Sturm oder nicht?
Für gewöhnlich ist die Wetterlage in einem Vorhersagezeitraum von 48 Stunden sehr zuverlässig. Doch gibt es seltene Ausnahmen, und mit einer solchen haben wir es für diesen Freitag zu tun. Die Möglichkeiten schwanken zwischen schwachem Wind und einem sehr starken Sturm.
Bereits für kurzfristigste Zeiträume unterscheiden sich dabei die wichtigsten Vorhersagemodelle des amerikanischen Wetterdienstes (GFS / NCEP) und des europäischen Modells ECMWF wie man in unseren Profikarten selbst herausfinden kann.
Dabei wird von verschiedenen Entwicklungsvoraussetzungen auf dem Nordatlantik ausgegangen, die - vereinfacht gesagt - mit einer unterschiedlichen räumlichen Zuordnung der Druck- und Temperaturfelder und ihrem Verhältnis zueinander zu tun haben. Während diese für das europäische Modell dabei kaum eine kräftige Tiefdruckentwicklung zulässt, sieht es bei dem amerikanischen Modell deutlich günstiger und bei dem britischen Modell UKMO sogar beinahe ideal aus.
Insgesamt muss man sagen, dass das europäische Modell mit der windschwachen Variante derzeit zwar alleine dasteht, dennoch nicht unterschätzt werden sollte, ist es doch das Vorhersagemodell mit der besten Trefferquote in der Mittelfristvorhersage. Wir sehen die völlig andere Struktur des Bodendruckfeldes anhand der roten Isobaren in Abb. 2 sowie der Prognose des 10 m - Windes im Vergleich der Abb. 3 und 4.
Orkanböen oder Schnee
Diese Unsicherheit wiegt dabei umso schwerwiegender, als dass die schlimmstenfalls prognostizierte Sturmlage wie zum Beispiel beim britischen UKMO-Modell nicht ungefährlich ist. So werden demnach in ca. 1,5 km Höhe über Frankreich in der Nacht zum Freitag Windgeschwindigkeiten von 80 Knoten (148 km/h) prognostiziert, Orkanstärke. Als Windspitzen könnten diese Windgeschwindigkeiten als Böen dann auch die tieferen Lagen erreichen, wodurch großes Unwetterpotenzial besteht.
Ganz anders die andere Variante: Demnach bleibt der Wind beinahe vollständig über Deutschland aus, und zum Freitagmorgen hin sinkt die Schneefallgrenze im Norden Deutschlands von Vorpommern bis nach Ostwestfalen teils bis in das Flachland, wodurch Neuschnee und Matschglätte auftreten können. Ab Freitag ginge dann auch im Süden Deutschlands des Regen immer mehr in Schnee über und könnte gebietsweise ganz respektable Mengen erreichen.
Insgesamt ist die Lage derzeit also noch völlig offen. Wir werden die Entwicklung stündlich weiter im Auge behalten - in jedem Fall empfiehlt sich ein regelmäßiger Blick auf unsere Unwetterwarnungen.
[Update 08:54 Uhr]: Auch das neueste europäische Modell prognostiziert nun stürmische Zeiten für Deutschland. Wie stark der Wind wird, präzisieren wir in den kommenden Stunden an dieser Stelle.