Von kühl bis schwül
Das Beständige an der Wetterlage zurzeit ist die Unbeständigkeit. Und so sieht es auch in der kommenden Woche bei uns in Deutschland aus. Immerhin können sich Eisverkäufer und Freibadbesitzer freuen, denn nach einem sehr kühlen Start geht es im Verlauf stark aufwärts in Richtung 30°C.
Doch zunächst geht es in die genau entgegengesetzte Richtung. Denn mit Tief "Katarzyna" erreicht polare Meeresluft am Sonntag mit schauerartigem Regen bereits die Nordwestehälfte Deutschlands, bis Montag gehen die Temperaturen dann auch im Süden deutlich zurück. Wie wir anhand der Karte mit den Temperaturabweichungen in Abb. 2 sehen, werden die Höchsttemperaturen in Deutschland dann 2 bis 5 Grad niedriger als im langjährigen Mittel sein. Doch sehen wir gleich auch an Abb. 3, dass sich die Verhältnisse bis zum kommenden Freitag umgekehrt haben werden: Dann liegen die Maximaltemperaturen an den Küsten um 3 Grad, am Bodensee sogar knapp 10 Grad über den Normalwerten. Wem haben wir also dieses Temperaturkarussell zu verdanken?
Trog und Rücken
Es ist der ständige Wechsel von Trog und Rücken, der für die Unbeständigkeit verantwortlich ist. Großräumig betrachtet treffen sich ja in unseren Breiten die polare und die subtropische Luft. Diese Grenze zwischen den Luftmassen wandert im Sommer über uns im Mittel nach Norden und im Winter nach Süden. Diese Luftmassengrenze verläuft jedoch nicht glatt, sondern sie mäandriert in der Westwindzone, mal mehr und mal weniger. Das bedeutet, dass sie wellenartig verläuft. Kommt die Warmluft in so einer Welle von den Subtropen nach Norden voran, so entsteht ein Rücken, im umgekehrten Fall der vorstoßenden polaren Luft sprechen wir von einem Trog.
Je mehr wir uns dabei im Zentrum eines Rückens befinden, desto ruhiger ist dabei unser Wetter: meist ist es warm mit viel Sonnenschein und trocken. Rückt jedoch von Westen her ein Trog auf uns zu, so wird es zunehmend unbeständig. Gleichzeitig wird auf der Trogvorderseite oft feuchtwarme und instabile Luft herangeführt, wodurch die Gewitterneigung steigt.
Genau diesen Ablauf erleben wir in diesen Tagen bis zum nächsten Wochenende: Während heute noch im Bereich eines Rückens in weiten Teilen Deutschlands ruhiges und oft freundliches Wetter herrscht, nähert sich von der Nordsee mit Tief Katarzyna bereits zum Sonntag hin der Trog. Mit teils kräftigem schauerartigem Regen sinken dabei die Temperaturen mit Höchstwerten von meist unter 20°C am Montag.
Schauen wir nun weiter auf Abb. 4: Wir erkennen dort den nach Osten abwandernden Trog mit seiner polaren Meeresluft (grün), während über Frankreich schon der Rücken zu sehen ist, mit dem deutlich wärmere Luft (orange) von Südwesten her nach Deutschland kommt.
Das bedeutet konkret, dass nach einem sehr wechselhaften, kühlen und im Norden windigen Wochenauftakt das Wetter zur Wochenmitte hin zur Ruhe kommt und sich dann von Südwesten her zunehmend die Sonne durchsetzen kann. Zum Donnerstag hin ist dabei im Zentrum des Rückens auch die Niederschlagsneigung am geringsten, wie auch am Beispiel der Ensembleprognose für München in Abb. 5 erkennbar wird. Gleichzeitig ist dies bereits der Tag, an dem die Temperaturen am Oberrhein bereits 30°C erreichen können, hier sind dann allerdings Hitzegewitter möglich, während es an der Ostsee noch kühl und wolkiger sein wird.
Freitag verbreitet sommerlich warm
Am Freitag selbst breitet sich die sommerliche Wärme bis Hitze nach Nordosten aus, wobei die 30-Grad-Marke wohl häufiger geknackt werden wird. Da uns der Trog immer näher kommt, wird die Luft dabei von Westen her schwüler, und nach einem oft freundlichen und warmen Tag muss dabei später vor allem nach Westen hin mit einzelnen, teils aber kräftigen Gewittern gerechnet werden.
Wie schnell diese im Verlauf des Wochenendes nach Osten vorankommen, das ist noch nicht ganz klar. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Trog nur sehr langsam auf uns zu bewegt, dann könnte sich die hochsommerliche Wetterphase vor allem im Südosten Deutschlands bis zum Sonntag oder darüber hinaus halten (Abb. 6). Wir erkennen dies auch anhand der Breite des grauen "Vertrauensintervalls" in der Ensembleprognose für die Temperatur in Abb. 5 oben: ob sich der Trog mit seiner Abkühlung zum Monatswechsel durchsetzen wird, ist dabei noch fraglich.