Hurrikan trifft auf die Bermuda-Inseln
Schon zu Beginn seines Lebenslaufes warf das Tief bei den Meteorologen einige Fragen auf. Wie wird es sich im Zusammenspiel mit Hurrikan MATTHEW verhalten, wird es „geschluckt“, kann es sich überhaupt signifikant verstärken und wohin wird der Sturm ziehen? Einige dieser Fragen haben sich inzwischen geklärt, andere sind nach wie vor offen.
Nicht mehr weit weg
An diesem Donnerstag gegen 7:00 Uhr unserer Zeit lag der Hurrikan NICOLE nur noch rund 300 Kilometer südwestlich der Bermudas. Die Inselgruppe besteht aus hunderten kleinen Koralleninseln, bewohnt sind davon nur etwa 20. Auf einer Fläche von nur 53 km² leben etwas mehr als 64.000 Menschen. Die Inselgruppe wird heute sehr gefährliches Wetter überstehen müssen, da der Wirbelsturm direkt und mit voller Wucht auf die Bermudas trifft.
Historischer Sturm?
Zwar mangelt es den Bermudas an bergigen Regionen (höchste Erhebung 79 m), die Gefahr von Bergrutschen ist somit gering, doch sind Sturm und Regen gefährlich genug, massive Schäden an der Infrastruktur anrichten zu können. Die großen Inseln sind durch Dämme und Brücken miteinander verbunden, welche schon einige Stürme überstanden haben. Die Inselbewohner sind tatsächlich an schwere Stürme gewöhnt, da es von September bis November alle paar Jahre mal ein Tropensturm oder außertropischer Sturm in die Gewässer rund um die Bermudas schafft. Die Inselgruppe hat auch schon einige Hurrikane erlebt, meist Kategorie 1 bis 3. Allerdings trifft NICOLE die Inseln heute nicht nur am Rande, der Hurrikan fegt quasi direkt über die Inseln hinweg und diese Situation ist selbst für die älteren Inselbewohner ein Novum, vor allem in puncto Stärke des Sturms. Windgeschwindigkeiten von 150 bis 215 km/h sind zu erwarten, einzelne Böen über 250 km/h können momentan nicht ausgeschlossen werden.
Unwettergefahr auch durch Regen
Der Schwerpunkt bzw. das Zentrum des Hurrikans zieht mit rund 19 km/h nord-nordostwärts auf die Inseln zu. Das Windfeld wird die Bermudas zu Beginn und nach Abzug des Kerns treffen, vom Wind demnach für lange Zeit die Hauptgefahr ausgehen. Doch auch die zu erwartenden hohen Regenmengen stellen die Inselgruppe auf die Probe. Die zwei großen Globalmodelle deuten einheitlich Regenmengen von 100 bis über 200 Liter pro Quadratmeter binnen der nächsten 24 Stunden an. Zugleich soll sich das Tief im selben Zeitraum abschwächen, dies ist aufgrund der nicht mehr ganz so hohen Wassertemperaturen und der Lage der Höhenströmung (Zone hohen Luftdrucks über dem Nordosten der USA sowie östlich von Neufundland) auch plausibel. Wie auch immer, den Bermudas droht heute einer der schwersten Stürme seit Aufzeichnungsbeginn.
Apropos Geschichte; Es wird sich noch zeigen müssen, welchen direkten oder indirekten Einfluss NICOLE auf unser Wetter im Laufe der nächsten Woche nehmen wird. Der ehemalige Hurrikan MATTHEW liegt derzeit im Seegebiet zwischen Grönland und Island und hat in den letzten Tagen für einige Sprünge in den Berechnungen bezüglich der Temperatur- und Windentwicklung der kommenden Tage in Europa gesorgt.