Kälte in China

Seit Ende November friert China im bisher kältesten Winter seit 28 Jahren. Im Süden fehlen Heizungen.

In einigen Regionen der nördlichen Hemisphäre fällt der Winter in dieser Saison besonders heftig aus. Wir berichteten bereits von Kaltluftausbrüchen in Nordamerika und Indien. Aber auch China erlebt einen besonders kalten Winter, bisher den kältesten seit 28 Jahren.

Laut staatlichem Wetterdienst herrschen in China seit Ende November Durchschnittstemperaturen von -3,8°C, das ist eine Abweichung von -1,3 Grad unter den langjährigen Mittelwerten. Im Nordosten des Landes war es extrem eisig. Die ohnehin sehr kalte Region im Winter bekam Durchschnittstemperaturen von -15,3°C, das sind 3,7 Grad kälter als das langjährige Mittel. Hier sorgten auch häufig dichter Smog dafür, dass die Temperatur tagsüber kaum steigen konnte. Die Laizhou-Bucht am Golf von Bohai fror auf 291 Quadratkilometern zu, wodurch 1.000 Schiffe dort derzeit festsitzen. Wie wir im folgenden Video sehen, gibt es aber auch noch weitere Probleme:

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Von der extremen Kälte seien laut staatlichen Medien seit Dezember 770.000 Menschen betroffen, 180.000 Stück Vieh seien umgekommen. Im Süden Chinas sind Diskussionen neu aufgeflammt, da es dort keine Heizungsversorgung gibt, die Menschen müssen mit selbst gekauften Heizgeräten die feucht-kalten Wohnungen selbst aufwärmen.

Woher kommen die weltweiten Kaltlufteinbrüche?
Wie ist nun zu erklären, dass gleich an mehreren Orten der Nordhalbkugel solch extreme Erscheinungen auftreten? Dazu muss man sich die Lage des Strahlstroms ansehen. Denn in der Höhe wehen diese Ausgleichswinde an der Grenze zwischen verschiedenen Luftmassen. Ein so genannter Jetstream weht dabei an der Grenze zwischen polarer und subtropischer Luft. Diese verläuft im Idealfall dabei von West nach Ost mit der Polarluft im Norden und der subtropischen im Süden.

Doch wenn nun die Westdrift schwächer wird, so fängt dieser Jetstream an zu mäandrieren. Es gibt also große Auslenkungen nach Norden und Süden. Das bedeutet, dass subtropische Luft ungewöhnlich weit nach Norden und im Gegenzug polare Luft sehr weit nach Süden vorankommen kann. So ist dann zum Beispiel Schnee bis nach Nordafrika möglich oder Tauwetter bis nach Lappland, je nach Lage dieses Jets.

Wie wir an Abb. 2 sehen, erreicht zurzeit die kalte Luft Mitteleuropa, aber auch die Mitte und den Osten Nordamerikas, bei Island kommt dagegen wärmere Luft an, dort herrschen aktuell +5°C. Auf großer Fläche sieht man dagegen auch die Kaltluft über Sibirien, der so genannte Trog mit kalter Luft erstreckt sich über beinahe ganz Russland mit einer extrem langen Wellenlänge.

Kältewelle auch in Deutschland?
Mehr und mehr wurde dort über dem sibirischen Festland Kaltluft produziert, die daher bis in die Mongolei, nach Indien und eben auch nach China vorstoßen konnte. Und an dieser Lage wird sich grundsätzlich nicht viel ändern. Wir sehen an dem Ensemblemittel der Temperatur in ca. 1,5 km Höhe in Abb. 3, dass auch in 9 Tagen zwei Kältepole über Kanada und dem östlichen Sibirien verharren. Übrigens könnte diese kälteste Luft im Verlauf des Winters noch in Bewegung geraten, wodurch auch eine Gefahr extremer Kaltlufteinbrüche für Deutschland noch nicht ganz vom Tisch ist. Einzelberechnungen der Ensembleprognose zeigen für Berlin Tiefsttemperaturen von -20°C zum Monatsende hin an, dies ist aus heutiger Sicht aber noch eher unwahrscheinlich.