Der Siebenschläfer

Der Siebenschläfer ist eine der bekanntesten Bauernregeln. Doch warum sollte man sich nicht zu sehr auf den 27. Juni versteifen?

Es gibt wohl nur wenige Menschen in Deutschland, die noch nicht von der Siebenschläferregel gehört haben. Dabei handelt es sich um eine der ältesten und bekanntesten Bauernregeln überhaupt. Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag. Ist Siebenschläfertag ein Regentag, regnet es noch sieben Wochen danach. Es gibt diverse Abwandlungen der volkstümlichen Redensart. Mit dem gleichnamigen putzigen Tierchen hat der Siebenschläfertag wohl nichts zu tun. Wahrscheinlich liegt der Ursprung des Namens in einer alten Legende, wonach sieben verfolgte Christen (im Jahr 251) lebendig eingemauert wurden und fast 200 Jahre in einer Höhle bei Ephesus schliefen.

Verhältnismäßig hohe Trefferquote

Der Siebenschläfer zählt zu den sogenannten Singularitäten. Es handelt es sich um ein Wetterereignis oder eine Wetterlage, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eintritt. Weitere Beispiele sind u.a. der Märzwinter, die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage und der Altweibersommer.

Die Siebenschläferregel weist gebietsweise eine erstaunlich hohe Treffsicherheit auf, teils 60 bis 70 Prozent, vor allem in Süddeutschland. Dennoch sollte man nicht das Wetter von einem Tag als Grundlage nehmen, sondern vielmehr den Wettercharakter von ein paar Tagen rund um den Monatswechsel. Zum Beispiel: Sind zum Siebenschläfer überdurchschnittliche Temperaturen vorhanden und war bzw. ist es über mehrere Tage hinweg trocken, so könnte man von einer warmen und meist trockenen Witterung in den kommenden sieben Wochen ausgehen. Gibt es hingegen um den 27.6. sowie in den ersten Tagen im Juli regelmäßig Schauer und Gewitter bei oftmals nördlichem Wind, so geht es tendenziell eher in Richtung unbeständig und kühl.

Wie wird das Wetter am 27. Juni?

Morgen, am 27.06. liegt Deutschland zwischen einer Hochdruckzone, die sich von den Britischen Inseln über die Nordsee bis ins mittlere Skandinavien erstreckt und einem Tiefdruckkomplex über dem östlichen und südöstlichen Europa. In weiten Landesteilen sorgt der Hochdruckeinfluss für ruhiges und freundliches Sommerwetter. Die Nähe zu Tiefdrucksystemen äußerst sich in den östlichen und südöstlichen Landesteilen neben Sonnenschein durch längere wolkige Abschnitte und einzelne Schauer oder etwas Regen. Würde man diese Ausgangslage als Basis für die nächsten sieben Wochen nehmen, so hätten der Norden und Westen durchweg trockenes sowie warmes bis sehr warmes, aber kein heißes Wetter zu erwarten. In der Südosthälfte müsste man sich auf warmes und zeitgleich leicht wechselhaftes Wetter einstellen.

So wird es wohl nicht kommen, denn schon zum Donnerstag und Freitag werden im Westen und Südwesten wieder Werte um 30 Grad erreicht. Das Wetter an einem festen Tag (27. Juni) ist nicht entscheidend für die Witterung einer ganzen Jahreszeit.

Entscheidend ist die Großwetterlage, also die Lage der steuernden atmosphärischen Druckgebilde über mehrere Tage hinweg. Nicht selten stabilisiert sich Ende Juni und Anfang Juli die Wetterlage über Mitteleuropa. Das atmosphärische Strömungsmuster entscheidet dann, ob unser Wetter im Sommer vorwiegend durch warme südliche oder kühle nördliche Luftströmungen bestimmt wird.

Es hat auch andere Gründe, weshalb der 27.6. nicht der einzige Siebenschläfertag ist. Aufgrund der Kalenderreform von Papst Gregor (XIII) im Jahre 1582 haben sich alle Tage, auch die Bauernregelzeiträume, um etwa 10 Tage verschoben. Somit würde der eigentliche Siebenschläfertag auf den 7. Juli fallen. Ein kleiner Blick in die Zukunft: Aus heutiger Sicht deutet sich für den 7. Juli bei Höchstwerten von 20 bis 27 Grad ein Wechsel aus sonnigen und wolkigen Abschnitten mit einzelnen Regenschauern an.

Welche Version soll man bevorzugen? Gibt es Gemeinsamkeiten? Beide Varianten (Wetterlage am 27. Juni und Wetterlage am 7. Juli) gehen in der Summe von leicht überdurchschnittlichen Temperaturen aus. Ein deutlich zu kühler Sommer wäre demnach quasi vom Tisch und eine Trockengarantie gibt es auch nicht. Na dann, warten wir es ab.