Hitzewelle?
Ein Blick in die Berliner Wetterstatistik zeigt das Charakteristische für diesen Sommer: Von 27 Sommertagen, die im langjährigen Mittel in den Sommermonaten zu erwarten sind, haben wir 2012 dort bisher 15 erlebt. Doch hat sich die Wetterlage jetzt umgestellt - zum Wochenende und Beginn der kommenden Woche könnte es sogar für einzelne Hitzerekorde reichen.
Nach einer langen und vor allem nach Norden hin auch kühlen Phase im Juli scheint der August 2012 einiges wett machen zu wollen. Denn zum ersten Mal in diesem Sommer scheint uns eine Hitzewelle zu erreichen, die verbreitet für Temperaturen über 30°C, im Südwesten über 35°C sorgen dürfte.
Der Grund dafür, dass ruhiges, sommerliches Wetter bisher die Ausnahme bei uns darstellte, war die Wetterlage, die sich seit Anfang Juni eingestellt hat und sich nun pünktlich zum Ende des Siebenschläferzeitraums umstellt. Bisher hielt sich das atmosphärische Strömungsmuster beinahe den gesamten Sommer durch: Tiefdruckgebiete zogen dabei immer wieder über das nordwestliche europäische Festland und brachten auf der Vorderseite kurz warme Luft mit, die aber gleich, begleitet von Wolken und Regen, auf der Rückseite folgte dann aber gleich wieder kältere Luft aus polaren Regionen. Dementsprechend ist der Sommer bisher in Emden auch kälter als im langjährigen Mittel, während er in München oder Berlin bis heute etwas zu warm ausfällt.
Spanische Hitze auf dem Weg
Aktuell machen nun die Tiefs einen weiten Bogen um Deutschland herum und schrammen allenfalls im Westen mit einzelnen Schauern oder Gewittern; wie gestern bereits berichtet, bringt lediglich der Donnerstag etwas mehr Regen mit. Unterdessen steht im Südwesten Europas die Hitze bereit: In Spanien hat die Stadt Sevilla am Samstag einen neuen August-Temperaturrekord mit 45,9°C aufgestellt.
Dies ist für uns wichtig, da diese Hitze über Frankreich in abgeschwächter Form auch Deutschland erreichen wird. Dafür sorgen die Tiefs, die westlich vor Irland wirbeln. Sie drehen sich gegen den Uhrzeigersinn und transportieren wie ein Schaufelrad diese Wärme mit südwestlicher Strömung zu uns (Abb. 2 bis 4).
Wie heiß wird es?
Wir sehen dabei in den Abb. 3 und 4 die Temperaturen auf einer Druckfläche von 850 hPa, das entspricht im Mittel einer Höhe von 1,5 km. Wir sehen dort Temperaturen, die gemäß einer Prognose des europäischen Vorhersagemodells ECMWF am kommenden Montag örtlich 24°C erreichen können. Bei geringer Bewölkung und bei wenig Wind kann man zu dieser Jahreszeit etwa 16 Grad für das Flachland addieren, um die theoretisch mögliche Höchsttemperatur in zwei Metern Höhe zu errechnen. Dies würde ein theoretisches(!) Maximum von bis zu 40°C bedeuten. Doch muss sofort ein deutliches JEDOCH hinterher geschickt werden:
Jedoch ist dies ein sehr unwahrscheinlicher Wert, der nur unter idealsten Bedingungen erreicht werden könnte. Denn dieser setzt voraus, dass die Prognose der hier zugrunde liegenden Berechnung genau eintrifft, wovon trotz aller Genauigkeit bei einem Vorhersagezeitraum von einer Woche nicht ausgegangen werden kann, zudem es sich bei dieser Berechnung um die bisher "heißeste" Vorhersage handelt (Abb. 5). Weiterhin müssen Idealbedingungen herrschen, sodass die Sonne bis zum Nachmittag ungehindert strahlen kann. Kommt nur ein einziges größeres Wolkenfeld, bildet sich vielleicht vorher noch ein Schauer, fallen die Temperaturen bereits deutlich niedriger aus.
Daher sollte man sich eher die Ensembleprognose ansehen. Dort sieht man, dass beispielsweise für Leipzig (Abb. 6) eher Höchstwerte am Sonntag und Montag zwischen 30 und 35°C realistisch sind und nicht die berechneten 40. Auch unsere Temperaturprognose, die man beispielsweise per Smartphone oder Tablet-PC mit WeatherPro für seinen derzeitigen Standort abrufen kann, berücksichtigt dieses Unsicherheitsintervall. Immerhin könnten ab Sonntag einzelne neue Hitzerekorde aufgestellt werden. Wichtig ist, dass man sich keine großen Aktivitäten für diesen Zeitraum vornimmt. Entspannt lässt sich die Hitze sicher gut aushalten.