Über Herbststürme

In der kommenden Woche ziehen Sturmtiefs über Nordeuropa und beeinflussen auch den Norden Deutschlands. Wie entstehen sie?

Während noch Hurrikansaison ist, startet jetzt bei uns die Zeit, wo es wieder vermehrt Sturmtiefs gibt, die vom Atlantik her über West- und Mitteleuropa ziehen und schlimmstenfalls auch größere Schäden hinterlassen können. Das Orkantief CHRISTIAN Ende Oktober 2013 hinterließ beispielsweise vielerorts einen großen Sachschaden.

Wieso entstehen Herbststürme?

Der Grund dafür ist ein relativ großes Temperatur- und Druckgefälle von Nord nach Süd. Für den Temperaturgradienten ist der veränderte Sonnenstand über dem Horizont verantwortlich. Die Sonne wandert nun langsam in Richtung Äquator, wodurch der Winkel der Einstrahlung in den höheren Breiten abnimmt. Deswegen kühlt es sich in den nördlichen Teilen Europas ab, wogegen das Mittelmeer im Süden durch das warme Wasser wie eine Heizung fungiert. So entsteht auch der Druckgradient, weil die warme Luft im mediterranen Raum aufsteigt, sich über dem Norden abkühlt und dort absinkt.

Die Luft auf der Nordhalbkugel wird wegen der Corioliskraft nach rechts abgelenkt und ein Tiefdruckgebiet beginnt sich, entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen. An der Grenze zwischen der kalten und warmen Luft, der sogenannten Polarfront, möchte die Atmosphäre die Unterschiede mit Wind ausgleichen und bei entsprechenden großen Differenzen herrscht auch starker Wind und ein Sturmtief ist geboren.

Hohes Schadenspotenzial

Diese ungeheure Energie, die diese Orkantiefs (Windstärke 12) teilweise freisetzen können, verursachen immense Schäden. Es werden Dächer abgedeckt, Autos zerbeult, Bahnstrecken und Straßen von umgekippten Bäumen unpassierbar gemacht. Die Aufräumarbeiten können sich wochenlang hinziehen. Leider sind manchmal auch Menschenleben zu beklagen. Beim am Anfang erwähnten Orkantief CHRISTIAN starben europaweit mindestens 16 Menschen, davon 9 in Deutschland. Mit 191 km/h wurde die stärkste Windböe im Flachland auf Borkum und in Helgoland-Oberland gemessen. Eine detaillierte Betrachtung zu Orkantief CHRISTIAN gibt es bei den Kollegen der Unwetterzentrale nachzulesen.

In rund 10 Kilometern Höhe verstärkt sich dieser Effekt wegen der fehlenden Reibung und es werden sehr hohe Windgeschwindigkeiten bis über 500 km/h erreicht. Diesen so genannten Jetstream nutzen die Verkehrsflugzeuge, um energiesparend an ihren Zielort zu kommen. Dieser Strahlstrom verläuft aber relativ selten streng von West nach Ost, er mäandriert vielmehr in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. In den anderen Jahreszeiten sind diese Unterschiede auch vorhanden, dann sind sie aber nicht so stark ausgeprägt und die Luftmassengrenze liegt im Sommer in nördlicheren Regionen.

Spezialfall "Medicane"

Im Mittelmeer kann es dabei auch zu Medicanes kommen. Diese seltene Art von Stürmen zählt ebenfalls zu den Herbststürmen. Manchmal kommt es vor, dass sich Kaltluft aus Mitteleuropa zu dieser Zeit abspaltet und in der Höhe nach Süden zieht. Das warme Wasser des Mittelmeeres, das noch deutlich über 20 Grad warm ist, verdunstet und durch die Höhenkaltluft wird die Atmosphäre stark labilisiert. Bei einem Medicane kann es bis zu einer Ausbildung eines Auges kommen, ebenfalls mit Windspitzen in Orkanstärke und enormen Regengüssen.