Sommerprognose 2011

Wie wird der Sommer 2011? - Wird er wirklich "trocken und warm"? - Was man dazu sagen kann und was nicht

In den Medien liest man am heutigen kalendarischen Sommeranfang viele Spekulationen, wie sich denn das Wetter im Sommer 2011 gestalten könnte. Doch welche Aussagen lassen sich wirklich treffen, ohne reine Spekulation zu sein? Bekommen wir wirklich einen trockenen und warmen Sommer, wie heute teils zu lesen ist?

So berichten einige Zeitungen heute davon, dass der nun endgültig begonnene Sommer eher trocken und warm sei. Bereits im Frühling gab es anders lautende Stimmen, die einen "Zick-Zack"-Sommer prognostizierten. Doch was stimmt nun, und welche Kleidung muss ich für meinen Urlaub in den Koffer packen?

Welche Vorhersagen sind machbar?
Wenn dieser Urlaub im Juli oder gar August stattfindet, so wird niemand vorhersagen können, ob das Wetter in den beispielsweise zwei Wochen Urlaub viel Sonne gibt, oder ob es an bestimmten Tagen kräftige Regengüsse geben wird, denn dazu ist das Wetter zu unberechenbar. Daher wird sich gegen "Wettervorhersagen für den Sommer" gewehrt, die suggerieren, dass man wisse, dass es zum Beispiel am 18. August 2011 Schauer bei maximal 28°C in München gibt. Gegen derartige Sommerprognosen haben weit über 100 Meteorologen die so genannte Hamburger Erklärung auf dem Extremwetterkongress 2011 unterschrieben.

Das physikalische System Ozean-Atmosphäre mit all seinen gegenseitigen Abhängigkeiten ist chaotischer Natur. Schon der Mathematiker Lorenz erkannte, dass bereits kleine Abweichungen in einem chaotischen System sehr große Unterschiede bedeuten können. Und diese Abweichungen sind allein schon aufgrund von Messungenauigkeiten der Wetterstationen und der fehlenden Messdichte auf den Ozeanen gegeben. Dieser Fehler wird umso größer, je weiter wir in die Zukunft blicken.

Wettervorhersage und Wettertrend
Damit ist eine Wettervorhersage noch für 7 Tage im Voraus sinnvoll. Bei allen Aussagen, die über diesen Zeitpunkt hinaus gehen, sollte man bedenken, dass es nicht nur eine Wetterentwicklung gibt. Wir bewegen uns also weg von der Wettervorhersage hin zum Wettertrend. Dabei wird stärker berücksichtigt, dass es einen Bereich der Möglichkeiten gibt, in welche Richtungen sich das Wetter entwickeln kann.

Diese Bereiche werden mit den Ensembleprognosen genauer abgesteckt. Aus einem Bündel an Berechnungen mit leicht veränderten Anfangsbedingungen entsteht so die einigen vielleicht bekannte "Rauchfahne", die man zum Beispiel für eine Temperaturvorhersage im "15-Tage-Trend" kennt.

Eine solche findet sich in Abb. 2 als gemittelte Temperatur für Deutschland. Die dicke blaue Linie stellt hier einen Mittelwert dar, den man gewissermaßen als Orientierungslinie verstehen sollte. Hier kann man beispielsweise erkennen, ob die Wahrscheinlichkeit eher für steigende oder sinkende Temperatur größer ist. Um diese Linie herum befindet sich der Bereich der möglichen Temperaturentwicklung. Ist dieser Bereich groß, so ist die Vorhersagesicherheit klein und umgekehrt. Entsprechend dem oben gesagten wird dieser Bereich also immer größer, je mehr wir uns in die Zukunft begeben.

Doch damit wird man keinen 2-wöchigen Urlaub planen können. Man bekommt eher Aussagen, dass eine bestimmte Wahrscheinlichkeit für zu warme, zu kühle, nassere oder weniger nasse Bedingungen im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten existiert.

