Tornados in NRW

10.06.2010 erstellt von Frank Abel

Zumindest 2 Tornados haben in Hille und Warendorf gestern für Schäden gesorgt - Hier die Hintergründe

Dass es die Wetterlage zurzeit in sich hat, haben wir ja bereits in den Wetternews der letzten Tage besprochen. So haben sich gestern auch einige kräftige Gewitter in Deutschland gewütet. Ein Schwerpunkt war dabei Ostwestfalen (NRW), hier haben sogar zwei Tornados für Sachschaden gesorgt.

Ein Tornado trat nördlich von Hille bei Minden auf. Hier hat laut Angaben des Hörfunksenders WDR 2 die Windhose etwa 10 Minuten lang gewütet und auf einer Strecke von 5 Kilometern Bäume umgeknickt und Dächer abgedeckt. Durch die umgestürzten Bäume und herabfallenden Dachziegel wurden zudem zahlreiche Autos schwer beschädigt.

Schadensbericht aus Hille

Ein zweiter Tornado trat gegen 15 Uhr am östlichen Stadtrand von Warendorf auf. Auch hier kam es glücklicherweise nur zu Sachschaden, allerdings ist dieser erheblich. Von zahlreichen Gewerbebetrieben wurden die Dächer abgedeckt und Dachkonstruktionen schwer beschädigt. Eternitplatten wirbelten durch die Luft und landeten teilweise auch auf der benachbarten Bundesstraße 64, wo ein Autofahrer nur knapp schweren Verletzungen entgehen konnte. 

Schadensbericht aus Warendorf

Wie kam es zu den Tornados?
Die Tornados entstanden vermutlich aus der gleichen Gewitterzelle. Damit diese entstehen kann, benötigt man drei Hauptzutaten: feucht-warme Luft, eine labile Schichtung der Atmosphäre, sodass diese feucht-warme und damit energiereiche Luft leicht aufsteigen kann, vor allem aber die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe. Dadurch gerät die aufsteigende Luft in Rotation, durch Verdunstungswärme und Pirhouetteneffekt kommt es dann meist zu dem typisch sichtbaren Schlauch.

Die Scherung ist am Radiosondenaufstieg der Station Bergen von gestern, 9. Juni 2010 um 14 Uhr MESZ zu erkennen (Abb. 2). Noch besser jedoch erkannt man sie, wenn man sich die Windkarten von verschiedenen Höhenstufen in den unteren 3 km der Atmosphäre aus den Profikarten ansieht (Druckflächen 925, 850, 700 hPa, siehe Abbn. 3a-c). Man sieht von unten nach oben förmlich, wie sich im markierten Bereich von Abb. 3a der Wind wie ein Korkenzieher mit der Höhe nach links drehte und im Bereich der Luftmassengrenze deutlich kräftiger wurde.

Kleines Tief
Verursacht hat diese verstärkte Scherung ein kleinräumiges Tief, das sich an dem lang gestreckten Frontenzug zwischen den Luftmassen gebildet hatte, es ist in Abb. 4 markiert. Aber auch innerhalb der schwül-heißen Luft kam es zu isolierten Gewittern, die sich besonders an den Gebirgsrändern ablösten, verursacht durch ein zusätzlich erzwungenes Aufsteigen der Luft und ebenfalls einer Änderung des bodennahen Windes durch diesen unebenen Untergrund. In ihrem Kern kam es ebenfalls zu Starkregen, Hagel und Sturmböen, alles räumlich sehr begrenzt, wie man auch auf dem Radarbild in Abb. 5 und an den Wetterstationsmeldungen (Abbn. 6) erkennt.

Die Gefahr dieser räumlich begrenzten Hitzegewitter besteht auch noch bis zum Freitag, erst im Laufe des Samstags erreicht uns von Nordwesten deutlich kühlere Luft, wodurch die Unwettergefahr dann nachlässt.

Aktuelle Unwetterwarnungen

 

Hinweis: Für Abb. 1 sind bestimmte Rechte vorbehalten