Sturmtief Ludwig hat am gestrigen 23.11.09 mancherorts zu Problemen geführt, ein kleiner Rückblick
Am gestrigen Montag, dem 23.11.09, zog das Sturmtief Ludwig von der Nordsee weiter in Richtung Südskandinavien. Seine Ausläufer sorgten dabei besonders im Westen Deutschlands für einige Probleme, behinderten aber auch das Fällen des päpstlichen Weihnachtsbaums in Belgien. Ein kleiner Rückblick über die Zwischenfälle.
Das Tief Ludwig zog dabei mit seinem Hauptsturmfeld am gestrigen Nachmittag und Abend von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg. Dabei wehte in der Höhe ein sehr kräftiger Wind. Dort, wo ein Luftdruck von 850 hPa herrscht, also in knapp 1,5 km Höhe, blies ein orkanartiger Südweststurm von 60 Knoten, das entspricht gut 110 km/h.
Dementsprechend wurden am gestrigen Nachmittag und Abend auch auf den Gipfeln der Mittelgebirge, insbesondere auf dem Brocken und dem Feldberg, die höchsten Windgeschwindigkeiten mit Orkanböen zwischen 120 und knapp 160 km/h erreicht. Auf den Gipfeln der Alpen waren die Böen nicht derartig hoch, da sie südlich des Hauptsturmfeldes lagen.
Schwere Sturmböen
Im Flachland traten die höchsten Böen in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz über Hessen und Thüringen bis nach Sachsen und das südliche Sachsen-Anhalt und Brandenburg auf mit Spitzen der Windstärken 9 bis 10, meist in einem Bereich zwischen 75 und 95 km/h (Abb. 2).
Im Herbst kommt es dabei zu weniger Schäden als im Sommer, da der Großteil des Laubes bereits von den Bäumen gefallen ist. Diese würden sonst wie ein Segel wirken und zu deutlich mehr Windbruch, also Windschäden an Bäumen, führen.
Aber auch so geht es bei Windstärke 10, schweren Sturmböen, nie ganz ohne Schaden ab. So liest man heute besonders von Schäden durch umgestürzte Bäume und fliegende Dachziegel in Hessen, die auch teilweise auf Autos stürzten, jedoch sind glücklicherweise keine Todesopfer zu beklagen.
Auch aus Nordrhein-Westfalen werden Schäden gemeldet, so musste zum Beispiel die Feuerwehr in Herdecke im Ennepe-Ruhr-Kreis ausrücken, da ein Baum umgestürzt war und ein Fahrzeug in dessen Überreste fuhr. An der Sauerlandstraße in Warstein fielen ebenfalls zwei Tannen um, die von der Feuerwehr entfernt wurden. Der größte Schaden wurde aus Krefeld gemeldet. Hier fiel ein Baum auf die Oberleitung einer Bahnstrecke, nachdem ein Regionalzug gerade passierte, der Zug blieb zwei Stunden mit 150 Fahrgästen auf der Strecke stehen.
Behinderungen für den päpstlichen Weihnachtsbaum
Die Auswirkungen des Sturms werden sogar bis zum Vatikan zu spüren sein. Denn die 30 Meter hohe Fichte, die Weihnachtsbaum des Papstes werden soll, sollte am Montag in Spa, Belgien, gefällt werden. Die Sturmböen und der kräftige Regen sorgten jedoch dafür, dass die Papsttanne eine Stunde später gefällt werden konnte.
Intensiver Regen
Es kam aber nicht nur zu kräftigem Wind, sondern im Umfeld des Frontenzuges von Tief Ludwig mit der herangeführten feucht-milden Luft aus dem Südwesten außerdem zu ergiebigen schauerartigen Regenfällen mit Schwerpunkt im Westen und Südwesten Deutschlands. Wie schon häufiger in diesem Monat wurden dabei wieder 24-stündige Niederschlagsmengen erreicht, die mehr als die Hälfte, teilweise sogar mehr als zwei Drittel des durchschnittlichen Monatsniederschlags ausmachen (meist zwischen 55 und 80 Liter pro Quadratmeter im November).
Die höchste Niederschlagsmenge erreichte dabei die Station Gevelsberg-Oberbröking mit 47,7 Litern pro Quadratmeter, aber auch sonst lag man in Nordrhein-Westfalen oft im Bereich der 40 Liter pro Quadratmeter-Marke (Abb. 3), und das nur kurz, nachdem am Sonntag ein überraschendes Wetterereignis auftrat:
Rückblick Sonntag: Überraschende Gewitter in NRW
Hier sei noch ein kleiner Exkurs gestattet. Am Sonntag kam es zu einer interessanten Entwicklung, die besonders Nordrhein-Westfalen betraf. Denn entgegen aller Vorausberechnungen der Wettermodelle bildete sich am Sonntagmittag über dem Ärmelkanal eine Squall-Line aus, also eine Nord-Süd-ausgerichtete Linie von kräftigen Schauern und Gewittern (Abb. 4 und 5).
Wir erinnern uns: Auch am Sonntag hatten wir es bereits mit einer kräftigen westlichen bis südwestlichen Höhenströmung zu tun. Diese aus dem Nichts auftauchende Schauerlinie sorgte nun zum einen dafür, dass es am Abend des 22.11.09 in Nordrhein-Westfalen von West nach Ost kurz, aber kräftig schüttete (Abb. 6). Zum anderen aber transportierten diese Schauer und Gewitter den kräftigen Höhenwind auf den Boden, es kam daher ebenfalls örtlich zu schweren Sturmböen, wie zum Beispiel in Bad Lippspringe (90 km/h, Abb. 7) registriert.
In Hoxfeld im Kreis Borken, Münsterland, waren diese Böen sogar schlimmer als der Orkan Kyrill, so zumindest die Aussage eines Landwirtes, dessen Scheune bei einer Sturmböe zusammenfiel.