Überschwemmungen?
Die Wetterlage, die sich aktuell über Deutschland eingestellt hat, ist als ebenso schwer vorhersagbar sowie gleichzeitig brisant zu bezeichnen. Warum wir beinahe landesweit mit Unwettern rechnen müssen, es aber nicht jeden treffen wird, möchten wir an dieser Stelle erklären:
Feucht-warme Luft
Dabei beschränken wir uns aus Gründen der Vorhersagbarkeit und Übersicht auf den Zeitraum bis in die Nacht zum Donnerstag. Dies bildet ohnehin den Zeitraum ab, den es am kritischsten zu beobachten gilt.
Aktuell befindet sich Deutschland dabei zwischen dem Hoch Christiane, das nun mehr und mehr nach Osteuropa abgedrängt wird, und einem aus mehreren Schwerpunkten bestehenden Tiefdruckkomplex über Westeuropa. Für die Gewitter vom Sonntag ist dabei vor allem eine Entwicklung des sich immer noch über den Balearen befindlichen Tiefs von Bedeutung. Dabei hat sich im Voralpenland eine so genannte Tiefdruckrinne gebildet, die von hier nach Nordosten weist. Hier eine Zeitlupenaufnahme von Blitzen über Düsseldorf, die uns @OTWGerrit über Twitter sandte:
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Der schwül-warmen Luft und der starken Aufheizung am Tage durch die Sonne war es zudem zu verdanken, dass auch im Bereich des Hochs im Nordosten Deutschlands am Sonntag Gewitter entstanden sind. So startete der Montag in dieser Luft sehr warm, örtlich kam es sogar zu einer "Tropennacht" (Tiefsttemperatur von mindestens 20°C).
Montag
Am heutigen Montag dann hat sich die Wetterlage über Deutschland selbst kaum geändert. Während sich ein Tief namens "Balthasar" (Abb. 2) über der Nordsee zu einem Sturmtief verstärkt und weiter nach Irland zieht, lenkt es kältere Luft zunächst nur bis in den Norden Frankreichs. Deutschland bleibt in der so genannten Tiefdruckrinne.
Dabei kann man sich die Lage wie einen großen Kochtopf mit Wasser vorstellen, den man auf den Herd stellt. Während das Wasser dabei immer wärmer wird, kommt es ab einem bestimmten Zeitpunkt zu Wasserblasen, die überall vom Topfboden her aufsteigen können, es kann jedoch niemand genau sagen, wo sich wann eine solche Blase bilden wird.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den Gewittern, wobei die Herdplatte in diesem Fall der von der Sonne aufgeheizte Erdboden ist. Durch die Nähe zum Hoch wird der Sonnenanteil dabei im Osten Deutschlands höher sein, und auch die Luft selbst ist hier die wärmste (Abb. 3). Aus diesem Grund steckt hier bei Höchsttemperaturen um 30°C am meisten Energie, dementsprechend ist hier auch das Unwetterpotenzial etwas höher.
Dienstag: Im Nordwesten und in Alpennähe ruhiger
Im Bereich der Tiefdruckrinne wird sich in der nördlichen Mitte Deutschlands am Montag ein Tief gebildet haben, das dann über die Ostsee weiter in Richtung Schweden ziehen wird.
Vom Tiefdruckkomplex zwischen Großbritannien und Skandinavien ausgehend kann gleichzeitig kühlere Luft in Richtung Nordwest-Deutschland gelenkt werden, wodurch hier die Schauer- und Gewitterneigung zum Erliegen kommt. Weit in das Landesinnere gelangt diese kühlere Luft jedoch nicht, denn die Tiefdruckrinne bleibt erhalten, sodass auf der Vorderseite des Kaltluftvorstoßes weiter Gewitter vor Ort entstehen können und dann nach Norden weiter ziehen (Abb. 4). Nur am Alpenrand kann es durch diesen südlichen Höhenwind zu Föhn kommen, sodass im Süden Deutschlands vornehmlich trockenes und freundlicheres Wetter dominieren dürfte.
Mittwoch: Unwettergefahr!
Am Mittwoch verstärkt sich dann das Tief weiter, und sein Ausläufer, der sich bisher über dem Westen Deutschlands kaum bewegt hatte, schwenkt nun nach Osten durch. Hier dürfte sich zuvor jedoch noch ein weiteres, kleinräumiges Tief befinden, dass die feucht-warme Luft förmlich aus allen Richtungen "ansaugt" (Abb. 5). In seinem Umfeld in der Mitte und im Osten Deutschlands kommt es also nach etwas Sonne zum Tagesstart zunächst häufig zu Gewittern. Der Wassergehalt dieser Luft ist hoch, während im Tagesverlauf die Gewitter durch ein Regengebiet von Westen her abgelöst werden.
Diese Kombination lässt die Alarmglocken vor allem in Sachen Niederschlagsmenge schlagen, wobei die regionale Verteilung höchst unterschiedlich sein wird. Den Vorhersagemodellen zufolge werden die höchsten Mengen vom östlichen Niedersachsen bis in das westliche Sachsen-Anhalt und in das Harzumfeld prognostiziert (Abb. 6).
Schaut man sich die Maximalabschätzung an, eine "Worst Case"-Abschätzung, die nur vereinzelt und lokal auftreten dürfte, so sind schlimmstenfalls Regenmengen von über 200 Liter pro Quadratmeter am Mittwoch möglich (Abb. 7)! Demzufolge muss besonders in der Mitte und im Osten Deutschlands mit Überflutungen gerechnet werden. Andernorts, besonders in Richtung Rhein-Main-Gebiet, kann es durchaus auch zu nur geringen oder gar keinen Niederschlägen kommen.
Fazit:
Da die Gewitter nur zeitnah prognostiziert werden können, sollte man sich vor einem Grillfest, einer Bootstour oder für eine Baustelle das Wetterradar und die Unwetterwarnungen genau ansehen.