Flut und Dürre

Extreme auf engem Raum: Im Norden Brasiliens Überflutungen, im Süden und in Argentinien historische Dürre

Größer könnten die Unterschiede in Südamerika in den letzten Wochen und Monaten kaum sein: Während im Nordosten Brasiliens 40 Menschen ihr Leben lassen mussten, leidet die Bevölkerung im Süden des Landes unter monatelanger Dürre, ebenso wie in Argentinien.

Seit 24 Jahren nicht so viel Regen
Am schlimmsten von den Fluten betroffen ist der Bundesstaat Maranhão, hier wurde in 60 Städten der Notstand ausgerufen. Seine Hauptstadt São Luís hatte im April die höchste Niederschlagssumme seit 24 Jahren (siehe auch Klimadiagramme, Abb. 2 und 3 oder Klimadaten). Die Opfer werden mittlerweile von der Armee versorgt, um Seuchenausbreitungen zu verhindern. Bis heute sind im gesamten Brasilien mehr als 300.000 Menschen durch die Fluten obdachlos geworden, berichtet AccuWeather.

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In den kommenden Tagen lassen die Niederschläge nun etwas nach (Abb. 4), womit zumindest wieder Chancen bestehen, dass Feuerwehren und Polizisten von Schlammlawinen blockierte Hauptstraßen wieder befahrbar machen können, um die nötige Belieferung mit Hilfsgütern voranzutreiben.

Auch in einigen Bundesstaaten des südlichen Brasilien herrscht Hochwassergefahr, wie zum Beispiel in Santa Catarina. Hier ist dies bereits die zweite Flut seit wenigen Monaten, erst im Dezember 2008 kamen hier laut Zeit 120 Menschen ums Leben.

Historische Dürre in Argentinien
Vom Norden Argentiniens bis hinein in den Grenzbereich zu Brasilien herrschen dagegen ganz andere Bedingungen. Hier leiden Mensch und Tier an einer seit Monaten andauernden Dürreperiode. Seit Beginn des Jahres 2009 hat es hier nur weniger als zwei Drittel der normalen Niederschläge gegeben. Blickt man noch weiter zurück bis zum Januar 2008, so waren es insgesamt drei Viertel der mittleren Niederschlagsmenge (Abb. 5).

Sehnsüchtig erwartet man die gelegentlichen Schauer, die nun Mittwoch über das Land ziehen sollen, sie sind aber nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Viele Fluß- und Bachläufe sind komplett ausgetrocknet. Das historische Ausmaß der Dürre macht ein Fund in Roque Pérez, ca. 130 km südöstlich von Buenos Aires (hier aktuelle Messdaten).

Deren Einwohner fanden in einem ausgetrockneten Flussbett Fossilien prähistorischer Tiere. Das Alter wurde von Wissenschaftlern jetzt auf ein bis zwei Millionen Jahre geschätzt.

Touristenattraktion bedroht
Viele Menschen haben auch wirtschaftlich zu leiden. Durch den Ernteausfall steigen bei den Hauptanbauprodukten Baumwolle, Weizen, Soja, Mais die Preise auf dem Weltmarkt. Entsprechend sind die Existenzen der Landwirte bedroht.

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Zusätzlich drohen Einnahmeausfälle der Tourismusbranche. Eine der größten Attraktionen, die Iguazú Wasserfälle an der Grenze zu Brasilien, führen nur noch ein Viertel so viel Wasser wie üblich, wie auch am Vergleich der Abb. 6 und 7 gut sichtbar wird.

Wie kommt es zu Flut und Dürre?
Ein Teil dieser Katastrophe ist sicherlich den La Niña Bedingungen zuzuschreiben. Hierbei handelt es sich um eine Anomalie der Wasseroberflächentemperaturen, die im äquatorialen Pazifik durch stärkere östliche Winde hervorgerufen werden.

Diese veränderten Meerestemperaturen haben auch einen Einfluss auf die weltweite Verteilung der Niederschlagsmuster. Abb. 8 vom CPC gibt hier einen Überblick über die typischen Veränderungen und spiegelt gleichzeitig auch gut die gegenwärtige Problematik in Südamerika wider. La Niña ist mittlerweile beendet, die Auswirkungen sind hier jedoch noch gut sichtbar.

Ob und zu welchem Ausmaß an der Stärke dieser Erscheinungen auch die Klimaveränderung beteiligt ist, ist gegenwärtig noch spekulativ, bietet aber doch genug Anlass zur genaueren Untersuchung.

 

Anhang

Bilderlizenzen

Abb. 1 wird unter der CC-by-sa Lizenz veröffentlicht, Abb. 6 und 7 unter der CC-by Lizenz.