Mittelmeer vorangekommen war. Was wir in der obigen Animation sehen, ist dann ein erneuter "Abschnürvorgang" aus der Frontalzone. Für die Wetterentwicklung am Wochenende wäre diese Berechnung wohl eines der unangenehmsten Entwicklungen.

Denn im Süden Deutschlands hält sich derzeit wärmere und instabil geschichtete Luft auf. Sie lässt sich also recht "gerne" in Bewegung setzen, was insbesondere dann gut funktioniert, wenn die Luft darüber deutlich kälter ist. So existiert in den kommenden Tagen die Möglichkeit gebietsweise kräftiger und gewittriger Regengüsse. Und auch, wenn eine ortsgenaue Vorhersage nicht möglich ist, so kann man aus allen Berechnungen den Trend ableiten, dass insbesondere im Süden und Westen Deutschlands ab heute mit kräftigem schauerartigen Regen (Abb. 4), teils auch mit Blitz und Donner, zu rechnen ist. Auch am Wochenende geht es unbeständig zu, wenngleich sich durch ansteigenden Luftdruck das Wetter von Westen her beruhigen sollte.

Mit unserem Multi-Model-Ansatz in der Ortswettervorhersage (unter anderem auf Wetter24 und bei WeatherPro) inklusive manueller Bearbeitung durch unsere Meteorologen werden wir dabei weiterhin versuchen, das genaueste Wetter herauszuarbeiten. Durch die Unsicherheit derzeit lohnt es sich aber doppelt, die Vorhersage für seinen Aufenthaltsort noch etwas häufiger zu überprüfen.