Vorerst herbstlich

Im Süden und Osten ist es noch einmal spätsommerlich, der Rest der Woche wird sehr herbstlich

Wer heute zwischen Berlin, Dresden, Stuttgart, München und Passau unterwegs ist, kann sich heute Nachmittag noch einmal entspannt nach draußen, zum Beispiel in den Biergarten, setzen. Doch auch dort ist morgen damit vorerst Schluss - herbstlich-kühle Luft macht sich über Deutschland her - dauerhaft?

Tief "Ilka" mit polarer Luft
Im Nordwesten kommt die Luft bereits an. So wird man in Hamburg bei vielen Wolken, Schauern und mäßig auffrischendem Wind heute jedenfalls unter der 20-Grad-Marke bleiben. Wie kommt es zu dieser Zweiteilung?

Das wird klarer, wenn man sich die Abb. 2 genauer ansieht. Dort sehen wir die Situation, wie sie sich in der kommenden Nacht zum Mittwoch darstellt. Bis dahin ist die blau gefärbte Kaltfront bis in die Mitte Bayerns vorangekommen. Wir erkennen südlich von ihr mit orange-rötlicher Färbung die noch wärmeren und feuchteren Luftmassen. Auf der Rückseite dominieren die Farben Gelb bis Grün. Diese nachfolgende Luftmasse ist deutlich kühler und trockener. Kein Wunder, wenn man die Windpfeile rückwärts verfolgt. Dann sieht man, dass die Luft ursprünglich von Island her am Rand von Tief Ilka über dem Nordmeer und an der Ostflanke des atlantischen Hochs nach Deutschland gelangt.

Enormes Kontrastprogramm vor allem für Bayern
Verfolgt man den Frontenzug in Abb. 2 noch einmal nach Nordosten hin, so erkennt man auch den roten Warmfrontanteil über der Ostsee. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich der Tiefausläufer nicht mehr kontinuierlich gen Südosten bewegt, sondern beinahe stehen bleibt und zur Wellenbildung neigt. An solchen Wellen entstehen intensive Regengebiete. Daher wird man sich vom südlichen Baden-Württemberg über Bayern bis in den Süden Sachsens auf einiges an Regen einzustellen haben in der kommenden Nacht.

Am Alpenrand wird der Regen bei dichten Wolken auch morgen noch lange andauern und sich nur allmählich abschwächen, bevor von Nordwesten her die kühlere Luft herankommt und unter leichten Hochdruckeinfluss gerät. Insbesondere der Süden Bayerns, der sich heute noch am längsten in der von Hoch "Ennio" beeinflussten Warmluft aufhält, wird daher einen enormen Wetterabsturz erleben. Zum Beispiel freut man sich in Rosenheim heute noch über einen sonnigen Sommertag mit Höchstwerten von über 25°C, während sich die Sonne morgen allenfalls eine Stunde blicken lässt bei Dauerregen und 13°C maximal. Abb. 3 und 4 zeigen, dass wir von "deutlich zu warm" auf "deutlich zu kühl" wechseln.

Vereinzelt Nachtfrost
Ab der Folgenacht zum Donnerstag sind dann die meisten Gebiete Deutschlands mit Ausnahme des Nordseeumfelds gering bewölkt, wodurch die Temperaturen deutlich in den einstelligen Bereich durchsacken werden. Vor allem von Rheinland-Pfalz über Südhessen, dem Thüringer Becken und in Baden-Württemberg und Bayern werden häufig Tiefstwerte unter 5°C erreicht, und in freien Lagen tritt dann häufig Frost in Bodennähe auf, vereinzelt sogar Luftfrost. Empfindliche Pflanzen sollte man also sicherheitshalber schützen. Die Höchsttemperaturen liegen dann in Deutschland durchweg unter 20°C, meist in einem Bereich 12 bis 16°C.

Bleibt es so kühl?
Die berechtigte Frage ist nun natürlich, ob wir noch einmal eine angenehm-warme Phase im September bekommen. Diese ist auch noch nicht letztendlich geklärt, man darf aber hoffen. Ein "Ja" oder "Nein" gibt es dabei jedoch nicht, denn je weiter man in die Zukunft blickt, desto eher muss man ja auch alternative Entwicklungen des Wetters im Auge behalten, sprich: die Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen. Dieses geschieht im Rahmen der Ensembleprognose

Das Ergebnis für die für Deutschland gemittelte Temperatur sehen wir in Abb. 5. Dort zu sehen ist die blaue Temperaturkurve, die das Mittel der Berechnungen des europäischen Vorhersagemodells ECMWF zeigt, in Rot ist das Mittel des Ensembles des amerikanischen Vorhersagemodells GFS zu sehen, in Grün unsere Vorhersage mithilfe des Multi-Model MOS. Auf den ersten Blick erkennt man, dass die zu kühle Phase im Vergleich zum Klima-Mittel (gestrichelt) bis etwa Sonntag oder Montag andauern dürfte. Danach steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen zur Mitte der kommenden Woche etwas über den Normalwerten liegen werden.

Gleichzeitig sollte man aber auch den Unsicherheitsbereich, die hellen Flächen um die Kurven herum, berücksichtigen, der von Freitag auf Samstag rasch breiter wird. Doch woher könnte die Wärme kommen? Schauen wir dazu auf eine andere Darstellung in Abb. 6, die die möglichen Höhenströmungen des Ensembles für Mittwoch, den 26.09.12 zeigt. Dort erkennen wir, dass sich die Unsicherheit aus der Position des Kaltluftvorstoßes über Westeuropa ergibt. Liegt dieser weit genug "draußen", so bekommen wir freundlicheres und wärmeres Wetter. Rückt er uns zu nahe, wird es von Westen her unbeständiger und kühler.

Aus heutiger Sicht liegt die Wahrheit wohl in der Mitte - nach Westen hin dürfte es häufiger dichtere Wolken und Schauer geben als im Osten Deutschlands. Insgesamt wird es aber wahrscheinlich wieder wärmer werden.