Leuchtende Nachtwolken

Schon ihr Name klingt spannend und allzu häufig zeigen Sie sich bei uns auch nicht. Bald werden sie aber wieder zu beobachten sein - die leuchtenden Nachtwolken.

Langsam aber sicher rücken sowohl der meteorologische als auch der kalendarische Sommer in Reichweite und damit wird auch bald wieder ein bei uns im Sommer vorkommendes Wetterphänomen zu beobachten sein können - die leuchtenden Nachtwolken.

Wolken die nachts leuchten - wie geht das?

Die Wolken verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie sichtbar werden, wenn die Sonne 6 bis 16° unter dem Horizont steht. Damit sind die Wolken zu einem Zeitpunkt hell am Himmel sichtbar, wenn der restliche Himmel (eingeschlossen die "nicht leuchtenden Wolken") schon deutlich verdunkelt ist. Möglich ist dieses Phänomen, weil die leuchtenden Nachtwolken in einer Höhe von etwa 81 bis 85 Kilometern entstehen. Geht die Sonne nun für uns am Boden unter, wird der Himmel noch einige Zeit von der Sonne angestrahlt, da er höher liegt. Viele von Ihnen werden das Phänomen beim Sonnenauf- oder Untergang zumindest unterbewusst im Alltag gesehen haben. Hochhäuser oder Berge werden tagsüber am längsten beleuchtet. Die hohen "wetterrelevanten" Wolken reichen bis zum oberen Ende der Troposhäre (dem untersten Teil der Atmosphäre) und damit bis in eine Höhe von 13 km. Dadurch, dass die Nachtwolken in einer Größenordnung von 70 km höher liegen, werden sie nochmal deutlich länger von der Sonne angestrahlt - eben auch dann, wenn für viele von uns eigentlich schon Nacht ist.

Warum sieht man die Wolken nicht so häufig?

Leuchtende Nachtwolken (Abbildung 1) oder kurz NLC (noctiluent clouds) entstehen nur, wenn es in der höheren Atmosphäre (in dem Fall der Mesopause) kalt genug wird. Dies ist in dieser Höhe paradoxerweise im Sommer der Fall. Die Wolken selbst bestehen aus winzigen Eiskristallen. Dass diese entstehen, ist nicht nur ein Zusammenspiel von einer möglichst hohen Wasserdampfkonzentration und niedrigen Temperaturen notwendig, sondern es muss auch eine ausreichend hohe Anzahl an Kondensationskeimen vorhanden sein, an denen die Eiskristalle entstehen und wachsen können. Diese bestehen nach derzeitigem Stand wahrscheinlich vor allem aus dem von Meteoriten freigestetzten Material, doch können es zumindest zeitweise auch feine Aerosole von Vulkanausbrüchen sein. Und noch etwas kommt hinzu. NLCs sind nicht überall auf der Erde sichtbar. In geographischen Breiten oberhalb von 70° wird es zur Beobachtungssaison nicht dunkel genug und unterhalb von 45° kühlt sich die Mesopause meist nicht mehr stark genug ab. Zeitlich gesehen gibt es aber auch Unterschiede. Leuchtende Nachtwolken sind, wie oben beschrieben, sichtbar, wenn die Sonne 6 bis 16° unter dem Horizont steht. Bei einem höheren Sonnenstand sind die sehr dünnen hohen Wolken durch das noch verhältnismäßig starke Streulicht der Atmosphäre nicht erkennbar, bei einem größeren Winkel werden auch sie vom Erdschatten verdunkelt. Gute Sichtbedingungen herrschen im unteren Ende der sogenannten nautischen Dämmerung, das heißt, wenn die Sonne 10 bis 12° unter dem Horizont steht. Die längsten Dämmerungs- phasen in Deutschland sind zur Zeit der Sommersonnenwende. Dann dauert die gesamte nautische Dämmerung am späten Abend und am frühen Morgen jeweils ungefähr 110 Minuten. Dabei sind die NLCs in den nördlichen Landesteilen etwas länger zu sehen als in den südlichen, weil dort die nautische Dämmerung länger andauert.

Wann lassen sich die Wolken beobachten?

Die leuchtenden Nachtwolken zeigen sich am häufigsten im Juni und Juli, können bei uns aber allgemein von Mitte Mai bis Mitte August entstehen. Sind die beschriebenen atmosphärischen Bedingungen in der Mesopause erfüllt und herrschen auch bodennahe gute Sichtbedingungen, kann man dieses Himmelsphänomen während der späten Abend- oder frühen Morgendämmerung am nördlichen Horizont beobachten. Der ein oder andere wird dann die je Sonnenstand gelb bis silbrig-perlmuttartig erscheinenden Nachtwolken zu Gesicht bekommen (Abbildung 2).