Unwetter heute

22.06.2011 erstellt von Frank Abel

Im Laufe des Tages sind teils schwere Gewitter möglich. Wo die Unwettergefahr am größten ist:

Vorsicht ist heute in Deutschland geboten, da sich wieder einmal eine Gewitterlage eingestellt hat. Vom Potenzial her ist es sogar die bisher ausgeprägteste in diesem Jahr bisher. 

Die kräftigsten Gewitter sind dabei in einem Bereich zu erwarten, der sich von Nordbaden über Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen bis nach Berlin und in das südliche Brandenburg erstreckt. Hier ist mit Starkregen, vor allem örtlich aber auch mit großkörnigem Hagel und schweren Sturmböen zu rechnen.

Ursache ist ein Kaltluftvorstoß, der einhergeht mit großer Dynamik in der Atmosphäre. Die Kaltluft erreicht Mitteleuropa von der Rückseite des Tiefs Gunnar über Großbritannien (Abb. 2). Doch was macht die Lage am heutigen Mittwoch, 22.06.2011, brisanter als die vorangegangenen in diesem Jahr?

Dazu muss man sich den besagten Kaltluftvorstoß noch einmal genauer ansehen. Wichtig ist hier vor allem, nicht nur die Vorgänge in Erdbodennähe zu betrachten, sondern diese auch im Verhältnis zur Höhenströmung zu sehen, denn in der Atmosphäre sind es gerade die Bewegungen von unten nach oben (und umgekehrt), die die größten Auswirkungen haben können.

Zurzeit, am frühen Mittwochmorgen, befindet sich Deutschland noch vollständig auf der Vorderseite dieses Kaltluftvorstoßes. Dabei herrscht in der Höhe eine stramme südwestliche Strömung, mit der wärmere und feuchte Luft herangebracht wird. Daher kann mit der meisten Sonnenunterstützung in Richtung Passau die 30°C-Marke überschritten werden.

Gleichzeitig waren jedoch auch schon die ersten gewittrigen Regengüsse von Nordbaden und Thüringen her nach Nordosten auf dem Weg, bei denen das Unwetterpotenzial jedoch noch nicht vorhanden ist. Um zu verstehen, wie diese entsteht, betrachten wir uns noch einmal den Frontenzug in Abb. 2. Wir sehen diesen am heutigen Mittag quer über Deutschland liegen, nach Osten hin als Warmfront, (mit Halbkreisen), nach Westen hin als Kaltfront. Am Übergang markiert das "T" die Bildung eines so genannten Wellentiefs.

Ein kleines Tief macht den Unterschied
An dieser leicht wellenden Luftmassengrenze wandern dabei die teils kräftigen gewittrigen Niederschläge entlang. Wie gut sich dieses Tief dabei entwickelt und welche Zugbahn es genau einnimmt, kann man nur aus direkter zeitlicher Nähe gut einschätzen. Sehr wahrscheinlich wird es über den Norden Deutschlands in Richtung Mecklenburg-Vorpommern nordostwärts ziehen und sich dabei verstärken. Die Prognose des europäischen Modells sehen wir hier:

###YOUTUBE###Dieses Tief entsteht Rande eines Bereiches sehr hoher Windgeschwindigkeiten in der Höhe, in 9 km rauscht der Südwestwind mit über 200 Stundenkilometern von Südwest nach Nordost über uns hinweg (Abb. 3). Aber auch in 3 km Höhe kann der Wind noch mit bis zu 100 km/h über uns hinwegziehen (Abb. 4). In Bodennähe verändert sich das Windfeld allerdings vor Durchzug der Kaltfront. Besonders verändert das Wellentief den Wind, der zuvor auf Südost zurückdreht. Dadurch kommt es also zu einer großen Änderung des Windes in Richtung und Stärke, einer hohen Windscherung. Diese ist die Hauptzutat für die Bildung von organisierten Gewitterzellen, die dann auch Hagel und schwere Sturmböen mitbringen können.

Wo passiert was?
Kaum Unwettergefahr existiert für den äußersten Nordwesten Deutschlands. Hier kommt bereits früh am Tage die kältere und stabile Luft heran, zeitweise kann es kräftiger regnen, selten mit Blitz und Donner.

Im Bereich des Wellentiefs und nördlich des Wellenscheitels (Abb. 6) kommt es von West nach Ost zu teils gewittrigem Regen, hier kann es lokal zu Überflutungen kommen.

Der unwetterträchtigste Bereich ist der so genannte Warmsektor des Tiefs nach Südosten hin. In der Luft mit der höchsten Energie (Abb. 7) sind knapp südlich des Tiefdruckzentrums alle Zutaten für die Bildung schwerer Gewitter zusammen: schwülwarme Luft, die leicht aufsteigen kann und entsprechende Windscherung bei kräftigen Höhenwinden. Dabei muss neben Starkregen auch mit großkörnigem Hagel und teils schweren Sturmböen gerechnet werden.

Gebietsweise folgt noch ein Gebiet mit teils länger anhaltendem, gewittrigen Regen. Dabei kann es besonders im Nordstau der Alpen noch zu Überschwemmungen durch die sich aufsummierenden Regenmengen kommen.

Tipp: Unwetterwarnungen beachten
Eine genauere Eingrenzung der Unwettergefahr sieht man auch in Abb. 8 anhand der Estofex-Karte, die ein 3-stufiges Warnsystem benutzt.

Wer wissen möchte, ob für seinen Ort konkret Unwetter zu erwarten sind, der prüft am besten zeitnah unsere Karte mit Unwetterwarnungen.