Starkregen, Hochwasser und Lawinen
Der meteorologische Frühling beginnt vor allem für den Süden Deutschlands mit sehr viel Regen. Verantwortlich dafür ist das Frontensystem des mit seinem Zentrum heute von Schottland langsam nach Südskandinavien ziehenden Tiefs ADRIANO. Dieses liegt relativ parallel von West nach Ost reichend eingebettet in eine westliche Strömung. Infolgedessen ziehen die Niederschlagsschwerpunkte quasi wie an einer Perlenkette aneinandergereiht über Deutschland hinweg. Die über dem Atlantik südwestliche und nach Mitteleuropa dann westliche Höhenströmung führt zudem auf ziemlich direktem Wege über ein sogenanntes warm conveyer belt (auch als atmospheric river oder manchmal auf deutsch als warmes Förderband bezeichnet) sehr feuchte Luft nach Süddeutschland. Dies ist in der Abbildung sehr gut zu sehen, wo das precipitable water, also das theoretisch zur Verfügung stehende Wasseräquivalent, dargestellt ist. Man sieht hier Werte um 20 mm, was zunächst einmal das generelle Niederschlagspotential andeutet. Jedoch sorgen der bereits beschriebene gute Feuchtenachschub durch die vergleichsweise strömungsparallele Ausrichtung sowie der zusätzlich stattfindende Staueffekt für örtlich noch deutlich größere Niederschlagsmengen. Je direkter ein Gebirge angeströmt wird und natürlich auch umso höher dieses ist, desto stärker ist natürlich dieser als orographische Hebung bezeichnete Prozess.
Hohe Pegelstände im Nordschwarzwald
Wie das aktuelle Radarbild zeigt, ist dies natürlich vor allem im Schwarzwald sowie durch die zumindest leicht nördliche Komponente auch in den Allgäuer Alpen der Fall. Hier sind in den letzten 24 Stunden bereits recht ordentliche Regenmengen von teils über 50 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Rekordhalter ist Oberstdorf, wo an der Sprungschanze 54,3 Liter zu Buche stehen. Aber auch in Freudenstadt-Langenwald, im Nordschwarzwald, waren es 52 Liter. Die räumliche Verteilung der bisherigen Schwerpunkte sieht man sehr gut auf der Radarsummenkarte. Folgerichtig sind die Wasserstände an der Pegeln vor allem der kleineren Flüsse auch schon deutlich angestiegen, wobei aktuell bereits an der Murg und Schönmünz deutlich erhöhte Pegelstände von ein bis zwei Meter über den üblichen Werten gemeldet werden, was bereits einem über zweijährigen Hochwasserereignis entspricht. Auch wenn der Starkregen in der Region Schwarzwald am Abend nachlässt, so werden die Wasserstände aber noch bis Freitagnachmittag und -abend vielerorts weiter steigen, da auch der Schnee in den Höhenlagen durch das Tauwetter schmilzt und für zusätzliche Wasserzufuhr sorgt.
Schwerpunkt Allgäuer Alpen – hier auch hohe Lawinengefahr
Im Bereich Allgäuer Alpen hält der Starkniederschlag sogar noch bis in die Nacht zum Freitag an, so dass hier durch die gleichzeitig auf ca. 1500 Meter ansteigende Schneefallgrenze auch der Hochwasserschwerpunkt erwartet wird. Örtlich werden hier Gesamtniederschlagsmengen von über 100 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 48 Stunden gefallen sein, was zusammen mit der Schneeschmelze für teils kritische Verhältnisse sorgen wird. Besonders gefährlich könnten hier in sehr hohen Lagen ab ca. 1600 Meter dann aber auch Lawinen werden. Von Skitouren und Variantenfahrten ist daher aktuell stark abzuraten in diesen Regionen! Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn pünktlich zum Wochenende wird es dann tatsächlich vielerorts frühlingshafter mit ansteigenden Temperaturen und zeitweiligem Sonnenschein.