Kältewelle und historischer Wintersturm

Seit rund zwei Wochen haben arktische Luftmassen den Bereich von den Great Plains bis zur Atlantikküste der USA im eisigen Griff.

Nach dem neuerlichen Schneesturm, der zum Teil für Rekordwasserstände bzw. Hochwasser an den Gewässern entlang der Küste von Neuengland, einschließlich dem Großraum Boston sorgte, ist zu Beginn der neuen Woche mit einem Temperaturanstieg zu rechnen. Mildere Luft soll sich vom Südwesten der Staaten bis in den Nordosten ausbreiten.

Rückblickend stellt der Sturm (Grayson) vom letzten Donnerstag bzw. Freitag ein historisches Ereignis dar, da er nun als einer der stärksten und sich am schnellsten intensivierenden Wirbelstürme der mittleren Breitengrade im Bereich des Nordwestatlantiks gilt. Vorläufige Analysen von NOAA / NWS zeigten, dass sich der Kerndruck des Tiefdruckwirbels binnen eines Zeitraumes von 24 Stunden um erstaunliche 59 hPa vertiefte. An der Station St. John in der ostkanadischen Atlantikprovinz New Brunswick konnte ein Luftdruck von 951,1 hPa verzeichnet werden. Dies ist der niedrigste Wert seit 1953 – weiter reichen die Stationsaufzeichnungen leider nicht zurück.

Tiefdruckentwicklungen, die mit besonders starkem Druckfall (mindestens 24 hPa in 24 Stunden) einhergehen, bezeichnet man als rapide oder explosive Zyklogenesen. Im Englischen als rapid cyclogenesis oder bombogenesis bezeichnet. Daher stammt auch der, in den letzten Tagen häufig gelesene, mediale Begriff Bombenzyklon. Bombogenesen sind an der gesamten amerikanischen Ostküste gefürchtet, da sie für intensive Niederschläge im Bereich von Florida bis ins östliche Kanada sorgen können.

Apokalyptische Zustände

Glücklicherweise war das Tief relativ schnell unterwegs, wodurch sich die Zeitspanne des eigentlichen Schneesturms auf wenige Stunden begrenzte. Es hätte ergo noch viel schlimmer ausgehen können. Die heftigsten Schneefälle wurden dabei entlang der Küste und nicht in den Metropolregionen verzeichnet. Und zur Relativierung, die verzeichneten Schneefallmengen lagen in der Summe unter denen der markanten Winterstürme aus dem Februar 2015, Januar 2016 oder März 2017. Das Hauptproblem beim aktuellen Sturm war das Überschneiden von Sturm, Niederschlag und Flut - so kam es zu den teils apokalyptisch anmutenden Überflutungen entlang der Küste von Ost-Massachusetts sowie im Großraum Boston.

Nach der Kälte ist vor der Kälte

Ist das Thema Kältewelle nach der eingangs angesprochenen Milderung nun durch? Nicht wirklich, in den Berechnungen der Globalmodelle wird ab dem kommenden Mittwoch/Donnerstag vom mittleren Kanada her ein neuerlicher Kaltluftvorstoß in Richtung USA erwartet. Wie nachhaltig und intensiv diese Phase ausfällt, wird von den Modellen unterschiedlich interpretiert. So oder so, der Winter ist noch nicht vorbei.