Was kann man also über den Sommer 2011 sagen?
Im Juni hat sich die Wetterlage in Mitteleuropa spürbar geändert. Nach dem rekordverdächtig warmen und trockenen Frühling ist der Wettercharakter durchweg unbeständig mit wärmeren und kühleren Phasen. Ursache hierfür ist, dass der so genannte Polarjet momentan recht weit südlich über Mitteleuropa verläuft. Der Polarjet ist ein Starkwindband in der Höhe, er bildet gewissermaßen die "Autobahn" für die Tiefdruckgebiete, die in seinem Bereich entstehen und über uns hinweg ziehen. Seine Lage sieht man gut in unseren Profikarten anhand der Windgeschwindigkeit im 300 hPa-Niveau. "Beult" sich dieser Polarjet nach Süden aus, so haben wir es mit einem Kaltluftvorstoß zu tun. Unsere Position relativ zu solch einem Trog ist entscheidend.

In Abb. 3 sehen wir eine Übersicht über die wahrscheinliche Entwicklung der Höhenströmung. Wir sehen um den 27. Juni herum, dass wir uns in einem Bereich befinden, indem die Strömung nach Norden hin ausgreift, in einem so genannten Rücken. Dabei herrscht meist ruhiges, trockenes und auch warmes Wetter (Abb. 4). Je mehr wir uns aber in Richtung Juli begeben, umso mehr wandert dieser Rücken nach Osten, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir uns auf der unmittelbaren Vorderseite eines Troges über Westeuropa befinden.

Diese Lage ist durchaus vergleichbar mit der aktuellen. Auf solch einer Vorderseite werden feucht-warme und instabile Luftmassen herangebracht, häufig sind Schauer und Gewitter die Folge mit nachfolgender Abkühlung. Man kann also für die nächste Zeit davon ausgehen, dass nach einer Wetterberuhigung zu Beginn der kommenden Woche wieder eine unbeständige Phase folgt.

"Trockener und warmer Sommer?"
Jedoch ist heute beispielsweise in der Mitteldeutschen Zeitung zu lesen, dass ein Meteorologe einen trockenen und warmen Sommer prognostiziert. Er beruft sich dabei auf die Siebenschläfer-Regel: "Wie das Wetter am Siebenschläfertag (27. Juni) / es sieben Wochen bleiben mag."

Da gerade um den 27. Juni herum eine Wetterberuhigung eintritt, wird somit gefolgert, dass der Sommer ebenfalls ähnlich verläuft. Wertet man diese Bauernregel statistisch aus, so folgt einem zu trockenen 27. Juni zu 61% auch ein zu trockener Sommer (siehe Bauernregeln aus meteorologischer Sicht, Malberg, 2003, S. 96). Jedoch bietet es sich an, auch die gregorianische Kalenderreform zu berücksichtigen, nach der sich das Datum verschoben hat. Außerdem sollte man nicht einen Einzeltag, sondern einen Zeitraum berücksichtigen. Legt man daher die Wetterperiode 5. bis 10. Juli zugrunde, so steigt die Trefferquote immerhin auf 65%, stimmt also in beinahe zwei von drei Fällen.

Daraus folgt: Der Sommertrend 2011
Da dem trockenen Siebenschläfertag also wahrscheinlich wieder eine eher unbeständige Wetterperiode folgt, ist auch die Wahrscheinlichkeit für einen unbeständigen Sommer erhöht. Auf der oben angesprochenen Vorderseite von Kaltluftvorstößen über Westeuropa wird dabei mehrfach warme Luft herangeführt. Aufgrund der Modelllage kann man also aus heutiger Sicht folgende Aussage über den Sommer 2011 treffen:

Mit einer leicht erhöhten Wahrscheinlichkeit von etwa 60% wird der Sommer 2011 etwas wärmer als im langjährigen Mittel ausfallen. Vieles deutet auf einen unbeständigen Wettercharakter mit abwechselnd dominierenden Hoch- und Tiefdruckgebieten. Unwahrscheinlich ist zumindest im Juli sowohl eine länger anhaltende Kälteperiode auch eine länger andauernde Hitzewelle.

Konkretere Aussagen sind nach aktuellem wissenschaftlichen Stand der Meteorologie nicht möglich.