ECAM 2011

Thema der Meteorologen-Konferenz: Wieso ist ein "meist trocken" so schwierig zu vermitteln?

Heute geht in Berlin die ECAM 2011, die Europäische Konferenz für angewandte Meteorologie, zu Ende. Schwerpunkt waren neue Methoden in der Wettervorhersage, allem voran die so genannten Ensembleprognosen und damit dem Umgang mit Wahrscheinlichkeiten.

Unsicherheiten in der Wettervorhersage
"Wechselnd bewölkt und meist trocken" - so ist häufig in verschiedensten Wettervorhersagen zu lesen. Oder auch "zum Abend hin sind Gewitter möglich". Meist überlesen wir dabei das meist und das möglich, und ärgern uns im Nachhinein darüber, dass wir im ersten Fall doch nass geworden sind. Oder wir lächeln milde darüber, dass die vorgerwanten Gewitter wieder einmal ausgeblieben sind.

Bei der Europäischen Konferenz für angewandte Meteorologie (European Conference on Applications of Meteorology) in diesem Jahr geht es genau um die Vermittlung dieser unscheinbar wirkenden Worte, die die Wahrscheinlichkeit in der Wettervorhersage bezeichnen wollen. Genauer gesagt geht es darum, dass es bei einer Prognose kein sicheres "Ja" oder "Nein" auf die Frage: "Trifft mich ein Schauer oder nicht?" gibt. Denn die Natur ist ein chaotisches System, dessen zukünftiger Zustand durch die Vielzahl an Kopplungen und Wechselwirkungen nie zu 100% vorhergesagt werden kann.

Das Problem mit der Wahrscheinlichkeit
Und obwohl sicherlich jeder gerne eine deterministische Aussage (Schauer oder nicht? Ja oder Nein?) mit maximaler Treffsicherheit haben würde, ist es doch nur möglich, probabilistische Aussagen zu machen: "Die Schauerwahrscheinlichkeit liegt bei 30%". Viele Meteorologen, so auch wir bei der MeteoGroup, haben dabei die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, diese Wahrscheinlichkeiten zu vermitteln. Dies macht unser Geschäftsführer Dennis Schulze bei seiner Eröffnungsrede der Session AM2 an einem Beispiel deutlich: Obwohl viele unserer Kunden dankbar sind, dass wir den Sicherheitsgrad einer Prognose durch Wahrscheinlichkeiten quantifizieren können, gibt es noch zu oft Rückmeldungen der Form:

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Wettervorhersage deutlich besser
Doch muss auch gesagt werden, dass die Treffsicherheit in der Wettervorhersage deutlich gestiegen ist. Dies wurde dank neuer, höher aufgelöster Vorhersagemodelle durch bessere Supercomputer oder auch durch andere Vorhersagemethoden (Stichwort: Ensembleprognosen, zur Erklärung siehe Abb. 4 und unsere News Chaotisches Wetter) möglich, und dies ist durch Verifikationen auch eindeutig belegbar. Aber dennoch bleiben nach wie vor Unsicherheiten.

Die Darstellung und bessere Kommunikation dieser Unsicherheiten für verschiedene Zielgruppen ist daher das Kernthema der ECAM 2011 von der europäischen Meteorologengesellschaft EMS, die am 12. September im Seminaris CampusHotel an der FU Berlin begann und heute, am 16. September 2011 endet. 600 Experten hielten und hörten 400 Vorträge, 300 Veröffentlichungen wurden vorbereitet. Das gesamte Themenspektrum umfasste die Gebiete Wechselwirkungen im atmosphärischen System, Ausbildung und Kommunikation, numerische Prognosen und Klima.

Unter anderem nahm auch die MeteoGroup teil mit mehreren Mitarbeitern aus der niederländischen und deutschen Niederlassung. Dabei ging es um historische Daten und der Bewölkungsvorhersage mithilfe von Satellitenbildern (eine Zusammenfassung der Vorträge findet sich als PDF-Dokument unter diesen News).

Was lernen wir daraus?
Ohne auf die Details der Vorträge einzugehen, müssen wir Meteorologen auf der einen Seite und der Nutzer der Wettervorhersage auf der anderen Seite uns auf eine weitere Verbesserung in der Wahrnehmung der Wahrscheinlichkeiten in der Wettervorhersage konzentrieren. Beachtet man beispielsweise beim Ortewetter hier (Abb. 5) oder bei WeatherPro auf dem Smartphone nicht nur die Wettersymbole, sondern auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit, so hat man eine viel genauere Information an der Hand, ob man nun wirklich mit (maximal möglicher) Sicherheit trocken bleibt oder nicht.