Südwesthälfte wartet auf Regen

Die ersten Probleme bereitet die Trockenheit dem Südwesten Deutschlands und davon sind nicht nur die Bauern betroffen…

Es ist zu trocken. Nicht nur seit Tagen und nicht erst seit Wochen, nein im Grunde genommen schon mindestens seit dem Spätsommer 2016 ist, klimatologisch gesehen, deutlich zu wenig Regen gefallen.

Wie wird Trockenheit erkannt

Wenn wir Meteorologen uns das Wetter der vergangenen Wochen und Monaten vorknöpfen, dann tun wir dies mit einer Fülle von Messdaten, Statistiken und Informationen aus anderen Bereichen. Also wir betrachten nicht nur die Ergebnisse, die uns die Wetterstationen liefern, sondern wir betrachten auch Verdunstungswerte, Pegelstände und Berichte aus der Landwirtschaft bzw. der Agrarmeteorologie. Sicher mögen die vergangenen Wochen dem einen oder anderen Zeitgenossen subjektv regnerisch vorgekommen sein, doch wenn wir uns die reinen Zahlen und Fakten ansehen, dann wird deutlich wie viel uns in Süddeutschland an Regen fehlt.

Herbst deutlich zu trocken

Im vergangenen Herbst ist es in weiten Landesteilen Deutschlands zu trocken gewesen. Bei viel Sonne und zu hohen Temperaturen sind im Norden Deutschlands nur rund 60 Prozent der üblichen Regenmengen gefallen. Ebenso im Rheineinzugsgebiet. Üblicherweise kommt über die Wintermonate einiges an Niederschlag durch Regen und Schnee zusammen, doch auch die Bilanz der Wintermonate sieht düster aus. In der gesamten Südhälfte sind meist nur rund 50 Prozent der üblichen Niederschlagsmengen zusammengekommen. An Mosel und Saar nicht einmal die Hälfte dessen, was im Klimamittel zu erwarten ist. Gemessen wurden zum Beispiel im Raum Trier an der Mosel nur 78 Liter. Üblich wären den Winter über aber rund 230 Liter auf den Quadratmeter.

Winter nicht nass genug

Wenn gleich es an der Saar zum Beispiel im Februar etwas nasser wurde als üblich, dort waren 66 Liter gefallen, was 112 Prozent des Regensolls entspricht, so konnte dieser „Überschuss“ das Defizit aus den Vormonaten bei weitem nicht ausgleichen. Im März, dem meteorologischen Frühling, war die Regenbilanz recht unterschiedlich. Während es in Trier abermals zu trocken blieb mit nur 77 Prozent des Regensolls, konnten in Saarbrücken mit 83 Liter 127 Prozent erreicht werden. Doch auch dieser Überschuss ist nur gering, im Vergleich zu dessen was die Natur an Wasser benötigt, und was auch an Wasser verdunstet ist.

Verdunstungswerte ein großer Faktor

Womit wir beim nächsten Thema sind, der Verdunstung. Bei der Betrachtung von Trockenheit alleine darf man nicht nur die gefallenen Regenmengen betrachten, sondern man muss auch die Verdunstungswerte betrachten. Wobei Verdunstung durch Sonne und Wind nicht nur aus dem Boden heraus stattfindet. Auch die Vegetation verbraucht große Mengen an Wasser. Sie zieht diese mit ihren Wurzeln aus tieferen Bodenschichten. Eine ausgewachsene Buche zum Beispiel benötigt an einem sonnig warmen Sommertag 2 bis 3 Badewannen voll Wasser, also etwa 250 Liter.

Wenn es dann mal zu einem sommerlichen Regenguss von 10 Liter pro Quadratmeter kommt, dann verdunstet ein Drittel des Wassers, ein Drittel wird gleich von der Vegetation aufgesogen und nur ein Drittel des Wassers kann versickern. Auf einer Rasenfläche verdunsten an einem heißen Sommertag mit trockenem Wind circa 5 bis 6 Liter Wasser pro Quadratmeter. Regenfälle müssen also um ein vielfaches ergiebiger dessen sein, was dem Boden verloren geht. Tun sie dies nicht, dann spricht man von einer negativen Wasserbilanz. Ist die Wasserbilanz über Monate hinweg negativ, dann wird auch kein Wasser tiefere Bodenschichten erreichen. Der Grundwasserspiegel sinkt demzufolge immer tiefer ab. Und u.a. dieser speist auch kleinere Bäche und Flüsse.

Grundwasserspiegel und Pegelstände

So wird auch an den Pegelständen sichtbar, wie die Witterung der vergangenen Wochen und Monate gewesen ist. Grundwasserspiegel und große Ströme wie der Rhein haben ein gutes Gedächtnis. D.h. Anomalien in Sachen Wasserbilanz spiegeln sich dann in den Grundwasser- und  Flusspegelständen wieder. Da der Rhein ein besonders großes Gebiet entwässert (die Fläche des Rheineinzugsgebietes beträgt rund 185.000 km² und durchzieht bei einer Länge von rund 1230 Kilometern 9 Staaten.) zeigt er gut an, was in den vergangenen Monaten beim Wetter falsch oder richtig gelaufen ist.

Aktuell sind die Rheinpegelstände rund 1,5 Meter niedriger als für Anfang April üblich. Streckenweise liegen sie bereits am unteren Ende, der jemals um diese Zeit gemessenen Tiefstwerte! Also Tiefstwerte für Anfang April. Ein Monat der sich üblicherweise mit viel Regen und Schmelzwasser aus den Alpen heraus bemerkbar machen müsste. Doch da kommt derzeit nicht viel nach. Da auch die Nebenflüsse des Rheins für die Jahreszeit viel zu niedrigen Wasserabfluss aufweisen (Mosel, Saar, Sauer, Neckar, Main etc.) ist dem Rhein derzeit nicht zu helfen. Und wir reden hier von einer enormen Wassermenge. Rund 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fehlen dem Rhein derzeit.

Ergiebiger Landregen für den Süden nicht in Sicht

Die Regenmengen die wir in den kommenden 10 Tagen  in Aussicht stellen können, siehe Grafik oben, werden also bei weitem nicht zu einer positiven Wasserbilanz führen können. Alleine die ersten 12 Tage im April waren in weiten Teilen des Rheineinzugsgebietes vollkommen trocken und mit viel Sonne konnte zusätzlich einiges an Wasser verdunsten. Zumal jetzt zum Start die Vegetation  dem Boden besonders viel Wasser entzieht.

Leidtragende sind also u.a. auch die Landwirtschaft und die Schifffahrt. Beim Raps deuten sich bereits Ernteeinbußen von 30 Prozent an. Die Schiffe können wegen der niedrigen Pegelstände nicht mehr so viel Ladung wie üblich transportieren. Die zu transportierenden Güter müssen auf mehr kleine Schiffe verteilt oder auf Schiene und Straße bewegt werden. Die Fracht wird also teurer, die Ernte geringer. Die Trockenheit kann sich letztendlich bis in die Geldbeutel eines Jeden von uns bemerkbar machen.

Es bleibt die Hoffnung

Bleibt die Hoffnung, dass sich die Großwetterlage doch noch ändert und einiges an gleichmäßigem Landregen in diesem Frühjahr bringt. Benötigt werden rund 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Wir zählen mit.

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