24 Stunden Sonne und warm wie Mallorca
Sicherlich kennen viele das bekannte Lied: "Die Sonne scheint bei Tag und Nacht" ... das stimmt in Wirklichkeit nicht für "España", aber in unserem Sommer für die höchsten geografischen Breiten. Dies ist jedoch nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist die Wärme, die nördlich des Polarkreises an der eurasischen Grenze gerade herrscht - denn diese ist mit Mallorca derzeit durchaus konkurrenzfähig:
Teils über 30 Grad nördlich des Polarkreises
Schon in den vergangenen Tagen herrschte im äußersten Nordosten Europas, also im Nordwesten Russlands nördlich des Polarkreises T-Shirt-Wetter. Beispiel Halbinsel Kola: Dort wurden am gestrigen Samstag in Murmansk 25 Grad erreicht, also ein offizieller Sommertag. (Zum Vergleich: Die mittlere Höchsttemperatur für den Juli beträgt dort 17,5 Grad.) In Padun und der an der Barentssee gelegenen Küstenstadt Teriberka waren es sogar 26 Grad. Einen Tag zuvor, am Freitag, begann der Juli in Murmansk sogar mit Höchstwerten von 27 Grad, damit war es ein Grad wärmer als in Barcelona!
Und schaut man sich die Vorhersage für zum Beispiel Murmansk auf Wetter24.de oder in WeatherPro an, so wird man feststellen, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist: Am heutigen Sonntag wird das Quecksilber noch weiter nach oben klettern, mit einem Höchstwert um 29 Grad ist der "Heiße Tag" (ab 30 Grad) nicht mehr weit entfernt. In der Prognose für heute liegt damit Murmansk mit Palma de Mallorca gleich auf - in Casablanca in Marokko im Norden Afrikas wird es sogar kälter sein.
Woher kommt die Wärme?
Wie man in unserer Grafik sieht, liegt damit die Region rund um Barentssee, Weißes Meer und Karasee damit im Bereich von möglichen Temperaturrekorden. Doch wie kommt es dazu? Klar ist, dass die Sonne, auch wenn sie theoretisch 24 Stunden am Tag scheinen kann, in diesen Breiten nicht die Kraft hat, von sich aus die Luft, die dort normalerweise "zu Hause ist", auf derartige Werte zu erwärmen. Damit ist die Erklärung beinahe schon gegeben: Es wird mit einer strammen Strömung eine Luftmasse herangeweht, die dort eben üblicherweise nicht angetroffen wird, sondern von viel weiter südlich kommt.
Die Ursache ist ein hoch reichendes Tiefdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer. Am Boden heißt dieses Tief OLIANE - sie ist auch verantwortlich dafür, dass am Samstag von Westen her kühle Meeresluft nach Deutschland gelangt ist. Während diese Luftmasse also von Nordwesten her weiter nach Europa voran kommt, schiebt sie auf ihrer Vorderseite mit einer strammen südlichen bis südwestlichen Höhenströmung Luft vom Mittelmeerraum über den Balkan und Osteuropa nach Norden, bis sie dann auch im Norden Russlands ankommt.
In den kommenden Tagen wird dieser Trog mit der kälteren Luft nun nach Nordosten durchschwenken und die "Warmluftblase" Montag und Dienstag allmählich abdrängen, sodass auch zuerst auf der Halbinsel Kola und nachfolgend auch an der Karasee die Temperaturen wieder auf Normalniveau sinken werden.