Eine Wetterumstellung ist im Gange - Wenn es noch Winter werden sollte, dann in der nächsten Zeit
Kommt der Winter noch, oder fällt er 2011/2012 komplett aus? Diese Frage muss man sich im Flachland stellen. Und für die kommende Zeit bahnt sich nun die Entscheidung an, denn es tut sich etwas in der Atmosphäre.
Blick in größte Höhen
Das erste Signal für winterliches Wetter stammt dabei ausgerechnet aus größter Höhe, und ausgerechnet sind hohe Temperaturen ein Zeichen für eine mögliche Weichenstellung in Richtung Winterwetter. Denn in rund 46 Kilometern Höhe - dort, wo gerade noch ein Luftdruck von 1 hPa herrscht - zeigen Modellberechnungen bald Temperaturen von bis zu 30°C an. Diese Stratosphärentemperaturen werden übereinstimmend von den wichtigsten Vorhersagemodellen GFS und ECMWF für den Beginn kommender Woche prognostiziert.
Doch was hat dies mit unserem Winter zu tun? Nun, dieses so genannte Major Stratosphere Warming hat zur Folge, dass sich der bisher kompakte Polarwirbel (Abb. 2) aufteilt (vgl. Skizze in Abb. 3). Dadurch wird der Austausch der Stratosphäre, also der höheren Luftschichten, mit der darunter befindlichen Troposphäre behindert. Dieses sorgt dafür, dass die Strömung stärker mäandriert. Warmluft kann also weiter nach Norden und Kaltluft weiter nach Süden gelangen (mehr in unseren Wetter News über das SSW).
Dieses Aufteilen des Polarwirbels, der so genannte polar split, hatte in der Vergangenheit schon oft eine winterliche Phase zu Folge, ein sehr bekanntes Beispiel ist der Januar 1985. Wichtig ist dabei zu wissen: dabei kann es kälter werden, muss es aber nicht.
Kampf der Luftmassen beginnt
Denn nun kommt es darauf an, ob bei uns in Deutschland eher die warme oder die kalte Luft gewinnt. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht entschieden. Schaut man sich die Einzelberechnungen der Vorhersagemodelle an, so gehen die Prognosen teils in völlig unterschiedliche Richtungen, die Zuverlässigkeit der Vorhersagen nimmt also ab dem Wochenwechsel deutlich ab. Dies erkennt man auch anhand des Ensembles (siehe Chaotisches Wetter) in Abb. 5 beziehungsweise der Ensembleprognose in unseren Profikarten.
Ab dem Wochenende beginnt dabei der Anlauf des Winters aus dem Osten gegen milde Atlantikluft aus dem Westen. Dabei überquert uns zum Wochenende eine Kaltfront, hinter der Polarluft nach Deutschland gelangt. Dieses Tief befindet sich zu Beginn der kommenden Woche über Osteuropa, wobei die genaue Lage der Höhenkaltluft darüber entscheidet, wie stark die Temperatur zurückgeht. Anhand von Abb. 6 ist nachvollziehbar, dass es dabei im Osten Deutschlands am kältesten zugeht, während nach Westen hin am Rande eines Hochs die Abkühlung gedämpft vonstatten geht. Bei nächtlichen Aufklarungen ist dabei jedoch überall mit leichtem, nach Südosten hin auch mit mäßigem Nachtfrost zu rechnen, unter überwiegendem Hochdruckeinfluss kommt es jedoch nur im Osten gebietsweise zu Schneefällen.
Blick in 1,5 km Höhe
Der Wochenwechsel markiert jedoch den Tag, an dem die Weichen für den weiteren Winter gestellt werden. Schauen wir uns dazu die Abb. 7 an, sie stellt die Temperatur in 850 hPa (ca. 1,5 km Höhe) im Mittel verschiedener Vergleichsberechnungen dar. Wichtig ist hier die dick ausgezogene -5°C-Isotherme. Als Faustregel gilt: um und unter -5°C sind Niederschläge im Flachland als Schnee zunehmend wahrscheinlich (, sofern Niederschläge überhaupt auftreten).
Wir erkennen, dass diese "Schneelinie" am Montag nach Westen vorankommt, um sich danach wieder nach Nordosten zurückzuziehen. Nach dem 22. Januar scheint sich ein neuer Vorstoß kälterer Luft anzudeuten. Doch bleibt dann die Frage zu klären, ob zu der Kälte dann auch Schnee käme, denn dies muss nicht zu sein, wie es die Modellläufe der gestrigen GFS-Berechnungen als Extremvariante zeigen. Demnach könnte an der Flanke eines Hochs über Skandinavien sehr kalte und trockene Festlandsluft von Nordosten nach Deutschland gelangen (Abb. 8) mit teils strengem Dauerfrost (Abb. 9) und Nachttemperaturen teils unter -15°C, allerdings ohne Schnee. Aus heutiger Sicht ist diese Prognose allerdings als unwahrscheinlich zu bewerten.
Fazit:
Insgesamt sollte man davon ausgehen, dass die Temperaturen ab dem Wochenende eher in Richtung Normalwerte zurückgehen. Das bedeutet häufiger Nachtfröste (Abb. 10) und auch häufiger Glätte. Ob der Winter noch einmal kommt und auch für längere Zeit bleibt, lässt sich ab nächster Woche dann sicherlich besser beurteilen. Bis dahin wird die weitere Wetterentwicklung hier mit besonderer Spannung verfolgt.