Rekord-Regen in Australien: Bundaberg unter Wasser
So viel Regen an einem Tag wurde in Bundaberg an der australischen Ostküste noch nicht gemessen. Extreme Wassermassen überfluteten Straßen und Keller und sorgten für Ernteschäden. Auch der Strom fiel aus und es gab derartige Sturmschäden, dass ein Tornadoverdacht besteht. Dabei ist jedoch zum Beispiel bei MeteoEarth nur ein Hochdruckgebiet zu sehen. Was ist geschehen?
Rekord-Regenmengen
Die Einwohner des 47.000 Einwohner zählenden Städtchens Bundaberg in Queensland, Australien hatten am Dienstag alle Hände voll zu tun, Straßen und Keller vom Schlamm zu befreien und umgestürzte Bäume und Dachteile zu entfernen. Der Ort räumt auf, nachdem am Montag über Stunden hinweg extremer Starkregen herabprasselte, begleitet von Blitz und Donner. Alleine in einer Stunde von 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr Ortszeit fielen an der Wetterstation am Flughafen über 70 Liter pro Quadratmeter! Das ist etwas mehr, als dort im Mittel im gesamten Monat Oktober gemessen wird. In 6 Stunden waren es dann bis 15 Uhr 144 L/m² und am Ende des Tages knapp 239 L/m², ein neuer Tagesrekord für diese Station. Unter den Wetterdaten des australischen amtlichen Wetterdienstes (Australian Bureau of Meteorology, kurz: BOM) findet man noch eine im Stadtzentrum gelegene Messstelle (Bundaberg Alert), die sogar 319 L/m² gemessen hat, wie BOM Queensland auf Twitter meldet.
Schäden an Straßen, Gebäuden und in der Landwirtschaft
Natürlich blieben derartige Regenmassen nicht ohne Folgen: Laut Meldung der Sydney Morning Herald fiel in 3.000 Häusern der Strom aus, und es gab 90 Notrufe wegen gefluteter Keller sowie umgestürzter Bäume und beschädigter Oberlandleitungen. In einigen Straßen stand das Wasser so hoch, dass sie nicht mehr befahrbar waren und gesperrt werden mussten. Auch einige Zuckerrohrfelder wurden geflutet, sodass Ernteschäden für die zum großen Teil von der Zuckerindustrie lebenden Stadt zu befürchten sind.
Bilder aus Bundaberg, Australien vom 02.12.2017
Nachfolgend zog der gewittrige Regen nach Süden und sorgte in der Nacht zum Dienstag auch im 380 km entfernten Brisbane bei 2.200 Wohnungen für Stromausfälle. Zudem tauchen in den sozialen Netzwerken mehrere Aufnahmen von umgestürzten Bäumen und abgerissenen Dachelementen auf, die typisch für Tornadoschäden sind. Aufgrund der Wetterlage kann dies auch nicht ausgeschlossen, aber bislang auch nicht bestätigt werden.
Durch welche Wetterlage entstanden die Unwetter?
Schaut man sich derzeit noch die Region an (interaktiv geht das zum Beispiel mit MeteoEarth), so ist über dem Pazifik östlich von Australien nur ein ausgedehntes subtropisches Hochdruckgebiet zu sehen. Ein Tief sucht man in der Bodendruckkarte vergeblich. Wie also konnten diese Gewitter entstehen? Die Antwort ist in der Höhe zu suchen. Schaut man sich die Situation in der Höhe an, so wird in über 5,5 km Höhe der Übeltäter deutlich sichtbar: dort ist ein Höhentief erkennbar, das derzeit vom Landesinneren südostwärts in Richtung New South Wales zieht.
Die Unwetterregion am Montag lag dabei genau in dem Übergangsbereich, wo in Bodennähe warme und vor allem sehr feuchte Luft mit östlicher Strömung vom Pazifik her die australische Küste erreichte und in der Höhe die kältere Luft heranzog, was gleichzeitig mit einer deutlichen Änderung des Windes in diesen höheren Luftschichten einherging. Die sehr feuchte Luft konnte durch diese starke Temperaturabnahme mit der Höhe leicht aufsteigen und wurde durch die Dynamik am Rande dieses Höhentiefs unterstützt. Verstärkt wird dies an der Ostküste Australiens auch durch die geographische Besonderheit der nord-südlich verlaufenden Great Dividing Range, einem Gebirgszug unmittelbar hinter der Küste, der dort immer wieder für zusätzliche Staueffekte sorgt.