Orkan "Joachim" (II)

16.12.2011 erstellt von Frank Abel

Hier gibt es mehr Details, nachdem erste Ausläufer von Orkan JOACHIM Deutschland erreicht haben

Mit Orkanböen über Frankreich hat Orkantief "Joachim" in der Nacht zum Freitag Westeuropa erreicht. In den kommenden Stunden wird es nun direkt über Deutschland ziehen, Glätte, Verwehungen und gefährliche Böen sind dabei möglich. Hier in Kürze mehr Details:

Verlauf
Orkantief "Joachim" ist am frühen Morgen über den Ärmelkanal in Richtung Belgien und südliches Nordrhein-Westfalen gezogen, um 5 Uhr am Freitagmorgen, 16.12.11 hatte es dort einen Kerndruck von etwa 975 hPa (Abb. 2). Über Frankreich kam es dabei bereits häufig zu schweren Sturmböen und orkanartigen Böen, vor allem an der Atlantikküste auch zu Orkanböen, in Chemoulin wurde dabei zwischen 4 und 5 Uhr eine Windspitze von 156 km/h registriert (Abb. 3).

Das Orkantief wird in den kommenden Stunden über die Nordhälfte Deutschlands unter weiterer Verstärkung hinweg ziehen, etwa auf einem Kurs Nordrhein-Westfalen - Südniedersachsen - Altmark - Nordbrandenburg - Vorpommern (Abb. 4). Der tiefste Luftdruck wird dabei am heutigen Nachmittag simuliert, die niedrigsten Werte prognostiziert das britische Vorhersagemodell UKMO mit 956 hPa. In Berlin kann damit der niedrigste Luftdruck seit Aufzeichnungsbeginn 1951 erreicht werden, bisher steht der Rekord bei 965,2 hPa vom 26.02.1989.

Sturm
Südlich des Tiefdruckzentrums herrscht dabei die Gefahr von schweren Sturmböen, vereinzelt sind auch orkanartige Böen (104 bis 118 km/h) möglich. Die Unwetterwarnungen gelten für einen Zeitraum von jetzt bis in den frühen Samstagmorgen, sukzessive von Südwest nach Nordost. Vor allem in Höhenlagen in der Südhälfte Deutschlands kann in Windspitzen auch volle Orkanstärke erreicht werden, auf dem Feldberg im Schwarzwald sind Windspitzen um 160 km/h möglich. Dabei herrscht die Gefahr durch Windbruch, also Behinderungen durch umgestürzte Bäume und herabfallende Äste, aber auch Schneeverwehungen.

Nach Durchzug des Tiefs herrscht von der Nordsee her Schauerwetter. Gerade bei einzelnen Regen-, Schnee- oder Graupelschauern herrscht damit auch in der kommenden Nacht noch die Gefahr schwerer Sturmböen weiter an. 

Regen, Schnee, Glätte
Während im Süden Deutschlands, die Schneefallgrenze zunächst schlagartig ansteigt, wird nördlich des Tiefdruckzentrums wird kältere Luft herangeführt, die nach Durchzug von "Joachim" weiter nach Süden vorankommt. Dementsprechend stellt sich der zeitliche Ablauf der Schneefallgrenze in Abb. 5 dar. Dabei muss in der Nordhälfte Deutschlands bereits tagsüber bei stärkeren Niederschlägen neben Regen und Schneeregen auch zeitweise mit Schnee bis in tiefe Lagen gerechnet werden, was vor allem zum Nachmittag und Abend hin zeitweise für Matschglätte zum einsetzenden Wochenend-Verkehr sorgen kann.

Besonders im Weststau der Gebirge sind die Niederschlagssummen beachtenswert (Abb. 6), örtlich - besonders im Schwarzwald sowie am Südrand des Thüringer Waldes - sind Spitzenwerte von über 50 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden denkbar.  Damit muss mit lokalen Überflutungen gerechnet werden, zudem sorgen die so aufgeweichten Böden für eine zusätzlich Gefahr umstürzender Bäume. Auf der Rückseite des Tiefs muss neben Schneeglätte dann auch mit Glätte durch Gefrieren von Nässe gerechnet werden.

Wir empfehlen, stets die Unwetterwarnungen im Auge zu behalten.