Polarluft reicht bis Nordafrika
Wie auf den Höhenkarten und Satellitenbildern schön zu erkennen ist, greift derzeit ein Höhentrog über Spanien und Portugal weit bis nach Marokko und Algerien aus und lenkt vermehrt kalte Polarluft in diese Regionen. Gleichzeitig liegt das korrespondierende Bodentief noch über dem spanischen Festland, verlagert sich aber am Sonntag weiter nach Osten über das Mittelmeer in Richtung Italien. Somit sind die Zutaten für markantes Wetter gegeben: zum einen haben wir es mit hochreichender Kaltluft mit Temperaturen teils unter -30 Grad in etwa 5,5 km Höhe zu tun, dann wird durch das Tief Hebung erzeugt und last but not least ist die Luft durch das wärmere Mittelmeer sehr feucht. Perfekte Bedingungen also für kräftige Schauer und Gewitter, die durchaus sintflutartige Regenmengen bringen und von heftigen Windböen begleitet werden.
Örtlich rund 200 Liter Regen bis Montag
Das Tief verlagert seinen Schwerpunkt bis Montag in den Golf von Genua und sorgt besonders in Norditalien für länger andauernde und kräftige Regenfälle. Da die feuchte Luft von Süden oder Südosten her gegen die Alpen strömt, setzen heftige Stauniederschläge ein. Besonders stark könnte das Piemont und demzufolge auch der Großraum Turin betroffen sein; dort prognostiziert das europäische Modell ECMWF bis Montagabend eine Niederschlagssumme von örtlich bis zu 200 Liter pro Quadratmeter. Diese Mengen könnten Überflutungen auslösen, aber auch Erdrutsche in den Alpen verursachen.
Heftiger Sturm an der französischen Küste
Doch auch an der Côte d'Azur muss mit kräftigen Schauern und eingelagerten Gewittern gerechnet werden. Zudem drohen heftige Sturmböen, zum einen bereits am heutigen Samstag, aber noch vielmehr am Montag, sobald auf der Rückseite des Tiefs die Kaltluft dann auch Südfrankreich erreicht und im Rhônetal kanalisiert wird. So kommt der bekannte Mistral zustande, der im Rhônedelta am Montag durchaus Sturmböen bringen kann, doch auch ein anderes lokales und nicht so bekanntes Windsystem kann am Montag verstärkt auftreten, nämlich die Tramontana.
Mit der Tramontana wird neben Südfrankreich auch im benachbarten Südspanien, in Italien und teils in Kroatien ein als kalt empfundener, unangenehm böiger Wind bezeichnet. Er ist auf eine recht kleine Region beschränkt. Im westlichen Mittelmeerraum tritt er zwischen Montpellier in Frankreich und der Bucht von Rasas in Spanien auf.
Mistral und Tramontana entstehen, wenn Luft polaren Ursprungs bei der richtigen nördlichen Windrichtung zwischen etwa Alpen und Zentralmassiv bzw. Zentralmassiv und Pyrenäen hindurch "gequetscht" wird. Durch diese Drängung kommt es zu einer deutlichen Windzunahme, man spricht auch von einem Kanalisationseffekt. Man könnte auch sagen, es handelt sich hierbei um eine Art Stromschnelle, nur dass hier anstatt Wasser die Luft beschleunigt wird.
Diese Wetterkonstellation ist am kommenden Montag gegeben, wobei vor allem von der Tramontana mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h orkanartige Böen oder gar Orkanböen auftreten können. Sowohl am Land als auch auf dem Wasser kann es daher recht turbulent werden.