Ende der Vegetationsruhe?

Die kalten Tage sind gezählt, mildes Wetter herrscht bis über die Osterfeiertage hinaus. Auf welchem Stand ist eigentlich die Natur?

Die kühlen Märztage sind vorbei. Seit Ende Februar wurden verbreitet unterdurchschnittliche Temperaturwerte von den Wetterstationen registriert, vor allem in der West- und Südhälfte Deutschlands.

Luftmassenwechsel

Es war zu kalt, da mit nordwestlicher bis nördlicher Strömung in regelmäßigen Schüben kalte Meeresluft polaren Ursprungs zu uns gelangte. Nun hat sich die Wetterlage umgestellt, mit südwestlicher bis westlicher Strömung weht milde Luft aus subtropischen Gefilden heran. In dieser Luftmasse kühlt es selbst in sternenklaren Nächten nicht mehr so stark aus und Luftfrost wird allenfalls vereinzelt noch ein „kleines“ Thema. In den meisten Regionen geht es frostfrei durch die kommenden Nächte. Tagsüber profitieren wir unterdes vom höheren Sonnenstand und der damit verbundenen längeren Einstrahlung.

Phänologie

Die Natur springt zwangsläufig auf diese Umstände an. Längerer Sonnenschein und Temperaturen oberhalb der 10-Grad-Marke, dazu kürzere sowie frostfrei Nächte, in den nächsten Wochen ist mit einem Vegetationsschub bzw. –sprung zu rechnen. Innerhalb der Meteorologie gibt es sogar einen Teilbereich, der sich ausschließlich mit der Lehre der Erscheinungen der Natur befasst. Die Aufgabe der Phänologie ist es, sich mit den alljährlich vom Klima abhängigen Entwicklungsstadien von Pflanzen zu beschäftigen. Dabei werden u.a. Daten über Eintrittstermine für typische Entwicklungsphasen von Pflanzen gesammelt. Die unterschiedlichen Vegetationsphasen werden von vielen Beobachtern erfasst und in einem phänologischen Kalender vermerkt. Bestimmte Pflanzen eignen sich besonders gut, diese werden als Zeigerpflanzen bezeichnet. So ist die Haselnussblüte charakteristisch für den Vorfrühling, die Forsythien- und Kirschblüte für den Erstfrühling, die Blüte von Apfel und Flieder zeigt schließlich den Vollfrühling an. Üblicherweise beginnt die erste Vegetationsphase im Südwesten Deutschlands, während man im Nordosten im Durchschnitt zwei, drei Wochen länger warten muss.

Rückblick

Phänologisch betrachtet begann der Vorfrühling in einigen Regionen bereits im Dezember. So wurden regional erste Haselnusspollen registriert, etwa einen Monat früher als normal. Im Januar setzte dann wieder die Vegetationsruhe ein, da sich eine längere kalte Phase einstellte. Und nach einem milden Start konnte ein neuerlicher Kälteeinbruch im letzten Februardrittel die Natur dann wieder „einbremsen“.

Aktueller Stand und Ausblick

Derzeit liegen wir im Bereich des Mittels oder allenfalls wenige Tage hinter dem üblichen Blühbeginn. Innerhalb der kommenden Tage ist durch die kräftige Erwärmung der Luft mit einem Vegetationsvorsprung zu rechnen. Ein Einsetzen des Birkenpollenflugs scheint zum Monatswechsel wahrscheinlich.