Das Weihnachtswetter 2015 - ein Blick über den Tellerrand
Das Weihnachtswetter in Deutschland ist dieses Jahr so gar nicht winterlich. Tagsüber erreicht die Temperatur oft zweistellige Höchstwerte und die Nächte sind vielerorts frostfrei. Schnee und Eis fehlen fast überall. Auf der anderen Seite des Atlantiks ist einiges los in der Wetterküche: Beim Blick nach Nordamerika reiben sich selbst Meteorologen die Augen.
In Deutschland teils milder als in Bethlehem
Vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Osteuropa herrscht über die Weihnachtstage hoher Luftdruck. Den Gegenpart stellen nach wie vor atlantische Tiefdruckgebiete dar, was zu einer milden südwestlichen Strömung in Deutschland führt.
Der Heiligabend verläuft vor allem im Süden und Osten Deutschlands recht freundlich: Nach Auflösung einiger Nebelfelder scheint zeitweise die Sonne, und lockere Wolken bringen keinen Regen. Im Nordwesten des Landes macht sich die relative Nähe zu den Fronten eines Tiefdruckgebietes mit Kern nördlich der Britischen Inseln durch mehr Wolken bemerkbar, die hier und da etwas Regen bringen. Zudem wird es vor allem zur Nordsee hin windig. Am Bodensee und in der Oberpfalz sind die Höchstwerte eher verhalten, dort werden gebietsweise "nur" 8 Grad erwartet. Dagegen steigt die Temperatur im äußersten Westen von Nordrhein-Westfalen und im Breisgau mancherorts auf rund 15 Grad. Damit ist es stellenweise milder als in Bethlehem im Nahen Osten, wo am Heiligabend 14 Grad erwartet werden!
Am 1. Weihnachtsfeiertag gibt es eine Dreiteilung des Wetters in Deutschland: Zwischen dem südlichen Oberrheingraben und Niederbayern scheint oft die Sonne, wobei sich besonders zum Bodensee hin und entlang der Donau teils zäher Nebel hält. Weiter nördlich der sonnigen Regionen bringt ein Frontensystem recht dichte Wolken und gelegentlichen Regen. Im Norddeutschen Tiefland zeigt sich häufiger die Sonne und Schauer sind selten. Bei mäßigem bis frischem Südwestwind steigt die Temperatur in Norddeutschland meist auf Werte zwischen 8 und 10 Grad an; ähnliche Höchstwerte gibt es auch im äußersten Osten Bayerns. Zwischen Schwäbischer Alb und dem Raum Stuttgart werden örtlich um 15 Grad erreicht.
Der 2. Weihnachtsfeiertag bringt in Norddeutschland wolkenreiches und regnerisches Wetter. In der Mitte und im Süden gibt es einen weitgehend trockenen Wechsel aus Sonne und Wolken, auch Nebel ist gebietsweise wieder mit von der Partie. Entlang der Donau und am Bodensee werden "dank" Nebel etwa 7 Grad erwartet, während es mit rund 15 Grad am Niederrhein am mildesten wird.
Die Wetterküche in Nordamerika ist kräftig "am brodeln"
Über dem Mittleren Westen der USA liegt derzeit ein kräftiges Tiefdruckgebiet, das mit einem kräftigen und ausgedehnten Höhentief über dem Westen Nordamerikas korrespondiert.
Auf der Vorderseite wird warme und sehr feuchte Luft weit in den Osten der USA und Kanadas geführt. Die Abweichung der Temperatur im 850 hPa-Luftdruckniveau darf man getrost als extrem bezeichnen: In rund 1500 m Höhe ist die Luft mancherorts über 20 Grad zu warm! Auf der Rückseite des Tiefs wird dagegen kalte Luft aus Nordwesten bis Norden angezapft. Die Temperatur in 850 hPa ist an der Westküste der USA rund 8 Grad zu niedrig.
Im Süden des Bundesstaats Virginia wird am Heiligabend wohl ein Sommertag nach meteorologischer Definition mit mindestens 25,0 Grad erreicht, was ähnlich warm oder sogar noch etwas wärmer als im Westen Floridas ist. Selbst im Bundesstaat New York (und das sogar bis zur kanadischen Grenze) steigt die Temperatur auf rund 20 Grad. In San Francisco wird man bei knapp über 10 Grad ohne Jacke kaum auskommen, und in Seattle kann man sich bei maximal 7 Grad schon eher mit Glühwein oder ähnlichen warmen Getränken anfreunden.
Verbunden mit den großen Luftmassenunterschieden werden in den kommenden Tagen unwetterartige Niederschläge vor allem in der Osthälfte der USA erwartet. Derzeit gibt es von Louisiana bis in den Osten von Kansas und in den Süden von Illinois sowie von Florida bis nach South Carolina kräftige Schauer und Gewitter. Von New Mexico bis in den Bundesstaat Washington und nach North Dakota gibt es gebietsweise Schneefälle. Bis morgen früh werden 24-stündige Niederschlagssummen von 150 bis örtlich über 200 l/m² von den südlichen Appalachen bis in den Westen Floridas berechnet. In den darauffolgenden 24 Stunden sollen dort und an der Küste des Bundesstaats Mississippi stellenweise 200 bis 300 l/m² fallen. Danach soll sich das Haupt-Unwetterpotenzial für Überflutungen in die Staaten entlang des Mississippi verlagern.
Über Weihnachten geht die Temperatur im Osten der USA vielerorts deutlich zurück und nähert sich zumindest den Normalwerten wieder an.
Erwähnt werden sollte noch am Beispiel von Philadelphia, dass es auch in den letzten 2 Jahren in einigen Teilen Nordamerikas zu Weihnachten sehr mild war.
In Deutschland bleiben uns solche Wetterkapriolen wie in Nordamerika erspart, was vielleicht das milde und (zumindest aus meteorologischer Sicht) recht "langweilige" Wetter etwas relativiert. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall schon einmal schöne Weihnachtsfeiertage!