Bodenfrost - wo war es schon so kalt?
In den vergangenen Nächten, pünktlich mit dem Beginn des meteorologischen Herbstes am 1. September, gab es in manchen Regionen Deutschlands bereits leichten Bodenfrost. Was Bodenfrost genau ist und wie die Bodenfrostgefahr sich entwickelt, darum soll es in unseren heutigen News gehen.
Wie ist Bodenfrost definiert und wie entsteht er?
Als Bodenfrost wird das Absinken der Temperatur auf unter 0 Grad in 5 cm Höhe über dem Boden bezeichnet. Bodenfrost entsteht vor allem in wolkenlosen, windstillen Nächten. Um zu verstehen wieso, kann der Strahlungshaushalt betrachtet werden. Treibende Kraft des Strahlungshaushaltes der Erde ist die Sonneneinstrahlung. Ein Teil davon wird von der Erde reflektiert, während der Rest absorbiert wird. Diese absorbierte Energiemenge führt zu einer Erwärmung. Nachdem nachts keine Sonneneinstrahlung mehr vorhanden ist und die Erde keine Strahlung erreicht, wird die Wärme in Form von langwelliger, thermischer Strahlung wieder abgegeben.
- Besonders wenn der Himmel wolkenlos ist, kann diese Ausstrahlung ungehindert stattfinden.
- Die Erdoberfläche kann sich in den immer länger werdenden Nächten also stark abkühlen. Dadurch wird die Luft direkt darüber abgekühlt.
- Wenn kein Wind weht, sammelt sich die kalte Luft...
- ...besonders in Senken und Tälern. Diese Gebiete sind damit besonders anfällig für Bodenfrost.
Die Anfälligkeit von Tälern und Senken wird beim Vergleich mit nahegelegenen Standorten außerhalb dieser geschützten Lagen teils sehr deutlich. Beispielsweise sank die Temperatur in der Nacht zu heute in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge (688 m über dem Meeresspiegel) in 5 cm über dem Boden auf -2 Grad, während die Tiefsttemperatur in Oberwiesenthal (913 m ü. NN) bei +5 Grad lag. Ähnlich sah es bei den benachbarten Wetterstationen Morgenröthe-Rautenkranz (620 m ü. NN, -4 Grad) und Carlsfeld (899 m ü. NN, +1 Grad) aus.
Ein weiterer Faktor, der die Temperatur (nicht nur tagsüber, sondern auch nachts) steuert, ist die sogenannte Luftmasse. Je nach Herkunft aus kalten oder warmen Regionen sowie der Feuchtigkeit (maritime oder kontinentale Luftmassen) und der Jahreszeit spielt die jeweilige Luftmasse eine große Rolle.
Gibt es derzeit weiterhin ein Risiko für Bodenfrost?
Kurzfristig ist diese Gefahr gebannt. Der Grund: Die Warmfront des von Westen heranziehenden Tiefdruckgebietes PERRYMAN sorgt mit der ihr nachfolgenden milden Luft dafür, dass es in der kommenden Nacht meist zweistellige Tiefstwerte der Temperatur in 2 m Höhe gibt – und auch Bodenfrost ist vorübergehend kein Thema mehr. Mancherorts ist es morgen früh um 5 Uhr mehr als 10 Grad wärmer als heute früh um 5 Uhr. Bezogen auf die 2-m-Temperatur wird beispielsweise für Genthin im östlichen Sachsen-Anhalt (heute früh um 5 Uhr 3 Grad) morgen früh um 5 Uhr eine Temperatur von 15 Grad erwartet.