Bonjour Tristesse
In großen Teilen Deutschlands herrscht seit Tagen ähnliches Wetter mit viel grau und gelegentlichem Regen oder Nieselregen. Nur in ganz wenigen Regionen findet man das trockene und sonnige Kontrastprogramm. Das Wetter könnte sich bundesweit bessern, doch steht diesem Vorhaben noch immer ein gewisses Druckgebilde im Wege.
Deutschland liegt im Bereich eines wetterbestimmenden Höhentiefs, welches seinen Schwerpunkt an diesem Dienstag von Österreich nach Ungarn und nachfolgend nach Südostpolen verlagern wird. Doch bedeutet dieser Umstand nicht, dass das Wetter von jetzt auf gleich freundlicher wird. Zwar herrscht im sogenannten Bodendruckfeld heute mit etwa 1020 bis 1025 hPa bereits hoher Luftdruck, doch wird die bodennahe feuchte und nebelanfällige Luft mangels fehlender Dynamik nicht „ausgeräumt“. Diese „feuchte Pampe“ bekommen wir nur durch merklich messbaren Wind und/oder reichlich Einstrahlung weg. Letzteres ist im Winterhalbjahr allerdings nur schwer umsetzbar.
Wir gelangen heute also auf die Rückseite des Höhentiefs und dies geht mit oftmals dichter Bewölkung bzw. neblig-trübem Wetter mit zeitweiligen Niederschlägen einher. Wären wir im Bereich der Rückseite eines Bodentiefs, so würde ein Wechsel von Sonne und Wolken resultieren. Da es sich um ein kaltes Höhentief handelt, kann man auch von einem Kaltlufttropfen sprechen und diese weisen im Bodenfeld keine oder nur eine schwach ausgeprägte (zyklonale) Zirkulation auf. Sie nehmen vor allem im Winterhalbjahr, deutlich seltener im Sommer Einfluss auf unseren Wetterablauf. Man kann sich dieses Gebilde als das Produkt eines Abtropfprozesses (Cut-Off) vorstellen. Es handelt sich um meteorologische Erscheinungen, welche sich von den Hauptströmungen trennen und im Gegensatz zu den Bodenzyklonen keine Fronten aufweisen. Letztendlich sind es mehr oder weniger runde bzw. kreisförmige Gebilde mit einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern, in deren Zentrum sich die kälteste Luft befindet.
Für die Vorhersage stellen Kaltlufttropfen immer eine besondere Herausforderung dar. Es ist sehr schwierig zu sagen, wo die Wolkendecke größere Lücken bekommt, wo sich daraufhin Nebel bildet und welche Sprünge die Temperatur im Tagesverlauf macht. Immerhin ist heute die Wahrscheinlichkeit für Aufheiterungen im Süden Baden-Württembergs und am Alpenrand gegeben. Und auch an der Nordseeküste wird es Menschen geben, die sich über ein paar sonnige Momente freuen.
Am Mittwoch soll sich der Schwerpunkt des Höhentiefs von Südostpolen weiter nach Weißrussland verlagern. Wir bleiben demnach auf der Rückseite liegen und sollten uns abermals auf graues und recht trübes Wetter einstellen. Allerdings kommt langsam etwas mehr Schwung in die Kiste, da sich vom Seegebiet südlich von Island ein waschechtes Bodentief der Nordsee nähert. Erst im Laufe des Donnerstags sind wir das Höhentief los, doch früher oder später kommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der nächste Kaltlufttropfen.