DO: Unwettergefahr

Das Tief 'Emil' sorgt von Donnerstag auf Freitag für Unwettergefahr - was kann passieren?

Die ruhigen Hochdruckwetterlagen scheinen vorerst vorbei zu sein. Kaum kommt sommerliche Wärme, wird diese durch Schauer und Gewitter wieder beendet. Von Donnerstag bis in die Nacht zum Freitag muss man dabei auch mit Unwettern rechnen.

Starkregen, Hagel, Sturmböen - all das ist morgen, also am Donnerstag, dem 16.06.2011 wieder möglich. Bis dahin kann und sollte man jedoch die ruhige sommerliche Phase noch einmal ausnutzen. Dies dürfte besonders in den Bundesländern gelingen, in denen jetzt noch Pfingstferien sind, also in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt.

Heute noch angenehm
Denn heute herrscht zunächst meist trockenes Wetter, nur ganz vereinzelt kann sich über den Gebirgen der ein oder andere Schauer bilden. Die Hochs Ette im Nordosten und "Diana" im Süden sorgen jedoch dafür, dass diese nur sehr selten auftreten. Der schwache Tiefausläufer von Tief "Dirk", der in Abb. 2 zu sehen ist, ist daher in erster Linie nur für schattige Momente in Form von ausgedehnteren Wolkenfeldern gut.

Darum lässt sich das Wetter im Freien heute gut genießen, vor allem wegen der Temperaturen, die vor allem in den Ferien-Bundesländern durchaus sommerliche Höchstwerte um oder über 25°C erreichen können, genauere Werte sind in unserem Deutschland-Wetter zu finden.

Tief "Emil" kommt
Beherrschendes Druckgebilde auf der oben genannten Bodendruckkarte (Abb. 2) jedoch ist das Tief "Emil" auf dem Ostatlantik. Seine Ausläufer greifen in der Nacht zum Donnerstag bereits auf Frankreich über und bringen dort die kältere Luft mit Schauern und Gewittern.

Auf seiner Vorderseite jedoch sorgt er im Osten Deutschlands immerhin noch einmal für einen ähnlich freundlichen Sonne-Wolken-Mix, wie es heute auch der Fall ist. Ferienkinder sollten dort also recht früh in die Badeseen springen, in der Osthälfte sind dabei noch einmal Höchsttemperaturen bis 28°C, örtlich auch noch mehr möglich. Dies ist die feucht-warme und instabile Luft, die auf der Vorderseite von "Emil" von Südwesten herangeführt wird, zu sehen an den orange-roten Bereichen in Abb. 3.

Von West nach Ost
Am Niederrhein und an der Ems werden die ersten Schauer und Gewitter schon mit Annähern der kälteren Luft (= der Kaltfront, blau in Abb. 3) am Vormittag auftreten, siehe auch den zeitlichen Ablauf in Abb. 4. Im Tagesverlauf muss man jedoch dann auch nach Osten hin mit ersten, noch isolierten Gewittern rechnen. Diese können in der instabilen, teils schwülen Luft überall entstehen, insbesondere in Gebirgsnähe, wo sie aufsteigen muss.

Je mehr die Kaltfront gen Osten rückt, desto häufiger treten dann auch Schauer und Gewitter auf. Sie erreicht zur besten Tageszeit die Osthälfte Deutschlands, nämlich am späteren Nachmittag. Hier ist der Boden durch die derzeit fast maximale Sonneneinstrahlung (kurz vor Sommeranfang) aufgeheizt, die höhere Atmosphäre kühlt sich jedoch bereits ab. Dies wirkt noch unterstützend für die Bildung von hoch reichenden Schauern und Gewittern.

Hauptantrieb ist jedoch die Dynamik in der Höhe mit der herannahenden kälteren Luft (Abb. 5). Durch den teils freundlichen Tagesanfang in der Osthälfte Deutschlands hat die aufgeheizte schwül-warme Luft einen hohen Energiegehalt, den sie für die Bildung von kräftigen Schauern und Gewittern zur Verfügung stellen kann (CAPE) mit Höchstwerten von über 1000 J/kg im Südosten Deutschlands (Abb. 6).

Unwetter-Übersicht: Was sind die Gefahren?
Im Nordwesten und Westen Deutschlands ist das Unwetterpotenzial durch die frühe Tageszeit nicht so hoch wie im Osten, da hier rasch die kältere und stabilere Luft nachrückt. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf kurzzeitigen Starkregen, der vereinzelt auch gewittrig sein kann.

Nach Osten hin heizt sich die Luft mehr auf, außerdem ist hier die so genannte Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe (Abb. 7), größer. Dies begünstigt die Entstehung von langlebigen Gewitterzellen oder gar Superzellen (Abb. 8), die besonders in Alpennähe neben Starkregen auch mit großkörnigem Hagel daherkommen können, außerdem sind mit den Gewittern Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Freitag verlangsamt sich der Tiefausläufer über dem Südosten Deutschlands, und aus den kurzen Schauern wird ein Regengebiet, das sich im Bereich der Alpen und auch noch im östlichen Sachsen aufhalten wird. Durch diese länger anhaltenden und teils gewittrig verstärkten Regengüsse muss dann auch mit lokalen Überschwemmungen gerechnet werden. Im Laufe des Freitags zieht der Regen dann über das Chiemgau ab, und die Unwettergefahr ist damit beendet.

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